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Aktuell Verkehr

Schnellbus Expresso in der Krise

Wie andere Angebote im Öffentlichen Nahverkehr leidet auch der Airportbus Expresso an Fahrgastrückgängen

Schnellbus Expresso: Von Pfullingen/Reutlingen über den Reutlinger Nordraum zum Flughafen Stuttgart
Der Schnellbus Expresso, der von Pfullingen/Reutlingen über Stadtteile im Reutlinger Nordraum sowie Pliezhausen nach Echterdingen zum Flughafen verkehrt, hat seit Ausbruch der Corona-Krise beim Fahrgastaufkommen starke Rückgänge hinnehmen müssen. Hier eine Aufnahme von einer Haltestelle in Oferdingen, die der Bus von Pliezhausen her erreicht, dann weiter nach Rommelsbach fährt. Foto: Michael Merkle
Der Schnellbus Expresso, der von Pfullingen/Reutlingen über Stadtteile im Reutlinger Nordraum sowie Pliezhausen nach Echterdingen zum Flughafen verkehrt, hat seit Ausbruch der Corona-Krise beim Fahrgastaufkommen starke Rückgänge hinnehmen müssen. Hier eine Aufnahme von einer Haltestelle in Oferdingen, die der Bus von Pliezhausen her erreicht, dann weiter nach Rommelsbach fährt.
Foto: Michael Merkle

PLIEZHAUSEN. Für den Öffentlichen Nahverkehr war das vergangene Jahr spätestens ab März ziemlich katastrophal. Die Corona-Pandemie kam, die Fahrgäste blieben fern. Und das nicht nur in extremer Form im ersten Shutdown im Frühjahr. Zwar stieg die Zahl der Nutzer von Bussen und Bahnen dann wieder im Lauf des Jahres an, erreichte aber, so die Tendenz in bisherigen Betrachtungen, bei Weitem nicht das Ausgangsniveau.

In der Sitzung des Reutlinger Kreistags vor der Weihnachtspause ging es bei der Haushaltsberatung auch um den Verkehrsverbund Naldo, um die Idee eines Aktionswochenendes für die Bewerbung des ÖPNV, das zur Initiative für die Rückgewinnung von Kunden gehört.

Der Flughafenbus Expresso, der von Pfullingen und Reutlingen weiter über den Nordraum der Stadt und Pliezhausen zum Flughafen in Echterdingen fährt, ist da ebenfalls betroffen. Nicht nur als ein Angebot des ÖPNV, das eine Verbindung in den Großraum Stuttgart, zum S-Bahn-Netz schafft, auch als eine Linie, die Leute über die B 27 zum Flieger und von diesem wieder zurückbringt oder auch zur Messe. Das Flugzeug war, abgesehen von einer Phase im Sommer 2020, für viele Leute im vergangenen Jahr und auch weiterhin nicht das Verkehrsmittel der Wahl für Reisen, die zeitweise und zu vielen Destinationen zudem nur sehr eingeschränkt möglich waren – und sind.

Staugeplagter Bus

Das Jahr 2020 startete für den Expresso schon nicht gut. Im Januar schrammte ein Tieflader in einer Kurve in Gniebel einen Bus, viele Fenster gingen zu Bruch, eine Frau verletzte sich durch umherfliegende Splitter im Gesicht. Auf Nachfrage zur Entwicklung der Expresso-Fahrgastzahlen im vergangenen Jahr teilt das Landratsamt mit, dass diese im Januar und Februar zwischen Gniebel und dem Flughafen noch über den Zahlen der entsprechenden Monate im Vorjahr 2019 lagen.

Ab März 2020, mit Beginn des Shutdowns, seien die Fahrgastzahlen stark zurückgegangen. Die Fahrgastzahlen, so führt Pressesprecherin Christine Schuster weiter aus, hätten sich, je nach aktueller Corona-Lage, bei rund 30 bis 50 Prozent der Vorjahrswerte eingependelt.

Wie es im »Binnenverkehr« aussieht, also im Gebiet zwischen Gniebel und Pfullingen, wo die Schnellbuslinie als Angebot andere Linien im Netz ergänzt, teilt der Reutlinger Stadtverkehr (RSV) mit. »Die Nachfrage im Expresso-Binnenverkehr ist wie im übrigen Stadtverkehr im Jahr 2020 sehr starken Schwankungen ausgesetzt gewesen. Mit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 sanken die Fahrgastzahlen massiv«, fasst Bernd Kugel zusammen. Der stärkste Einbruch sei im April verzeichnet worden. Nach einer geringfügigen Erholungsphase von Juni bis November sei der Fahrgastrückgang im Dezember wieder angezogen.

Die Schnellbuslinie wird mit Blick auf die Fahrdauer mitunter auch als zu »gemütlicher Expressbus« kritisiert. Das ist nicht nur der einst ausgeklügelten Linienführung geschuldet, die im Gegenzug für mehr Anbindungen auch in Rommelsbach, Oferdingen und Pliezhausen sorgt, es liegt auch an der staugeplagten B 27, wo der Bus in verkehrsreichen Stoßzeiten zeitlich an seinen Fahrplangrenzen stößt. Noch bis Ende 2019 war in diesem Zusammenhang die Option einer Extra-Busspur auf der B 27 ein Thema, auch im Walddorfhäslacher Gemeinderat. Die Bürgermeisterin der Gemeinde, Silke Höflinger, setzte sich schon länger dafür ein, dass diese Anbindung mit dem Expresso an den Flughafen und an den Großraum Stuttgart verbessert wird.

Bauliche Verbesserungen an B 27

Daran geknüpft wären drei nötige Fahrspuren in beide Richtungen. Zur Busspur, so die Überlegungen, könnte die bisherige Standspur werden. Nicht zuletzt die Phase mit einer großen Straßenbaustelle soll gezeigt haben, dass in Verbindung mit einer Tempo-Reduktion eine dreispurige Verkehrsführung möglich ist. Fahren die Fahrzeuge auf der B 27 langsamer, wäre dies zudem eine Verbesserung in Sachen Verkehrslärm in diesem Gebiet.

Der Vorstoß, den Standstreifen exklusiv für Busse freizugeben, war bisher erfolglos. Landesverkehrsminister Winfried Hermann erteilte dem Ansinnen im März 2019 eine Absage. Die Begründung: Für eine dreispurige Verkehrsführung mit einer Busspur seien die baulichen Anforderungen bei der B 27 nicht gegeben.

Voraussichtlich bis zum Jahr 2030 soll aber die B 27 im Abschnitt zwischen dem Aichtal und dem Flughafen dreispurig in beide Richtungen ausgebaut werden. Das ist insofern für den Verkehrsfluss eine positive Perspektive, da es die größten Stauprobleme in Fahrtrichtung Stuttgart nach der Aichtalbrücke auch bedingt durch die Auffädelung der B 312 gibt.

»Für die Einrichtung einer Busspur auf der B 27 sind uns derzeit keine neuen Überlegungen/Ansatzpunkte bekannt«, so Landratsamts-Sprecherin Christine Schuster. Sie verweist aber darauf, dass zwischen den Anschlussstellen B 312 und Filderstadt-Bernhausen die Einrichtung eines durchgehenden »Verflechtungsstreifens« geplant ist, mit erwartbarem besseren Verkehrsfluss. Eine Art Vorstufe zum dreispurigen Ausbau. Der Umsetzungszeitpunkt sei noch unklar. (GEA)