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Am Busbahnhof in Bad Urach gibt es jetzt einen Bücherschrank

Die Bücherschrank-Initiatorinnen  Martina Kübler (links) und Aniko Kraus freuen sich, dass das Projekt läuft und bereits in der
Die Bücherschrank-Initiatorinnen Martina Kübler (links) und Aniko Kraus freuen sich, dass das Projekt läuft und bereits in der ersten Woche gut angenommen wurde. FOTO: OECHSNER
Die Bücherschrank-Initiatorinnen Martina Kübler (links) und Aniko Kraus freuen sich, dass das Projekt läuft und bereits in der ersten Woche gut angenommen wurde. FOTO: OECHSNER

BAD URACH. Klappe auf, Buch reinstellen oder eines rausnehmen: Das Prinzip Bücherschrank funktioniert ganz einfach, ist aber effektiv, weil niederschwellig. Wer noch lesbare und nicht zerfledderte Bücher hat, sie aber nicht mehr will, kann sie auf diesem Weg unkompliziert abgeben. Und Menschen, die gerne lesen und aus irgendwelchen Gründen gerade keines kaufen möchten oder können, dürfen sich Literatur aus dem eigens dafür gebauten Bücherschrank holen.

Seit rund einer Woche steht er nun am Busbahnhof. Zu Beginn haben ihn die Initiatorinnen Martina Kübler und Aniko Kraus mit Werken aus ihren eigenen Alt-Beständen bestückt. Doch nun befinden sich immer mehr Bücher darin, die tatsächlich dort auch abgestellt wurden.

Das Spektrum ist so groß, wie die Leselust der Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist: Neben einem Wanderführer Schweden stehen zwei Krimis von Henning Mankell, ein Kochbuch der türkischen Küche befindet sich ebenso darin wie englische Literatur und jede Menge Romane – kitschig, ernst, unterhaltsam, zu den Klassikern zählend oder fast nigelnagelneu. Was laut Aniko Kraus noch etwas fehle seien Kinderbücher. Oder anders herum gesagt; Wenn welche reingelegt werden, sind sie auch schnell wieder weg.

In haushaltsüblichen Mengen

Das Prinzip Bücherschrank ist zwar einfach, der Erfolg hängt aber von der Solidarität der Menschen und ihrer Eigenverantwortung bei der Einhaltung der wenigen, aber wichtigen Regeln ab: Bücher sollen nur in haushaltsüblichen Mengen herausgenommen werden, ebenso soll der Bücherschrank nicht überfrachtet werden. Das heißt: Bücher sollen nur reingestellt werden, wenn genug Platz für eine einreihige Aufstellung ist. Das Drumherum und das Obendrauf sollte sowieso Tabu sein. Grundsätzlich seien alle Bücher willkommen, unterstreichen die beiden Bücherfrauen.

Doch bei Sachbüchern oder Reiseführern sollte man sich ganz genau überlegen, ob die überhaupt noch aktuell und womöglich viel zu speziell sind. Und eine Bitte sei sehr wichtig: »Bitte keine Schulbücher, religiöse, politische oder jugendgefährdende Schriften, Zeitschriften oder Prospekte«, heißt es im ausgehängten Regelwerk.

Zweieinhalb Jahre dauerte es von der Idee bis zur Einweihung des Bücherschranks, vor allem Corona hat für diesen langen Zeitraum gesorgt. »Wir haben gemerkt, dass man einen langen Atem braucht und nicht aufgeben darf«, bilanziert Martina Kübler.

Von der Stadt seien sie sehr gut unterstützt worden, unter anderem bei der Suche nach einem geeigneten Standort, und eine örtliche Schreinerei habe sich auch sofort bereit erklärt, den Bücherschrank zu bauen. Da es sich bei der Aktion der beiden Bad Uracherinnen um eine Privatinitiative handelt, musste das zentrale Möbelstück über Spenden finanziert werden. Das hat zur großen Freude von Aniko Kraus auch geklappt. Mehr noch: Die Spendensumme sei höher als benötigt, somit könne noch eine Beschriftung angebracht werden.

Eine Sitzbank kommt noch

»Wir haben uns in der Vorbereitung sehr gut ergänzt«, berichtet Aniko Kraus von der Zusammenarbeit mit Martina Kübler. Die zieht sich nach der Anschubhilfe aber zurück, ein motiviertes Team von sieben engagierten Frauen kümmert sich künftig ehrenamtlich um den Bücherschrank. »In der Anfangszeit schauen wir sehr engmaschig, dass nichts im Bücherschrank ist, was da nicht sein soll«, erklärt Aniko Kraus. Jede Frau übernimmt vorerst einen Wochentag und schaut auch nach der Sauberkeit im und um den Bücherschrank herum.

Noch ist nicht alles so, wie es mal sein soll: Eine Sitzbank wird demnächst aufgestellt, damit die Nutzer auch mal in Ruhe in den Büchern schmökern können.

Die ersten Rückmeldungen seien positiv, das Prinzip komme an: »Ich habe hier auch schon einige nette Gespräche geführt«, erzählt Vielleserin Kraus. Denn eigentlich soll rund um den Bücherschrank auch ein Ort der Kommunikation entstehen, wo sich Menschen treffen und sich unterhalten können. Über Literatur, aber nicht nur. (GEA)