KIRCHENTELLINSFURT. Zwanzig GEA-Leser hatten Glück und per Los einen der raren Plätze für die Aktion »GEA öffnet Türen« zur Firmenbesichtigung beim Airbus-Waschtisch-Hersteller Schüschke im Kirchentellinsfurter Industriegebiet Mahden bekommen. Firmenchef Uwe Schüschke schilderte zwei Stunden lang, wie man mit Kreativität und Hartnäckigkeit aus einer Idee ein Unternehmen macht. Und wie man Waschbecken für die Luftfahrtindustrie baut. Schon vorab versprach Philipp Förder, Leiter der GEA-Redaktion Kreis Tübingen: »Sie werden sich künftig im Airbus mit großer Ehrfurcht die Hände waschen.«
Material: Waschbecken gibt es aus Porzellan, aus Edelstahl, Waschtische auch aus Marmor oder Granit. Das meiste ist zu schwer, um damit in die Luft zu gehen. Der Erfolg der Firma Schüschke beruht auf einem Mineralwerkstoff auf der Basis von Bauxit. Varicor lässt sich schneiden, gießen, färben, schleifen und ist dabei leicht und widerstandsfähig.
Härtetest: »Das sind die Bestimmungen für ein Waschbecken.« Uwe Schüschke hält zwei Aktenordner hoch. Bevor Airbus bei Schüschke Waschbecken bestellte, musste das Material die Feuertaufe bestehen. Im Flieger darf schließlich nichts brennen. Dann wurde das Material mit 85 Grad heißem Wasser übergossen und auf minus 55 Grad gekühlt. Ein fertiger Waschtisch kam drei Tage lang auf einen »Shaker«. Der schüttelt schlimmer als jede Turbulenz.
Vielfalt: Am Boden wie in der Luft: Kein Waschbecken ist wie das andere. Jede Fluggesellschaft wünscht die eigenen Farben, verlangt andere Details. Für die Flugzeuge der A 320 und A 330/340 Familien gibt es inklusive aller Farben 400 Varianten. »Wir können nicht auf Lager bauen«, sagt Schüschke.
Einstieg: Wie kommt man als Schreinermeister aus Schwaben mit Airbus in Hamburg ins Geschäft? Los ging's 1994 mit einer Sitzung auf der Flugzeug-Toilette. »Das kann ich auch«, sagte sich Uwe Schüschke beim Blick auf das Edelstahl-Waschbecken, »aber besser«. Schüschke rief in Hamburg an, hangelte sich von der Toilettenabteilung zur Waschbeckenabteilung und versprach ein neues Waschtisch-Konzept. »Das haben schon viele gesagt«, erfuhr er. Also fabrizierte er einen Prototypen und fuhr nach Hamburg. Als Nächstes kamen vier Einkäufer der Firma Airbus in seine Schreinerei, die damals noch in Neckartenzlingen stand. »Die standen da im Anzug in meinem Spänebunker«, erinnert sich Schüschke. Einer der Hamburger fragte, welches Ingenieurbüro denn die computergesteuerte Fräsmaschine programmiere. Schüschke sagte »ich« und lieferte den Beweis. Airbus war beeindruckt. »Das war mein Einstieg.«
Neugierde: Was interessiert Leute an der Herstellung von Airbus-Waschtischen?. »Ich hatte darüber mal einen Bericht im GEA gelesen«, sagt Ernst Bodenmüller, der aus Pfullingen angereist war. Die Kirchentellinsfurterin Gisela Kurz und ihr Mann Hermann, hatten sich bei einem Neuseelandflug an den Waschtisch-Hersteller aus ihrer Heimatgemeinde erinnert. Teilnehmer kamen auch aus Waldorfhäslach und Reutlingen.
Feinheiten: Der Ausstellungsraum, in dem die Firma vor allem Waschtische für Hotels präsentiert, inspirierte manchen zur Badrenovierung. Auch die - unverkäuflichen - Vasen aus Varicor-Blöcken fanden Interessenten. In der Maschinenhalle umringte ein harter Kern technisch interessierter Männer Uwe Schüschke bis zuletzt, um sich Feinheiten der Oberflächenbearbeitung zeigen zu lassen. Und nicht nur die: »Ha, da sieht man ja die Unterkonstruktion«, entfuhr es einem Zuschauer, bevor er mit den Fingerspitzen das im Unternehmen entwickelte Acrylharzgewebe befühlte.
A 380: Der neue Super-Vogel A 380 stellt auch große Ansprüche an den Waschtisch-Hersteller. Kommt ein Flieger der A 320 Familie mit zwei bis vier Waschbecken aus, und einer in der A 330/340 Familie mit sieben bis zehn, so braucht der A 380 schon 15 bis 18, langfristig sogar 22. Nächstes Jahr läuft bei Schüschke die Produktion mit den ersten 20 Waschtischen nach zwei Jahren Verzögerung so richtig an.
Visionen: Uwe Schüschke, der sich 1999 mit seiner Firma im Industriegebiet Mahden ansiedelte, hat Geschmack an der Luftfahrtindustrie gefunden. Am Himmel ist noch Platz für Innovationen. Die berührungsfreie Müllklappe beispielsweise, die fliegende Müllpresse oder ein Wasser-Managementsystem, mit dem Fluggesellschaften exakt die Menge Wasser mit an Bord zu nehmen, die tatsächlich benötigt wird. (GEA)
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