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Tübinger Bioinformatiker finden Ansatz für Therapie bei Corona

Bei der Übertragung des Coronavirus SARS-CoV-2 spielen Aerosole eine große Rolle. FOTO: PETERSCHREIBER.MEDIA/ADOBE STOCK
Foto: Media/AdobeStock/Peter Schreiber
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TÜBINGEN. Die Suche nach wirksamen antiviralen Mitteln gegen das neue Coronavirus läuft auf Hochtouren. Mit einem neuartigen Ansatz haben Tübinger Bioinformatiker eine Schwachstelle des Virus entdeckt, die für die Wirkstoffentwicklung genutzt werden könnte: In einem Computermodell identifizierten der DZIF-Wissenschaftler Andreas Dräger und sein Team ein menschliches Enzym, das für das Virus entscheidend ist. Wurde es im Modell ausgeschaltet, konnte sich das Virus nicht mehr vermehren.

»Wenn wir das Enzym – die Guanylatkinase 1 – ausschalteten, wurde die Virusvermehrung gestoppt, ohne die Wirtszelle zu beeinträchtigen«, bringt Andreas Dräger das Ergebnis auf den Punkt. Mit einer Juniorprofessur des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung an der Uni Tübingen betreibt Dräger rechnerbasierte Systembiologie und ist mit seinem Team vor einem Jahr in die Coronaforschung eingestiegen.

Für ihren Ansatz entwickelten die Bioinformatiker ein integriertes Computermodell mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 und menschlichen Alveolarmakrophagen. Letztere sind in den Lungenbläschen für die Abwehr von Fremdstoffen zuständig. »Für diese Makrophagen existierte bereits ein komplexes Computermodell, das wir für diesen Zweck weiterentwickeln konnten«, so Dräger. So wurden die Prozesse weiter analysiert.

Die Wissenschaftler kommen ohne Zellen und Versuchstiere aus. Sie planen nun, möglichst bald mit ihrem Hamburger Kooperationspartner Bernhard Ellinger vom Fraunhofer IME Screening-Port bereits zugelassene Hemmstoffe auf ihre Wirksamkeit gegen das Coronavirus zu testen und hoffen auf einen Wirkstoff für eine Therapie. (GEA)