GOMARINGEN. Soll Tempo 30 im ganzen Ort gelten? Ist eine Ausweitung auf die Reutlinger/Hechinger Straße, Tübinger Straße und Hinterweilerstraße sinnvoll, wo bislang noch 50 Stundenkilometer erlaubt sind? Reicht eine Begrenzung auf die Nachtstunden von 22 bis 6 Uhr? Für Steffen Heß ist klar: Der Gemeinderat wird das Votum der Bürger ernst nehmen. Rückmeldungen sind erwünscht: »Je mehr desto besser.«
Bis 18. März liegt der Aktionsplan im Rathaus aus. Verzeichnet sind das Fahrzeugaufkommen und die Lärmwerte für besonders belastete Gebäude. Dominik Wörn vom Büro BS Ingenieure verwies darauf, dass es sich nicht um die Ergebnisse von Messungen handelt. Gerichte akzeptieren nur berechnete Werte – was etliche in der Einwohnerversammlung mit Unverständnis quittierten. Ist aber so, sagt der Fachmann.
Kritisch wird es, wenn der Tages-Lärmwert 65 Dezibel überschreitet. »Vordringlicher Handlungsbedarf« besteht, sobald sogar die 70-Dezibel-Grenze gerissen wird. Das ist im Ort der Fall: beim Gebäude in der Reutlinger Straße 3 – mit 71 Dezibel das am meisten lärmgeplagte Haus in Gomaringen. Daneben ist es natürlich nicht viel weniger laut.
Eine Reihe von Gebäuden erreicht den sogenannten »Auslösewert« von 65 Dezibel, ab dem die Gemeinde tätig werden sollte: Von den Fachleuten wurden die sechs mit den Spitzenwerten in ihrer jeweiligen Umgebung genannt. In der Hinterweilerstraße hingegen ist es weniger laut: Der Spitzen-Tageswert dort liegt für Hausnummer 30 bei »nur« 61 Dezibel.
Nicht wie in Ohmenhausen
Auch in der Nacht wird das, was die Behörden als zumutbare Grenze ansehen, teilweise überschritten. Einige der Gebäude, die schon am Tag einen kritischen Wert haben, liegen auch zwischen 22 und 6 Uhr über dem 55 Dezibel-»Auslösewert«. Wieder hat die Reutlinger Straße 3 den Spitzenrang und wird mit 63 Dezibel als »vordringlich« eingestuft, auch Unter der Steigstraße 46 rangiert in dieser Kategorie. In der Hinterweiler Straße gibt’s auch zu dieser Zeit weniger Lärm als in den anderen Durchgangsstraßen.
Die Ingenieure haben auch ermittelt, wie viele Einwohner jeweils betroffen sind. 80 Gomaringer müssen nachts zwischen 55 und 60 Dezibel ertragen. Tagsüber sind rund 240 über den kritischen 65 Dezibel, knapp 80 sind sogar Werten zwischen 70 und 75 Dezibel ausgesetzt.
Tempo 30 würde den Lärm reduzieren – um 2,5 Dezibel. »Das hört sich nach wenig an«, gestand Wörn, doch die Dezibel-Skala verführt zu Fehlschlüssen: Nachts würde das ungefähr einer Halbierung des Autoaufkommens entsprechen.
Unter den 200 Gomaringern bei der Versammlung meldeten sich nur diejenigen zu Wort, die weiter wie bisher 50 Stundenkilometer erlauben wollen. CDU-Gemeinderätin Gudrun Bühler wohnt selbst in der Hinterweilerstraße und bekam langen Beifall für ihren Hinweis, dass sie sich stets über Tempo 30 in Ohmenhausen ärgert. Ein Anwohner der Hechinger Straße fand, das eigentliche Problem seien die 40-Tonner, die an der Ampel losfahren. »Da würde auch Tempo zehn nichts helfen.« Dominik Wörn versicherte, man prüfe, wie der Verkehrsfluss zu verstetigen wäre. (-jk)
DIE HÖCHSTEN WERTE
Verkehrsaufkommen Fahrzeuge täglich Hechinger Straße (am Knoten) 17 450Hechinger Straße (im Ort) 13 550Nehrener Straße 15 000Reutlinger Straße 13 300Tübinger Straße (im Ort) 8 650Hinterweilerstraße 3 250Spitzenwerte beim Tages-Lärm in den Durchgangsstraßen (Angaben in Dezibel): Tübinger Straße 94 65Tübinger Straße 47 66Hechinger Straße 32 67Hammerwerk 1/267Brühlstraße 10 68Unter der Steigstraße 46 68Reutlinger Straße 371