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Aktuell Freilichtbühne

Komödienkapriolen im Ritter-Ambiente für GEA-Leser

GEA-Leserfahrt zum »Laible und Frisch«-Stück »Urlaubsreif« bei den Burgfestspielen Jagsthausen

Gruppenbild mit den GEA-Lesern auf der Bühne der Burgfestspiele nach der Aufführung. Vorne sitzend von links die Darsteller Ulr
Gruppenbild mit den GEA-Lesern auf der Bühne der Burgfestspiele nach der Aufführung. Vorne sitzend von links die Darsteller Ulrike Barthruff und Simon Licht, Regisseurin Eva Hosemann und Produzent Scheiffele. Foto: Knauer
Gruppenbild mit den GEA-Lesern auf der Bühne der Burgfestspiele nach der Aufführung. Vorne sitzend von links die Darsteller Ulrike Barthruff und Simon Licht, Regisseurin Eva Hosemann und Produzent Scheiffele. Foto: Knauer

JAGSTHAUSEN. Was hat die Bäcker-Saga »Laible und Frisch« nicht alles für Wandlungen durchgemacht, seit sie der Dettinger Filmproduzent Frieder Scheiffele vor über zehn Jahren ersann. Als Fernsehserie flimmerte sie über die Mattscheiben, als Theaterstück fegte sie über die Bühne der Komödie im Marquardt, als Kinofilm wurde sie zur »Mission Impossible«-Parodie – nun hat es der Stoff als Open-Air-Boulevardtheater ins Programm der Burgfestspiele Jagsthausen geschafft.

50 GEA-Leser machten sich am Freitag auf mit einer vom GEA und Scheiffeles Produktionsfirma Schwabenlandfilm organisierten Fahrt, um diese jüngste Wandlung des Stoffs unter die Lupe zu nehmen. Es ist schon ein erhebender Anblick, als der Bus nach zwei Stunden Fahrt an der Götzenburg in dem idyllischen Flecken Jagsthausen vorbeirollt. Hier in dieser liebevoll restaurierten Anlage lebte also der berühmte Götz von Berlichingen, der in Form von Goethes Drama den Kern der Burgfestspiele bildet. Im realen Leben war er hier allerdings nur als Kind.

Es reicht noch eine flüchtig gebratene »Festspielwurst«, dann sitzen wir auf den Zuschauerrängen im Burghof, der atemberaubend die Ritterwelt vor Augen führt. Dieses Mittelalter-Flair kontern Autor Sebastian Feld, Ideengeber Scheiffele und Regisseurin Eva Hosemann galant mit der Gegenwart. In der Komödie »Urlaubsreif« wird die Burg zum Schlosshotel, für das Bäcker-Patriarchin Marga Laible (Ulrike Barthruff) und ihre trinkfeste Freundin Uschi Stammer (Monika Hirschle) bei einem Kreuzworträtsel einen Aufenthalt gewonnen haben. Margas Erzfeind, Backfabrik-Chef Manfred Frisch, mietet sich derweil mit seiner blutjungen Gespielin Kicki (Luisa Meloni) ein auf der Suche nach einer Immobilien-Anlage. Dazu kommen ein Heiratsschwindler, ein Service-Androide am Empfang und ein Hotelbesitzer kurz vor dem Bankrott.

Hotelier auf Anti-Erotik-Mission

Durch Missverständnisse werden Marga und Uschi als Gräfin und Baronin hofiert, Frisch und Gespielin jedoch in den Kasematten einquartiert. Während die Flirtversuche Fahrt aufnehmen, versucht Hotelchef Blauenfest (Henning Karge) verzweifelt, jegliche erotische Betätigung zu unterbinden – geht doch ein rachsüchtiger Ahn immer am nämlichen Tag daran, die Familie Blauenfest durch einen Exzess von Sex und Gewalt zu dezimieren.

Das Ganze ist schon reichlich überdreht und konstruiert – aber gerade so ergeben sich herrlich absurde Momente. Etwa wenn Obermacho Frisch seine sextolle Flamme stehen lässt, um mit dem Androiden über die Dialektik des schwäbischen Humors zu diskutieren. Wenn Sexbombe Kicki zum feministischen Diskurs ausholt. Oder wenn Marga den Roboter am Tresen in die Geheimnisse des Tratschens einweiht. Überhaupt ist der von Christian Bock verkörperte Kunstmensch ein Knaller, auch wenn Autor Feld ihn gegen Ende etwas aus dem Blick verliert.

Eva Hosemann würzt den Komödienreigen mit reichlich Slapstick. Immer wieder kippen die aufblasbaren Sitzmöbel. Mit dem Auftauchen des Höllenschnaps kredenzenden Ahnherrn zur Geisterstunde steuert die Sache einem wunderbar ins Fantastische abhebenden Höhepunkt zu.

Die wahre Stärke des Spektakels sind aber die treffend gezeichneten Charaktere: Simon Licht als herrlich prahlerischer Obermacho Frisch; Ulrike Barthruff als flirtbereite Familienpatriarchin; Monika Hirschle als kernig-lebenslustige Uschi; dazu Luisa Meloni als durchtriebene Kicki, Christopher Krieg als Betrüger mit französischem Charme, Henning Karge als chaotischer Hotelbesitzer und Christian Bock als smarter Androide. Nur bei dem erst vertrottelten, dann mit Schillerzitaten um sich werfenden Kommissar von Norbert Ulmer weiß man nicht so recht, wo das Stück mit ihm hin will.

Nach eineinhalb vergnüglichen Stunden treffen sich Darsteller und Regisseurin mit den GEA-Lesern zum Plausch am Bühnenrand. Wobei man erfährt, dass es gar nicht so leicht ist, die aufblasbaren Sitzmöbel in die richtige Richtung kippen zu lassen. Und dass der Filmdreh auf der Achalm bei brüllend heißem Sommerwetter noch in bester Erinnerung ist. »In den Pool springen durfte nur einer«, schmunzelt Simon Licht. Das war Winfried Wagner, der sich die Bühnenstrapazen altersbedingt diesmal nicht zumuten wollte.

Falls es einen zweiten Kinofilm gibt, ist Wagner aber wieder mit dabei, wie Scheiffele verriet. Der Streifen ist auch schon geplant; ob es ihn geben wird, hängt von der Finanzierung ab – es fehlt noch eine Förderzusage des SWR. (GEA)

AUFFÜHRUNGSINFO

»Urlaubsreif« ist bei den Burgfestspielen Jagsthausen noch am 25. Juli sowie am 4., 6., 11., 13., 17. und 22. August zu sehen, jeweils um 20.30 Uhr. (GEA)

www.burgfestspiele-jagsthausen.de