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Jesper Munk und The Cassette Heads feiern im Reutlinger franz.K die Vielfalt

Mit Blues, Soul und Rock'n'Roll ging es los. Im vergangenen Jahrzehnt erweiterte der einstige Straßenklampfer Jesper Munk sein Repertoire bis hin zu Elektro und Post-Punk. Jetzt kehrt er zu den Wurzeln zurück.

Jesper Munk im franz.K auf seiner »best of ... live & 10th anniversary of claim« Tour.
Jesper Munk im franz.K auf seiner »best of ... live & 10th anniversary of claim« Tour. Foto: Claudia Reicherter
Jesper Munk im franz.K auf seiner »best of ... live & 10th anniversary of claim« Tour.
Foto: Claudia Reicherter

REUTLINGEN. Mit 33 Jahren ist aus dem deutsch-dänischen Münchner »Bluesrock-Wunderknaben« ein rundum überzeugender Musiker geworden. Vielfältig und sympathisch. Der Überschwang der Kritiker blieb, nur dass die den heute in Berlin beheimateten Sänger und Songwriter jetzt umfassender als »Blues-Soul-Supertalent« einordnen. Stimmt schon: Stimme, Gitarrenspiel, Bühnenpräsenz - alles top bei Jesper Munk.

Doch stilistisch kommt noch einiges hinzu. Das zeigt er auf seiner »best of ... live & 10th anniversary of claim«-Tour im Reutlinger franz.K am Sonntagabend schon in der ersten Viertelstunde. Auf den lässigen Eröffnungs-Blues folgt »The Parched Well« in blubberndem Indie-Pop-Gewand mit verzerrter Stimme und »Rush« als zart schmelzende Crooner-Ballade. Dazu kommen Protestlieder, Boogie-Woogie, Rock und Post-Punk. Vor »Morning Coffee« piept's. Alarm? Munk beruhigt: »Das ist der Haze, wir haben kein Feuer hier, nur den Nebel.«

Der Wollpulli wurde ihm bald zu warm - und auch die Kappe setzte Jesper Munk beim Konzert am Sonntagabend im Reutlinger franz.K
Der Wollpulli wurde ihm bald zu warm - und auch die Kappe setzte Jesper Munk beim Konzert am Sonntagabend im Reutlinger franz.K schnell ab. Foto: Claudia Reicherter
Der Wollpulli wurde ihm bald zu warm - und auch die Kappe setzte Jesper Munk beim Konzert am Sonntagabend im Reutlinger franz.K schnell ab.
Foto: Claudia Reicherter

Trat er vor zehn Jahren noch unter blonder Tolle mit neuem Warner-Major-Vertrag und alt klingendem, Whisky-and-Cigarettes-aufgerautem Organ auf, so sind die Haare heute rubbelkurz, das Indie-Label heißt Glitterhouse und der Gesang führt vom lässig gedehnten Südstaaten-Klagelied auch mal in ungeahnte Höhen und zum Effektgerät-verzerrten Gebrüll.

Mit fünf Studio-Langspielern hat er zum Zehnjährigen seines erfolgreichsten Albums »Claim«, an dem neben seinem Vater Rainer Germann auch Jon Spencer von der gleichnamigen Blues Explosion, der Kanadier Mocky und DJ Sepalot von Blumentopf beteiligt waren, allerhand Auswahl. Beim gerade erschienenen »Best of... Live«-Doppel-Album unterstützen ihn das Babelsberger Filmorchester und The Cassette Heads.

Jesper Munk anfangs noch zurückhaltend im franz.K.
Jesper Munk anfangs noch zurückhaltend im franz.K. Foto: Claudia Reicherter
Jesper Munk anfangs noch zurückhaltend im franz.K.
Foto: Claudia Reicherter

Letztere bilden live auch Munks aktuelle Begleitband. Das Quartett ist bestens eingespielt: Bassist Hal Strewe und Schlagzeuger Ziggy Zeitgeist bereiten zurückhaltend zuverlässig den Boden, auch mit Backgroundgesang, auf dem Pianist und Flötist Tim Granbacka und Gitarrist Munk aufbauen - optisch kongenial begleitet von Live-Visuals seiner Ex-Frau Madeleine Rose.

Den dicken Wollpullover und die Kappe legt der 33-Jährige schon bald ab. Und mit ihnen die Zurückhaltung. Die Fans haben das nächste Jesper-Munk-Konzert nach 2019 offenbar sehnsüchtig erwartet, kommen gleich nach vorn - und in Bewegung. Die Reutlinger kommunizieren gern mit dem bayerisch bodenständig auftretenden Musiker, der im akustischen Solo-Mittelteil seine Fender Stratocaster gegen die Akustik-Gitarre eintauscht und sich gegen Ende des gut eineinhalbstündigen Programms auch mal ans Keyboard setzt, während Granbacka im »Stop-Making-Sense«-Übergrößenanzug souverän die E-Gitarre übernimmt.

Drei Zugaben

Auf »Why Worry« und »Yesterdaze« folgt noch ein Stück von Roses und Munks gemeinsamer Art-Noise-Band Public Display Of Affection - und als eine der drei frenetisch herbeigeklatschten Zugaben gibt es das Hank-Williams-Cover »I'm So Lonesome I Could Cry«. (GEA)