BAD URACH. »Ausverkauft«: Das weithin sichtbare Schild am Kassenhäuschen sorgte am Donnerstag bei Spontanbesuchern für lange Gesichter, Open-Air-Kino-Macher Thorsten Hail dagegen strahlte am Auftaktabend der Traditionsveranstaltung übers ganze Gesicht. »Es kann doch keinen schöneren Start geben als heute«, freute er sich über einen rundum gelungenen ersten Kinoabend unter freiem Himmel, an dem das Wetter mitspielte wie selten einmal. Mitgebrachte Decken wurden bei mediterranen Temperaturen allemal als Sitzgelegenheit benutzt, Jacken blieben vielfach ungenutzt an den Stühlen hängen. Und wem es vielleicht doch etwas fröstelte zwischendurch, der lachte sich warm bei »Guglhupfgeschwader«. Die inzwischen achte Verfilmung der Geschichten rund um den niederbayerischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer sorgte für allerbeste Unterhaltung unter den 450 Besuchern – mehr Kapazitäten gibt’s im Schlosshof nicht: »Wir haben es schon ein bisschen darauf angelegt, mit einem Erfolg zu starten«, gibt Hail zu. Aber: »Man weiß vorher ja nie, ob das Wetter mitspielt.«
»Wer regelmäßig im Kino war, kennt die älteren Filme«
München, Köln, Dresden und eben Bad Urach: Die Krimikomödie startete am Donnerstag bundesweit, das Forum reihte sich ein in die Welt der großen Kinos. Normalerweise sei es schwierig, für ein kleines Kino wie das Forum 22 beim Bundesstart mit dabei zu sein, aber die Zusammenarbeit mit dem Verleih funktioniere hervorragend seit die Bad Uracher vor ein paar Jahren einfach mal nachgefragt hatten. So wie’s derzeit aussieht, könnte die zweite »Guglhupfgeschwader«-Aufführung am nächsten Mittwoch ebenfalls ausverkauft sein: »Der Vorverkauf läuft gut«, so Thorsten Hail, der Run auf die Tickets für »Monsieur Claude und sein großes Fest« am Mittwoch sei ebenfalls groß. Bei den anderen Filmen würde es hinsichtlich des Vorverkaufs noch Luft nach oben geben – aber auch da blickt er zuversichtlich in die Zukunft. Der Langzeitwetterbericht jedenfalls weist auf stabile Wetterverhältnisse und damit ungetrübte Freiluft-Kinoabende hin.
Die Mischung zwischen neuen und alten Filmen macht’s, heißt das Motto in dieses Jahr: »Wer regelmäßig im Kino war, kennt die älteren Filme«, erklärt Thorsten Hail. Man habe aber keine Experimente eingehen wollen und auf Nischenfilme verzichtet, um so vielen Menschen wie möglich den Kinogenuss unter freiem Himmel zu ermöglichen. Zwei Jahre fand das Open-Air Kino laut Hail »mit angezogener Handbremse statt«: Die Coronaregeln hatten einen eingeschränkten Betrieb mit Sicherheitsabständen ermöglicht, darüber hinaus gab’s Platzkarten – dieses System hat ausgedient. Ab 19.30 Uhr ist Einlass, Stammgäste kommen frühzeitig und verbinden den Kinobesuch in der Regel mit einem gemütlichen Beisammensein im Vorfeld bei Bier und Wein, Gegrilltem, Popcorn oder Waffeln.
»Es kann doch keinen schöneren Start geben als heute«
»So früh war’s selten einmal so voll wie heute«, stellte Hail mit Blick auf die Outdoor-Gastronomie fest. »Für viele Besucher ist dieses Vorspiel fast so wichtig wie der eigentliche Film.« Und was nicht zu vergessen ist: Begegnungen fanden in der Pandemie so gut wie keine statt, jetzt wird vieles nachgeholt.
Thorsten Hail hofft, dass einige Open-Air-Kinobesucher später auch den Weg in die Kinosäle finden: »Wir haben ein Publikumsproblem«, fasst er die etwas angespannte Situation zusammen. Große Veranstaltungen seien sehr gut besucht, ins Theater oder Kino würden die Menschen noch nicht so wie in Vor-Pandemiezeiten gehen – die Gründe könne man sich nicht erklären. Doch die Sorgen bleiben bis zum letzten Film am Samstag 13. August erst einmal außen vor, dann ist auf der Leinwand im stimmungsvollen Schlosshof der neuste James Bond zu sehen. Wie es im Augenblick aussieht, wird im Jubiläumsjahr 2023 – dann findet das Open Air Kino zum 30. Mal statt – der traditionelle Veranstaltungsort wegen der Renovierung des Schlosses nicht zur Verfügung stehen. Über Alternativen wird nachgedacht, die Lösung gibt es nach Auskunft von Thorsten Hail indes noch nicht. (GEA)