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Lied-Romantik alt und neu: Florian Prey & Co. in der Uracher Schlossmühle

Sie gehört zu den Herbstlichen Musiktagen dazu: die Matinee mit Festivalleiter und Sänger Florian Prey. Diesen Sonntag brachte er außer dem bewährten Klavierbegleiter Florian Uhlig die junge Sopranistin Katharina von Hassel mit. Und brandneuen Liedstoff.

Katharina von Hassel und Florian Prey im Duett.
Katharina von Hassel und Florian Prey im Duett. Foto: Susanne Eckstein
Katharina von Hassel und Florian Prey im Duett.
Foto: Susanne Eckstein

BAD URACH. »Seelenflügel« nannte sich die Matinee im Rahmen der Herbstlichen Musiktage am Sonntagmorgen in der Bad Uracher Schlossmühle. Einmal bei den Musiktagen, so ist es Brauch, lädt Festivalleiter Florian Prey zu einem eigenen Konzert, diesmal verstärkt nicht nur durch seinen Stammklavierpartner Florian Uhlig, sondern auch durch die Sopranistin Katharina von Hassel. »Lieder zwischen Welt und Traum« waren angesagt: zum einen Kunstlieder der Romantik von Brahms, Cornelius und Hugo Wolf – zum anderen Eigenkompositionen Florian Preys, großteils aus diesem Jahr und im Rahmen der Musiktage uraufgeführt. Lobenswert: das gut gemachte Textblatt. Eher lästig: die Überlänge der Matinee mit 38 Vertonungen.

Der romantische erste Teil war klug in Werkgruppen gegliedert, darunter bekanntere Lieder wie Brahms‘ »Feldeinsamkeit« oder Hugo Wolfs »Verborgenheit«. Abwechselnd loteten von Hassel und Prey die Tiefen von Text und Musik aus. Schien der Vortrag der jungen Sängerin zu Beginn noch fast zu leichtgewichtig dafür, zeigte sie sich zunehmend als souveräne Interpretin, die für ihr jugendliches Alter (sie studiert an der Musikhochschule Leipzig) über eine bemerkenswert sicher geführte, zur Nuancierung fähige Sopranstimme verfügt. Spontanen Applaus erntete sie mit dem »Elfenlied« von Hugo Wolf nach Mörike, dessen scherzhaften Charakter sie mühelos traf.

Feinfühliger Klavierpart

Ergänzt wurden die Lieder durch zwei Duette von Peter Cornelius; als kleinen Höhepunkt konnte man dessen leicht ironisch nachgezeichneten »Auftrag« (nach Hölty) sehen. Pianist Uhlig erwies sich als ebenbürtiger Partner, der mit differenziertem Anschlag und viel Einfühlung die Werke mitdachte und mitgestaltete. Auch die sprechenden Pausen für das Ungesagte erhielten die gebührende Aufmerksamkeit.

Im zweiten Teil kamen ausschließlich Neuvertonungen von Florian Prey zu Gehör, den man als Neoromantiker bezeichnen kann. Sein Kompositionsstil erinnert bisweilen an Schubert, Schumann & Co., die vertonten Texte stammen oft von Dichtern der Romantik. Dabei gehe es ihm darum, »okkulten Realitäten klangliche Gestalt« zu verleihen und »moderne mystische Inhalte zu transportieren«.

Fordernde Vertonungen

Zwar erwies sich Preys Tonsprache als großteils schlicht und dicht am Wort; doch mit Blick auf die in Töne gesetzten Texte unterschiedlichster Dichter deutscher und englischer Zunge hatte man mehrere Hürden zu überwinden: erst einmal den Nachvollzug der oftmals verrätselten Zeilen und Bilder; danach in manchen Fällen den Weg vom englischen Original zur deutschen Übersetzung und des weiteren zu Preys individueller Tonsprache.

Zwei Besonderheiten prägten diesen zweiten Teil: zunächst eine kleine Reihe japanischer Miniaturen, die Katharina von Hassel in jugendlicher Schlichtheit zugleich natürlich und rätselhaft zur Geltung brachte. Ihnen folgte Preys neu komponierter »Mystical Song Cycle« mit dem Titel »Dreamland«, in dem Lyrik von Lasker-Schüler, Shelley, Dickinson, Liliencron, Yeats und anderen mittels Klavier-Überleitungen aneinandergebunden werden.

In altenglischem Stil

Danach wäre eigentlich Zeit zum Nachdenken oder Mittagessen angebracht gewesen, doch zuvor mussten noch eine weitere neun Lieder absolviert werden. Vielleicht hätte man die nicht sonderlich abwechslungsreichen Vertonungen nach Schmid-Noerr, Steffen, Goethe, Stöcklin und Teasdale besser zu einer anderen Gelegenheit aufgeführt. Ein Text jedoch stach heraus: ein in altenglischem Stil gearbeitetes Gedicht von Florian Uhlig mit dem Titel »How sweet and lovely«, das Prey in scherzhaftem Parlando vertont hat.

Die Matinee endete mit einem nicht übersetzten italienischen Zitat (»Die Liebe, die Sonne und Sterne bewegt«), anerkennendem Applaus und einer lockeren Dreingabe im Duett. (GEA)