DETTINGEN. Bis auf wenige Plätze war die Schillerhalle gefüllt, als das VHS-Orchester unter der Leitung von Paula Stark am Sonntag zu einem musikalischen Streifzug durch Italien und die Welt des Kinos einlud. Die studierte Schulmusikerin, die das Orchester bereits seit 1998 dirigiert und zugleich dessen Vorsitzende ist, führte souverän durch ein abwechslungsreiches Programm zwischen Klassik und mitreißenden Filmmelodien. Am Samstag hatte man bereits eine gut besuchte Aufführung hingelegt.
Der Auftakt mit Rossinis energiegeladener Ouvertüre zu »Der Barbier von Sevilla« ließ die Zuhörer gleich in mediterrane Welten eintauchen. Es folgten das gefühlvolle Intermezzo aus Pietro Mascagnis Oper »Cavalleria rusticana« sowie Sergej Rachmaninows kraftvolles Prélude op. 23 Nr. 5 in g-Moll, ursprünglich für Klavier. Schon bald wird das Orchester zu einer Konzertreise nach Italien aufbrechen, wo drei Auftritte rund um Pistoia mit dem Programm des Konzerts geplant sind. Mit fast 60 Musikern hat das VHS-Orchester eine beachtliche Größe erreicht.
Vielseitiges Fagott
Ein Highlight des Abends war der Auftritt des italienischen Fagottisten Maurizio Fedi, der aus der Region Pistoia stammt und regelmäßig mit renommierten Orchestern auftritt. Bereits 2023 war Fedi im Rahmen der Städtefreundschaft zwischen Reutlingen und Pistoia in der Region zu Gast gewesen. Im Fagottkonzert op. 75 von Carl Maria von Weber bewies er, dass sein Instrument keinesfalls nur zur Begleitung taugt. Sangliche Teile und markante marschartige Phrasen wechselten sich ab. Gepaart mit den frühromantischen Harmonien wirkte das Stück überraschend modern – was auch am Solisten lag, der mit scheinbar nie ausgehender Luft abwechselnd schnelle Läufe und gefühlvolle Melodien spielte.
Gemeinsam mit den Hörnern gestaltete Fedi im zweiten Satz einen warmen, ruhigen Klang mit träumerischen Passagen, ehe es im Finale ziemlich rasant wurde. Als Zugabe bot er die »Air« von Bach, ganz allein auf dem Fagott. Schwungvoll endete der erste Teil mit einem weiteren Werk Webers: der »Aufforderung zum Tanz« op. 65 in der Orchestrierung von Hector Berlioz.
Cineastische Atmosphäre
Zum Auftakt des zweiten Teils erklang »Genesis« des US-Komponisten Rossano Galante, eine Musik zwischen sinfonischem Glanz und Filmatmosphäre. Es folgten Ausschnitte aus »La Califfa«, einer Romanze mit Romy Schneider, mit Musik von Ennio Morricone. In dieser sanften Ballade brillierte Markus Pfisterer mit eindrucksvollem Oboenspiel. Mit scheinbar unerschöpflichem Atem erzeugte er weitgespannte lyrische Bögen, die sich angenehm mit dem restlichen Klang des Orchesters verbanden. Auch das legendäre Thema aus »Der Pate« von Nino Rota fehlte nicht. Tobias Freudenberg eröffnete mit einem charakteristischen Trompetensolo das Stück, und Ingrid Schöll spielte am Akkordeon die Töne, welche die unheimliche Atmosphäre der Geschichte um Mafiosi und kriminelle Machenschaften lebendig werden lassen.
Für beschwingte Stimmung sorgten anschließend die Bläser und Schlagwerker als »Cantina Band« aus dem »Star Wars«-Film »Eine neue Hoffnung«, arrangiert von Paula Stark und Wolf-Dieter Rahn. Besonders Kevin Reifner am Xylofon begeisterte mit seiner Spielfreude und Präzision. Der quirlige Jazz wird im Film von einer Alien-Band in einer galaktischen Spelunke gespielt. In Suiten aus John Williams' Filmmusiken zu »Das Imperium schlägt zurück« und »Superman Returns« bewies das Orchester großen Klang, allen voran die Blechbläser samt der Posaunen. Ein gelungener Abschluss für das sich klanglich immer weiter steigernde Konzert.
Vangelis-Hit als Zugabe
Nach einer begeisterten Dankesrede des stellvertretenden Bürgermeisters Rolf Hägele ließ das Publikum das Orchester nicht ohne Zugaben von der Bühne. Mit »Chariots of Fire« von Vangelis und einer Wiederholung der mitreißenden »Cantina Band« verabschiedete sich das VHS-Orchester. (GEA)


