METZINGEN-GLEMS. Der Hirsch in Glems ist gefüllt bis zum Rand und Napoleon Murphy Brock bringt alle dazu, im Chor »Manuka!« zu singen. Nur was ist Manuka? Eine geheime Zutat, ein Voodoo-Zauber, eine mysteriöse Yoga-Stellung? Brock behauptet, Manuka habe ihn jung gehalten. Mehr als 52 Jahre sind vergangen, seitdem er angeheuert wurde als Sänger, Saxofonist, Flötist für Frank Zappas Band The Mothers of Invention. Brock war mithin jener Musiker, der über den längsten Zeitraum mit Zappa arbeitete. Er ist heute 82, wirkt jünger, singt mit geschmeidiger Stimme, liefert im Hirsch mit der deutschen Zappa-Coverband Frank Out! eine energetische Show ab. Alles Manuka, behauptet er.
Bei Manuka handelt es sich um eine Honigsorte, die ausschließlich in Neuseeland gewonnen wird, aus dem Blütennektar der Südseemyrte, die auch Manuka heißt. Dem Manuka-Honig werden enorme Kräfte zugeschrieben. Brock lobt auch den deutschen Honig. Aber Manuka sei unübertroffen. Sucht man nach dem Konzert im Hirsch das Gespräch mit ihm, will der legendäre Sänger erst gar nicht aufhören, vom Wundermittel Manuka zu schwärmen.
Hommage in zwei Schichten
Frank Out! gelten als beste Zappa-Tribute-Band Deutschlands. Zwei ihrer Mitglieder gehörten bis 2011 der ähnlich renommierten Formation Sheik Yerbouti an. Brock ist in unterschiedliche Projekte involviert, er wurde 2009 mit einem Grammy ausgezeichnet, fusionierte die Musik von Zappa mit jener von Johann Sebastian Bach, ist häufig zu Gast auf der Zappanale. Mit Frank Out! tritt er seit rund zehn Jahren sporadisch auf. Ihr Glemser Konzert zerfällt in zwei Teile – jenen, den die Band ohne Brock bestreitet, sich auf Songs konzentriert, die Zappa Ende der 1970er-Jahre aufnahm, mit einigen Ausflügen in ältere Werkschichten, wie »Brown Shoes Don’t Make ist«, »Willie the Pimp« und »The Muffin Man«.
Michael Fritsche, Sänger und Perkussionist, gibt im Duett mit Thomas Jung an den Keyboards ein kleines Medley im Duett: »Who are the Brain Police«, »Road Ladies«, »Dog Breath« und »Hungry Freaks, Daddy«. Mit Brock spielen Frank Out! ausschließlich Stücke, die Zappa Mitte der 1970er aufnahm, für Alben wie »Apostrophe (')«, »Roxy and Elsewhere« oder »One Size Fits All«, jenes Album, dessen Erscheinen 50 Jahre zurückliegt. Brock trägt ein T-Shirt mit dem Album-Cover, und er singt jedes Stück, das er damals für Zappa sang – mit Ausnahme von »Can’t Afford Now Shoes«. Dafür aber »Evelyn, a Modified Dog«, bei dem Zappa einst selbst den Gesangspart übernahm.
Vom Schicksal getroffen
Brock spielt das Saxofon beim Instrumentalstück »Sofa«, das Frank Out! mit dem Intro zu Joe Cockers Version des Beatles-Songs »With a little help from my Friends« beginnen lassen. Er gleitet bei einem anderen Stück hinüber in eine Coverversion des Tempations-Hits »Papa Was a Rolling Stone«. Er singt und tanzt, bringt all die komplexen Melodieverläufe der Zappa-Songs frisch auf die Bühne – und Frank Out! zaubern das Ihrige. Die Leistung von Thomas Jung an den Keyboards ist umwerfend, jene von Jürgen Kochler und George Rademacher an Bass und Gitarre nicht minder. Am Schlagzeug navigiert Marco Steffen perfekt durch ein Labyrinth von Taktwechseln, während Kai Rothfuchs als Sänger und Gitarrist Zappas grellen Soundkaskaden nachsteigt.
Nach der Show erzählt Brock, wie er Zappa zum ersten Mal traf, dessen Namen er bis dahin nie gehört hatte. Die Namen der Musiker aber, die der Rock-Komponist damals schon um sich geschart hatte, beeindruckten ihn, er nahm das Angebot an – und dachte, als er Frank Zappas Musik zum ersten Mal hörte: »Mann, das ist mein Schicksal!« (GEA)

