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Gitarre ungewöhnlich mal drei: Rose, Maos und Illenberger im Tübinger Sudhaus

Sie sind Individualisten, sie beherrschen ihr Instrument traumhaft, und sie begegneten sich im Tübinger Sudhaus: Am Donnerstagabend gaben Natalia Rose, Thomas Maos und Ralf Illenberger dort bei den Jazz & Klassik Tagen das Konzert "Guitars - 3 Generations Styles".

Ralf Illenberger im Tübinger Sudhaus.
Ralf Illenberger im Tübinger Sudhaus. Foto: Thomas Morawitzky
Ralf Illenberger im Tübinger Sudhaus.
Foto: Thomas Morawitzky

TÜBINGEN. Auf der Bühne, erst nur: Drei Gitarren. Dann: Eine Gitarristin, zwei Gitarristen. Natalia Rose stammt aus Kolumbien, wurde 1991 geboren, studierte in Stuttgart, leitet ein Jazz-Quartett, ist zu Hause in vielen Stilen. Thomas Maos ist bekannt als experimentierfreudiger Spieler, der Soundscapes zwischen Rock und Ambient kreiert. Und Ralf Illenberger ist die Legende: Er feierte Erfolge schon in den 1970er-Jahren, lebte lange in den USA, spielt akustisch, türmt die Klänge seiner Gitarre auf zu betörend dahinfließenden Mustern. Diese drei sind am Donnerstagabend bei den Jazz & Klassik Tagen zu Gast im Tübinger Sudhaus. »Guitars – 3 Generations Styles« – so heißt der Abend.

Er beginnt mit Thomas Maos' Performance. Im Hintergrund fächert sich eine farbige Lightshow auf, während der Gitarrist seinem Instrument erst sehr harsche, geräuschhafte Klänge entreißt. Der verfremdete Sound gemahnt erst an eine Maschine, dann entwickeln sich Texturen, weben sich metallische Klänge in Loops zu Schichten. Musik mit einem ruhigen, schwebenden Charakter entsteht, ätherische Wellen branden durch den Saal. Wieder brechen harte Krusten aus dem Wohlklang hervor, bestimmen metallische Schwirr- und Schleiftöne das Bild – und plötzlich ist da auch der Sound, der sich tatsächlich als E-Gitarre mit bluesigem Feeling identifizieren lässt.

Leise und meditativ

Ganz anders Natalia Rose. In ihrem Spiel ist alles Schönheit, Fluss, Ruhe und Verwandlung. Auch sie wirkt völlig konzentriert, ihre halbakustische Gitarre auf dem Knie. Leicht und perlend entwickelt sie Melodien, Harmonien, steigert ihren träumerischen Notentanz sehr langsam zu größerer rhythmischer Dichte, fällt dann wieder sanft zurück, fast in die Nähe der Stille – ein leiser, meditativer, sehr persönlicher Auftritt.

Ralf Illenberger, nach einer Pause, entpuppt sich als der einzige Musiker des Abends, der seine Stücke ansagt, Kompositionen präsentiert, die zu unterschiedlichen Zeiten seines Lebens entstanden – in den 1970er-Jahren noch, gemeinsam mit seinem damaligen Duo-Partner Martin Kolbe, in den USA, oder erst jüngst. Auch Illenberger schichtet den Gitarrenklang, verwendet Halleffekte, spielt lange Stücke, die mit einem stetig flirrenden Anschlag unterlegt sind, immer in der unverkennbaren Stilistik der amerikanischen Folkmusik, instrumental jedoch, vielstimmig.

Inspiriertes Trio

Und zuletzt spielen Rose, Maos, Illenberger gemeinsam, fügen sich drei unterschiedliche Auffassungen der Gitarre zusammen – die weiten, energischen Flächen, die Thomas Maos öffnet, der flirrende Sound von Ralf Illenberger, das mäandernde Spiel von Natalia Rose – und der Abend endet mit einem inspirierten Trio. (GEA)