METZINGEN. Es war der zwanzigste und letzte Metzinger Spendenlauf, den Gerd Schramm organisiert hatte und vielleicht einer der schönsten. Nicht nur die Sonne des Spätsommers strahlte am Sonntag wie selten über dem Metzinger Otto-Dipper-Stadion.
Im letzten Jahr hatte der Erfinder das Benefiz-Ereignis aus Gesundheitsgründen absagen müssen. Diesmal stemmten er und sein Team mit Gattin Iris Schramm an der Spitze, aber auch die vielen Freiwilligen des Hauptbegünstigten, des Kulturforums um Karl-Heinz Hug, erfolgreich gegen alle Hemmnisse im Vorfeld. Auch dem Luna-Filmtheater soll ein Teil der erlaufenen Spenden zukommen. »Volles Programm, voll engagiert«, beschrieb Hug die gemeinsame Planung.
Beispiel: die Musiker von Californian Dreams, die auf der Tribüne spielten: Gerd Schramm hatte Jochen Kaut einfach mal angesprochen, als er die Acoustic Band Open Air auf seinem geliebten Laufberg Florian sah. Und die Kohlberger Acoustic-Band mit Gitarren-Percussion und Frontfrau Franzi Brändle hatte sofort zugesagt, »absolut honorarfrei«. Sie hätten sich ja auch gefreut, nach Corona überhaupt mal wieder auftreten zu können, sagte Jochen Kaut ins Mikro, nachdem er den gerade gestarteten Läufern wegen der Hitze den Wunsch mitgegeben hatte: »Kippt nicht um!«
Keiner kippte um, auch nicht Baubürgermeisterin Jacqueline Lohde, die sich im schwarzen Laufdress und mit ansteckender Begeisterung gleich der ersten Gruppe angeschlossen hatte, die um 15 Uhr antrat: Apotheker und Mediziner, Stadtverwaltung, Gemeinderat und dessen Jugend, dazu Banken und CVJM bildeten da traditionell wieder den Kern.
Einzig die siebenjährige Mia, die als vielleicht Jüngste mitlaufen wollte, traf direkt beim Start ein Insekt, wahrscheinlich eine vom Startschuss erschreckte Wespe, stach mitten ins Gesicht. Ersten Trost und Hilfe fand sie bei Dr. Helmut Feth, auch einem Veteranen des Spendenlaufs und Freund Gerd Schramms.
Ganz im Glück war auch der Hausherr über seine vielleicht liebsten Gäste. Helmut Thüringer ist beim Gartenamt der Stadt auch für das Otto-Dipper-Stadion zuständig und hatte alles tipptopp hergerichtet für den letzten Spendenlauf unter der Regie von Gerd Schramm: »Das ist doch klar, dass dafür hier alles wie geleckt aussieht«, flachste der Stadionwart.
Wie selbstverständlich traten als Truppe und treue Unterstützer des Spendenlaufs in all den Jahren die Läufer der vielen Lauftreffs und Sportvereine zu ihren Runden an. Darunter mischte sich das Team des Kulturforums und die begnadeten Läufer, die den Arbeitskreis Asyl vertreten, seit der vor einigen Jahren mal die Rekordspende von 48 000 Euro für die Flüchtlingshilfe in Empfang nehmen konnte.
Ganz so hoch war das Aufkommen beim möglicherweise letzten Spendenlauf – Gerd Schramm hat noch keinen Nachfolger gefunden – nicht: Zusammen mit einer Firmenspende überschlugen die Helfer am Ende eine Spendensumme von rund 7 800 Euro, gutes Mittelfeld im Vergleich der 20 Jahre. Läuferveteran und Benefiz-Patriarch Gerd Schramm, 76 Jahre alt, lebt trotz schwerer Krankheit jetzt auf den nächsten Ermstal-Marathon hin, den er auch erfunden hat. (GEA)