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Warnstreiks legten Tübingen weitgehend lahm

Keine Kitas, keine Hallenbäder, keine Stadtwerke, kein Bauhof. Verdi-Kundgebung auf dem Tübinger Marktplatz mit rund 500 Mitarbeitern des Öffentlichen Dienstes.

Erneut Streik im öffentlichen Dienst.
Erneut Streik im öffentlichen Dienst. Foto: Irmgard Walderich
Erneut Streik im öffentlichen Dienst.
Foto: Irmgard Walderich

TÜBINGEN. Eine »Schicksalstarifrunde« ist es für Gewerkschaftssekretär Jonas Weber. Viele Mitglieder hätten signalisiert: »Wenn Verdi jetzt einknickt, dann gehen wir raus.« Nachdem die zweite Verhandlungsrunde im Öffentlichen Dienst mit einem für die Dienstleistungsgewerkschaft unakzeptablen Ergebnis endete, wurden die Warnstreiks ausgeweitet. Gestern kam eine bunte Mischung von Angestellten des Öffentlichen Dienstes auf dem Tübinger Marktplatz zur Kundgebung zusammen. Von Mitarbeitern der Stadt, des Landratsamts und Jobcenters, über Kreissparkassen-Angestellten bis zu Erzieherinnen, Stadtwerke-Angestellten und KBF-Mitarbeitern.

In der Stadt selbst war der Streiktag zu spüren: Unter anderem waren insgesamt 18 Kitas geschlossen, die Stadtbücherei hatte zu. Die Beschäftigten machten sich vormittags auf den Weg zur zentralen Kundgebung. Rund 500 Menschen zählten die Veranstalter am Ende. Auch die Schätzung der Polizei lagen in einem ähnlichen Bereich.

Die Gewerkschaft habe dieses Mal eine neue Strategie gefahren, sagt Weber. Die Warnstreiks wurden auf kleinere Städte ausgeweitet. So wurde zum ersten Mal im Öffentlichen Dienst auch in Metzingen und Münsingen gestreikt. Außerdem habe man im Vorfeld die Mitarbeiter befragt, welche Forderungen in der Tarifrunde am wichtigsten seien. »Über 90 Prozent wollen eine Lohnerhöhung«, berichtet Weber.

Die Forderung der Gewerkschaft ist 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr bei einer Laufzeit von einem Jahr. Dem steht derzeit das Angebot der Arbeitgeber von drei Prozent mehr ab 1. Oktober und weitere zwei Prozent ab 1. Juni 2024 gegenüber. Dazu bieten die Arbeitgeber ein Inflationsausgleichsgeld von 1.500 Euro im Mai, weitere 1.000 Euro im Januar 2024 und eine Anhebung der Jahressonderzahlung.

»Eine Einmalzahlung ist einmal da und dann ist sie weg«, sagt dazu der Gewerkschaftssekretär. Noch deutlicher wurde Uli Bühler, Personalratsvorsitzender der Kreissparkasse: »Das Angebot der Arbeitgeber ist eine Frechheit.« Der Kreissparkasse ginge es gut. Man kämpfe jetzt für ein wirklich faires Angebot.

Es gehe jetzt um die Aufrechterhaltung des Öffentlichen Dienstes, sagt die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats für die Kindertagesstätten, Maria Tiede. »Viele Systeme sind am Limit. In den Kitas brennt es, im Öffentlichen Dienst brennt es.« Ein angemessener Lohn für die erbrachte Arbeit sei auch eine Form der Wertschätzung und helfe dabei, dass Fachkräfte nicht abwandern. Die Tübinger Linke erklärte sich in der Zwischen zeit solidarisch mit dem Anliegen der Beschäftigten. (GEA)