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Tübinger Afrika-Festival: Nicht schwarz, nicht weiß, sondern bunt

Das Afrika-Festival will nicht nur Verständigung zwischen Kulturen, sondern auch Geschäfte fördern

Maryimaqulate Kavishe aus Tansania zeigt Festival-Leiterin Susan Tatah einen ihrer handgefertigten Rucksäcke. Foto: Straub
Maryimaqulate Kavishe aus Tansania zeigt Festival-Leiterin Susan Tatah einen ihrer handgefertigten Rucksäcke. Foto: Straub
Maryimaqulate Kavishe aus Tansania zeigt Festival-Leiterin Susan Tatah einen ihrer handgefertigten Rucksäcke. Foto: Straub

TÜBINGEN. Seit Montag läuft das Afrika-Festival auf dem Tübinger Festplatz. Es dauert noch bis Sonntag an und ist damit drei Tage länger als in den Vorjahren. Den Länderschwerpunkt bildet Äthiopien. Trommelklänge schon am Eingang, Verkaufsstände mit Schmuck und bunten Kleidern, Jungs und Mädchen toben in einer Hüpfburg, ein Künstler zeichnet live Karikaturen von den Besuchern, kühle Getränke und typisch würzig-afrikanisches Essen – es sind kaum Besucher da, aber die Atmosphäre ist entspannt. Das Motto, das auf wehenden Fahnen steht, scheint zu passen: Nicht schwarz, nicht weiß, sondern bunt.

Zwischen den Ständen zieht eine Installation die Blicke der Besucher auf sich: Ein notdürftig aus Paletten gezimmertes Schiff. Darin befinden sich Menschen. Flüchtlinge, denken die meisten. »Aber könnten es nicht auch Geschäftsleute sein?«, fragt Künstler Alexander Keto. Er sieht seine Installation als Spiegel gängiger Vorurteile. Afrikaner sollen selbstbewusster sein und Mut haben, ein Geschäft aufzubauen.

Ein finanzielles Risiko

Eine solche Jungunternehmerin ist Maryimaqulate Kavishe aus Tansania. Die 29-jährige Designerin gibt in ihrem Heimatland Workshops für kleine Gruppen und hat in Daressalam zwei Läden. »Ich habe von dem Markt gehört und möchte mich in Deutschland vernetzen«, sagt Kavishe. Vor allem ihre Taschen und Rucksäcke verkaufen sich gut. Transportiert hat sie alles in ihrem normalen Gepäck. »42 Kilo schleppen, aber immerhin musste ich kein Sperrgut aufgeben«, so Kavishe. Die Woche in Tübingen ist für sie finanziell ein Risiko, sagt sie. Alleine der Flug kostete 2 000 Euro.

Ähnlich viel hat Valentin Kavakure ausgegeben, um in Deutschland Kontakte zu knüpfen. Er ist aus Burundi nach Tübingen gekommen. Hauptberuflich arbeitet er dort als Reiseführer, nebenbei betreibt er eine Hilfsorganisation namens »Better Burundi«. »Nach dem Tod meiner Frau habe ich beschlossen, etwas für andere Frauen in meiner Heimat zu unternehmen«, erzählt der 40-Jährige. Er verkauft Armreifen, Ringe und Flip-Flops aus natürlichem Material für den guten Zweck. Kavakure möchte in Deutschland und vor allem in Baden-Württemberg Geschäftspartner gewinnen, verteilt fleißig Visitenkarten. »Gerade kommen vor allem chinesische Touristen nach Burundi«, erzählt Kavakure. Die deutschen Kunden seien nach wie vor seine »Nummer zwei«. Sie interessieren sich für Geschichte und genießen das Essen, während die asiatische Klienten schnell wieder weg sind.

Die wirtschaftliche Zusammenarbeit fördern, das ist erklärtes Ziel von Susan Tatah, die das Festival samt Markt organisiert. Sie lebte 15 Jahre in Reutlingen und ist vor zwei Jahren nach Horb umgezogen. »Flucht ist nicht die Lösung«, sagt Tatah. Die Leute müssten sich vor Ort in Afrika eine Zukunft aufbauen. Während China kräftig in Afrika investiere, ziehe sich Deutschland eher zurück, jüngst etwa BMW. Auf dem Tübinger Festplatz zeig Afrika deshalb wirtschaftlich, sozial und kulturell seine besten Seiten, denn Tatah weiß: »Der Schwabe isst nicht, was er nicht kennt.« (stb)

DAS AFRIKA FESTIVAL

Ab dem heutigen Donnerstag kostet das Fest nachmittags 5 Euro Eintritt, abends zu den Konzerten 20 Euro. Höhepunkte sind am Donnerstag der Auftritt der Boy-Band Mokoomba, am Freitag von Manou Gallo, jeweils ab 20 Uhr. Am Freitag- und Samstagnachmittag gibt es zudem politische Info-Veranstaltungen. Der Sonntag beginnt um 11 Uhr mit einem Gottesdienst, später steht unter anderem eine Modenschau auf dem Programm. (stb)