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»Jedes Stück Kultur hilft«: LTT unterhält mit »Balkon-Theater« auf dem Lorettoplatz

Auf Abstand zum Publikum: Schauspieler Dennis Junge am Mittwochabend bei der Premiere des LTT-»Balkon-Theaters« auf dem Tübinger
Auf Abstand zum Publikum: Schauspieler Dennis Junge am Mittwochabend bei der Premiere des LTT-»Balkon-Theaters« auf dem Tübinger Lorettoplatz, Foto: Christoph B. Ströhle
Auf Abstand zum Publikum: Schauspieler Dennis Junge am Mittwochabend bei der Premiere des LTT-»Balkon-Theaters« auf dem Tübinger Lorettoplatz,
Foto: Christoph B. Ströhle

TÜBINGEN. »In Corona-Zeiten vereinsamen wir ja alle irgendwie«, meint Dennis Junge nach der Begrüßung der Zuhörer auf dem Tübinger Lorettoplatz und an den Fenstern und auf den Balkonen. Das gelte auch für Schauspieler, die normalerweise jeden Tag ganz eng mit Menschen zu tun haben. »Wir vermissen das sehr.«

Ein paar Dutzend Menschen lauschen dem ambulanten Programm, das das LTT als »Balkon-Theater« ins Leben gerufen hat. Nichts Weltbewegendes, aber zumindest eine Form der Wiederbegegnung zwischen Bühnenkünstlern und Publikum. »Balkon-Theater« deshalb, weil das Publikum mit der gebotenen Distanz, möglichst von zu Hause aus, Teil des Geschehens sein soll. Songs aus der im Februar am LTT uraufgeführten kultigen Musik-Revue um Rock-Ikonen, »Geisterstunde im Chelsea Hotel«, haben Jennifer Kornprobst und Dennis Junge mitgebracht, begleiten sich singend selbst auf Akkordeon und Gitarre. Den Strom für die Tonanlage gibt’s von der Volkshochschule vor Ort als Geschenk. Als Bühnenfiguren geben sich hier Patti Smith und Sixto Rodriguez ein Stelldichein. »The people have the power«, geben sie als Losung aus, in der schlichten Akustikversion klingt das sanft, aber auch kraftvoll, ein bisschen nach Lagerfeuer. Eine gefühlte Ewigkeit gab es das nicht mehr, die Gedanken schweifen zurück in die Zeit vor dem coronabedingten Shutdown, der ja für die Theater weiterhin gilt.

»Dankeschön« und »Schöne Aktion«, meint ein Paar, das auf dem Lorettoplatz zugehört hat, als nach 25 Minuten alles schon wieder vorbei ist. Ein Familienvater aus der Südstadt, der nicht allein hergekommen ist, sagt: »Jedes Stück Kultur hilft. Gerne mehr davon.«

Mehr davon gibt es – schon heute um 18.30 Uhr am selben Ort. Andreas Guglielmetti und Gilbert Mieroph wollen dann Szenen aus Samuel Becketts »Warten auf Godot« improvisieren – wie am Samstag an der Aixer Straße 66, wo es am Freitag (jeweils um 18.30 Uhr) nochmals Songs aus dem »Chelsea Hotel«-Stück zu hören gibt. (GEA)