Logo
Aktuell Wissenschaft

Tübinger erforscht, wie sich neurologische Erkrankungen im Schlaf heilen lassen

Randolph Helfrich erhält Karriere-Förderpreis für Forschung zur Hirnaktivität an der Uni Tübingen

Ein guter Schlaf ist wichtig. Foto: Malte Christians, dpa
Ein guter Schlaf ist wichtig(Archivbild). Foto: Malte Christians, dpa
Ein guter Schlaf ist wichtig(Archivbild). Foto: Malte Christians, dpa

TÜBINGEN. Wie neurologische Erkrankungen mit unserer Hirnaktivität im Schlaf assoziiert sind und welche Diagnostik- und Therapiemethoden man daraus ableiten kann: Damit beschäftigt sich Randolph Helfrich. Der in Hamburg zweifach promovierte Nachwuchsmediziner erhält nun den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung 2021 von der Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung. Der Preis unterstützt seine wissenschaftliche Arbeit an der Uni Tübingen in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 210 000 Euro.

Gesunder Schlaf ist Voraussetzung für optimale kognitive Leistung. Eine einzige unruhige Nacht kann Konzentration, Motivation und Stimmung beeinträchtigen. So ist es wenig überraschend, dass auch neurologische Erkrankungen wie Epilepsie, Alzheimer oder Parkinson bis hin zum normalen kognitiven Alterungsprozess mit Veränderungen des Schlafs einhergehen.

»Oft lassen sich solche Veränderungen im Schlaf bereits Jahre vor dem Auftreten der eigentlichen Erkrankung beobachten«, so Helfrich. Allerdings steht die Forschung hier vor dem klassischen »Henne-Ei-Problem«. Helfrich: »Unklar ist: Sind diese Schlafstörungen eine Folge von neuropsychiatrischen Erkrankungen oder tragen sie zu ihrer Entstehung bei? Dasselbe gilt für Schlafstörungen im Alter: Oft wird angenommen, dass ältere Menschen weniger Schlaf brauchen. Neuere Erkenntnisse legen nahe, dass ihr Schlaf störanfälliger ist und Schlafstörungen möglicherweise ein Frühsymptom einer neurodegenerativen Erkrankung sind.«

Zu einem besseren Verständnis der zugrunde liegenden Physiologie trug Helfrich mit seinen Arbeiten am Helen Wills Neuroscience Institute der University of California in Berkeley bei. »Eine wichtige Rolle spielt offenbar die sogenannte rhythmische Hirnaktivität, die besonders im Schlaf auftritt«, erklärt er. Helfrich konnte zeigen, dass nur bei optimalem Zusammenspiel dieser Rhythmen im Schlaf neue Erinnerungen abgespeichert werden können. Er demonstrierte, dass diese Schlafrhythmen die direkte Kommunikation zwischen Gehirnregionen ermöglichen und damit die Übertragung von Gedächtnisinhalten unterstützen. Bei älteren Menschen oder an Epilepsie Erkrankten kann dieser Mechanismus gestört sein und zu Gedächtnisdefiziten führen.

In seinem nächsten Projekt am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung der Uni Tübingen, das nun durch den Karriere-Förderpreis unterstützt wird, will der 34-jährige Mediziner Methoden etablieren, die für die Diagnostik neurologischer Erkrankungen genutzt werden können. »Möglich wäre es in Zukunft vielleicht sogar, die Hirnrhythmen beispielsweise mittels elektrischer Stimulation wieder in den richtigen Takt zu bringen und dies als Therapie zu nutzen«, so Helfrich. (u)