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Tübingen öffnet: Hunderte stehen geduldig an Schnelltest-Stationen an

Seit Dienstag ist Tübingen Modellstadt. Unabhängig von der Inzidenz bleiben Läden, Gastro und Kultur für drei Wochen auf. Voraussetzung für den Eintritt ist ein negativer Schnelltest. Am Samstag war der erste Tag seit Beginn des Modellversuchs, an dem richtig gutes Wetter war. Ein Rundgang durch die Stadt.

»Mit dem Tagesticket ist Tübingen für Sie geöffnet!«
»Mit dem Tagesticket ist Tübingen für Sie geöffnet!« Auf diesem Schild in der Innenstadt sind die Schnelltest-Stationen verzeichnet. Foto: Kathrin Kammerer
»Mit dem Tagesticket ist Tübingen für Sie geöffnet!« Auf diesem Schild in der Innenstadt sind die Schnelltest-Stationen verzeichnet.
Foto: Kathrin Kammerer

TÜBINGEN. Wer heute durch die Tübinger Innenstadt läuft, dem bietet sich ein Bild, das fast schon wie aus einer anderen Zeit scheint. Nachdem die Innenstädte wegen Corona-Lockdown und Winterwetter monatelang wie ausgestorben schienen, kehrt zumindest in der Unistadt das Leben zurück. Seit Dienstag läuft in Tübingen ein Modellversuch des Landes: Drei Wochen lang haben Läden, Gastro und Kultur in Tübingen geöffnet, unabhängig von der Inzidenz. Wer in Läden gehen oder in den Biergarten sitzen will, der muss einen tagesaktuellen negativen Schnelltest - das »Tübinger Tagesticket« - vorweisen. Mit dem wissenschaftlich begleiteten Modellversuch, der Tübingen jüngst mal wieder deutschlandweit in die Medien katapultierte, soll gezeigt werden, ob Einzelhandel und Gastro wirklich Pandemie-Treiber sind. Oder ob man sie mit gezielten Testungen offen lassen kann, auch wenn die Inzidenz steigt.

Corona-Tagesticket Tübingen
Eine Frau zeigt am Neckar ihr »Tagesticket«, das aufgrund eines negativen Testergebnis bei einem Corona-Schnelltest ausgestellt wurde. Jetzt soll es auch eine digitale Version geben. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Eine Frau zeigt am Neckar ihr »Tagesticket«, das aufgrund eines negativen Testergebnis bei einem Corona-Schnelltest ausgestellt wurde. Jetzt soll es auch eine digitale Version geben.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Gegen 13.30 Uhr stehen bei der Teststation am Modehaus Zinser rund 60 Menschen an. Vom Ende der Schlange bis zum Test dauert es rund 20 Minuten. Eine Wartezeit, die alle geduldig in Kauf zu nehmen scheinen. Die Sonne scheint an diesem Samstag, an dem deutschlandweit alle schon von der dritten Welle reden, gleich in mehrfacher Hinsicht auf Tübingen. Das macht die Wartezeit noch angenehmer. 300 Tests haben die Mitarbeiter an dieser Station heute schon gemacht, seit vier Stunden sind sie im Einsatz.

Warteschlange bei der Teststation am Modehaus Zinser Tübingen
Das gute Wetter zieht hunderte Menschen in die Tübinger Innenstadt: Auf diesem Foto die Warteschlange bei der Teststation am Modehaus Zinser (Archivfoto). Foto: Kathrin Kammerer
Das gute Wetter zieht hunderte Menschen in die Tübinger Innenstadt: Auf diesem Foto die Warteschlange bei der Teststation am Modehaus Zinser (Archivfoto).
Foto: Kathrin Kammerer

Wenige Schritte weiter steht schon die nächste Teststation. Bei der Tourist-Info an der Neckarbrücke ist die Wartezeit noch kürzer, berichtet eine dreiköpfige Familie, die aus Stuttgart nach Tübingen gekommen ist. Fünf Minuten mussten die drei anstehen, dann war der Test gemacht. Bis das Ergebnis da ist, dauert's nochmal rund 15 Minuten. »Gestern haben wir hier insgesamt 767 Tests gemacht«, sagt ein Mitarbeiter der Station. Und ahnt schon: »Heute werden es einige mehr.«

Auf der Neckarmauer sitzen Gruppen junger Menschen, auf der Platanenallee flanieren Familien - würden nicht die meisten Menschen eine Maske tragen, könnte man meinen, alles wäre wieder beim Alten in Tübingen. Zwei positive Tests haben die Mitarbeiter der Teststation in der Neuen Straße beim Modegeschäft »Tally Weijl« heute bislang zu verzeichnen, 360 Tests haben sie bis 13.50 Uhr insgesamt gemacht. Zusätzlich zum Modellversuch ist auch noch der normale Markttag in Tübingen, in den Straßen der Innenstadt ist also einiges los. Wenige Meter weiter, am Rathaus, stehen dutzende Menschen vor malerischer Kulisse für ihren Schnelltest an. Ebenfalls zwischen 300 und 350 Tests wurden an dieser Station heute bis zur Mittagszeit schon gemacht.

Zwischen den letzten Markt-Wägen und all den Shopping-Touristen sitzen auch Gäste vor den Gaststätten auf dem Marktplatz. Sie genießen - manche noch mit Decke über den Beinen - Bier, Kaffee und Aperol. 

Corona Schnelltest-Station vor dem Rathaus Tübingen
Anstehen beim Rathaus vor malerischer Kulisse: Auch diese Menschen wollen einen Schnelltest machen, um danach ein »Tübinger Tagesticket« zu erhalten. Foto: Kathrin Kammerer
Anstehen beim Rathaus vor malerischer Kulisse: Auch diese Menschen wollen einen Schnelltest machen, um danach ein »Tübinger Tagesticket« zu erhalten.
Foto: Kathrin Kammerer
Außengastronomie in Tübingen während der Coronakrise
Gut gelaunt einen Aperol oder ein Bier in der Außengastro trinken: Das ist aktuell nur in Tübingen möglich, dem Modellversuch sei Dank. Foto: Kathrin Kammerer
Gut gelaunt einen Aperol oder ein Bier in der Außengastro trinken: Das ist aktuell nur in Tübingen möglich, dem Modellversuch sei Dank.
Foto: Kathrin Kammerer

Am längsten steht man an diesem Samstag vor der Teststelle an der Kelter an. Eine junge Frau aus Böblingen berichtet von mehr als 45 Minuten Wartezeit, bis der Test gemacht wird. Sie ist gemeinsam mit ihrem Freund heute nach Tübingen gekommen und lacht trotz der Wartezeit gut gelaunt: »Passt doch, alles gut.« (GEA)

Weitere Infos zum Tagesticket, zu den Teststation und deren Öffnungszeiten gibt's auf der Website der Stadtverwaltung.