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Aktuell Protest

Unpünktlich oder Komplettausfall: Klima-Aktivisten kritisieren die Bahn

Fridays For Future und Parents For Future in Reutlingen und Tübingen sammeln Unterschriften und fordern Politiker zum Handeln auf. Offener Brief abgeschickt

Regionalbahn
Ein Regionalexpress der Deutschen Bahn. Foto: Patrick Pleul/Illustration
Ein Regionalexpress der Deutschen Bahn.
Foto: Patrick Pleul/Illustration

KIRCHENTELLINSFURT. Züge fallen aus, sie kommen zu spät – und nicht selten lassen sie Fahrgäste auf dem Bahnsteig stehen, weil die Waggons schon voll sind. Alltag für genervte Bahnkunden zwischen Stuttgart und Tübingen. Offizielle Zahlen belegen: Im Jahr 2019 fielen auf dieser Strecke mehr als 1 900 Züge aus. Bei denen, die fuhren, waren Verspätungen schon fast der Normalfall (wir berichteten).

Diejenigen, die auf dieses Verkehrsmittel angewiesen sind, wollen das nicht einfach hinnehmen. In einem offenen Brief wenden sich Klima-Aktivisten an alle Landtags- und Bundestags-Abgeordneten der Region, an Landräte und Kreisräte und fordern Abhilfe. Um das Anliegen zu unterstützen, wurde vor wenigen Tagen eine Unterschriften-Aktion gestartet.

»Es darf nicht sein, dass wir tagtäglich zu spät zur Arbeit, zur Schule und nach Hause kommen«, heißt es in dem von Parents for Future und Fridays for Future gemeinsam verbreiteten Schreiben. Der eine steigt ins Taxi, der andere sucht sich einen Bus, um auf Umwegen irgendwie ans Ziel zu kommen, Schüler verpassen Klassenarbeiten oder alarmieren die Eltern, die rasch ins Auto steigen – und alle sind gestresst.

»Es darf nicht sein, dass wir tagtäglich zu spät kommen«

Ob auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule, zur Kinderbetreuung oder zum Freizeitvergnügen: Die Unzuverlässigkeit der Bahn ist für alle mehr als ein Ärgernis. Das »Bahn-Chaos« empfinden die Initiatoren als »unzumutbar«. Und bei Klima-Diskussionen wie vor Kurzem bei der Klimawoche an der Uni Tübingen hört man Teilnehmer warnen: »So wird das nichts mit dem Klimaschutz.« Eine Studentin berichtete: »Vorige Woche gab’s vier Zwischenfälle mit der Bahn. Ich bin an vier von fünf Tagen zu spät gekommen.«

Tanja Leinweber, Verena Ludewig, Jule Seeger und Ricarda Schneider hoffen, dass sich viele anschließen und das Schreiben unterzeichnen. Der Verkehrsclub Deutschland und der Bund für Umwelt- und Naturschutz haben sich bereits angeschlossen. Bis Ende des Monats werden die Unterschrifts-Listen im Umweltzentrum (Kronenstraße, Tübingen) und bei Tanja Leinweber in Kirchentellinsfurt gesammelt.

Im März sollen sie an die Adressaten übergeben werden. Die erste Übergabe erfolgt in Reutlingen am 16. März um 15 Uhr an den Kreistag. Am 25. März um 15 Uhr erhalten die Tübinger Kreisräte die gesammelten Unterschriften.

Ihrem Protestbrief haben die Unterzeichner fünf Forderungen beigefügt. Sie verlangen bei Zugausfall Schienenersatzverkehr oder Sammeltaxis. Außerdem sollten Bahnkunden für die zurückliegenden Monate entschädigt werden. Das Zug- und Buspersonal brauche bessere Arbeitsbedingungen, zudem müssten zusätzliche Wagen organisiert werden. Punkt fünf ist die Einrichtung von Fahrgast-Beiräten in beiden Landkreisen. (GEA)