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Der »Sonnengesang« stand Pate: Konzert der Nordraumkantorei in zwei Kirchen

Gleich zweimal konzertiert die Nordraumkantorei am Wochenende. In den Kirchen von Rommelsbach und Mittelstadt wird zusammen mit einem Projektorchester der Jungen Sinfonie sowie Solisten die »Missa Sancti Francisci Assisiensis« aufgeführt.

Der Nordraumkantorei gelang zusammen mit Musikerinnen und Musikern der Jungen Sinfonie Reutlingen sowie Solisten ein Konzert von
Der Nordraumkantorei gelang zusammen mit Musikerinnen und Musikern der Jungen Sinfonie Reutlingen sowie Solisten ein Konzert von hoher Qualität. Foto: Gabriele Böhm
Der Nordraumkantorei gelang zusammen mit Musikerinnen und Musikern der Jungen Sinfonie Reutlingen sowie Solisten ein Konzert von hoher Qualität.
Foto: Gabriele Böhm

REUTLINGEN-ROMMELSBACH. Vor 800 Jahren drückte Franz von Assisi in seinem »Sonnengesang« die Verehrung für den Schöpfergott und seine geschwisterliche Verbundenheit mit Natur und Mitgeschöpfen aus. Um 2014 griff der slowenische Komponist Damijan Mocnik diese Motive in der »Missa Sancti Francisci Assisiensis« auf. Am Samstag präsentierte die Nordraumkantorei (vormals Chor der Martin Luther Kirche) in der Rommelsbacher Kirche zusammen mit einem sehr engagierten Projektorchester aus der Jungen Sinfonie Reutlingen die Messe und überzeugte auch in den dissonanten Harmonien und kontrapunktischen Strukturen mit Präzision, Ausdruckskraft und stimmlicher Brillanz. Das Konzert stand unter der Gesamtleitung von Iris Allex. An diesem Sonntag, 12. Oktober, wird die Aufführung um 19.30 Uhr in der Martinskirche in Mittelstadt wiederholt.

Das lebendige, komplexe und anspruchsvolle Werk, das aus den üblichen Messteilen besteht, orientiert sich am Geist des »Sonnengesangs«. Überzeugend und in atmosphärischer Dichte kam in den heiteren Passagen das Hochgefühl für die göttliche Majestät zum Ausdruck. Rhythmusbetont, fast wie eine Gebetslitanei, erflehten Chor und Orchester das göttliche Erbarmen, ganz im Sinn der franziskanischen Demutshaltung. Mit sanften Klängen wurde die Geburt Jesu beschrieben, in dramatischen Dissonanzen sein Tod am Kreuz beklagt. Der Chor schreit das unfassbare »Passus et sepultus est« geradezu heraus.

Sphärisch-mystische Akzente

Gleichwohl ist das nicht das Ende: Aufwärtslinien stehen für die Auferstehung. Am Ende steht das hoffnungsvolle Gebet an das »Lamm Gottes« um Frieden. Durch das großartige Zusammenspiel von Chor und Orchester gelang es, die hohe Emotionalität der Sätze in ihrer Intensität zu transportieren. Marion M. Wetzel verstärkte am sehr nuanciert eingesetzten Schlagzeug sphärisch-mystische Akzente und vermittelte in ihren intensiven Solopassagen Inhalte wie die düstere Nacht des Todes oder gespannte Erwartung.

Im Wechsel mit den Rezitativen und Arien von Tenor Michael Stendtke und Bassist Nick Grüßner erklang von Chor und Orchester »Alle eure Sorge werfet auf den Herrn« von Georg Philipp Telemann. Musikalisch wurden Motive wie das »Werfen« umgesetzt, in lyrischer Stimmung beschrieben Chor und Solisten das Vertrauen in die göttliche Fürsorge. Lange Koloraturen vermitteln Zuversicht, die die beiden Solisten mit Sätzen wie »Reiß dich von allen Sorgen los« vertieften. Für das Continuo sorgte sensibel Rolf Schäfer. Mit ihrer Hingabe sangen sich die jungen Solisten in die Herzen des Publikums.

Dialogischer Geist des Barocks

Begleitet vom Streicherensemble und Rolf Schäfer (Continuo) konzertierten Sebastian Fetzer (Violine) und Gabriel Fetzer (Violoncello) virtuos im »Doppelkonzert in A« von Antonio Vivaldi. Im dialogischen Geist des Barocks brillierte die Violine mit Transparenz und Leichtigkeit, während das Violoncello Tiefe hinzufügte. In den beiden Allegro-Sätzen und dem Largo entstand ein überzeugendes Zusammenspiel, mal in spielerischer Konkurrenz, mal in harmonischer Einigkeit, aber immer mit kraftvoller Präsenz.

Langer Beifall und stehende Ovationen von der Empore belohnten die von hoher Konzentration und bewegender Ausdrucksstärke geprägte Leistung der Akteure, die noch eine Zugabe spendierten. (GEA)