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Studie der Uni Tübingen zur Fortbildung über Social Media

Studie der Uni Tübingen untersucht, wie professionelle Qualifizierung für Lehrkräfte auf Twitter gelingen kann. »Intensive Nutzung wäre ein Minimalstandard«

Die Twitter-App ist auf dem Bildschirm eines Smartphones zu sehen
Die Twitter-App ist auf dem Bildschirm eines Smartphones zu sehen. Foto: Martti Kainulainen/Lehtikuva/dpa/Archivbild
Die Twitter-App ist auf dem Bildschirm eines Smartphones zu sehen. Foto: Martti Kainulainen/Lehtikuva/dpa/Archivbild

TÜBINGEN. Der Austausch in Interessensgemeinschaften auf Social-Media- Plattformen wie Twitter kann der professionellen Lehrkräftefortbildung dienen. Das haben Wissenschaftler der Uni Tübingen und der University of Michigan in einer Studie herausgefunden. Dafür werteten sie rund 2 000 Beiträge aus Twitter-Communities über eine Zeitspanne von rund drei Jahren aus, denen 93 Biologielehrer aus den USA angehörten.

Dabei teilten die Lehrkräfte Links zu Informationsquellen, besprachen curriculare Veränderungen, tauschten sich über Prüfungen aus und organisierten Chats, in denen sie unter anderem fachliche Inhalte diskutierten. Flachere Hierarchien als in traditionellen Fortbildungen können es begünstigen, dass neue Community-Mitglieder sich schnell sicher fühlen, um sich mit anderen auszutauschen.

Der Austausch über soziale Medien könnte dazu führen, dass sich Lehrkräfte, die in ihrem Kollegium eine Sonderstellung einnehmen, weil sie die Einzigen in ihrem Fach sind, weniger isoliert fühlen. »Übertragen auf die Situation in der Coronakrise können soziale Netzwerke dafür sorgen, dass einzelne Lehrkräfte sich in ihrem Homeoffice nicht im Stich gelassen fühlen und sich schnell und unkompliziert von Kollegen aus der ganzen Republik Rat holen können«, sagt Christian Fischer, Professor für Educational Effectiveness am Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung an der Uni Tübingen.

In der Studie wurde untersucht, welche Strukturen in den Communities vorherrschten, ob die Beiträge, sogenannte Tweets, eine eher positive oder eher negative Stimmung verbreiteten, wie viel Zeit die Lehrkräfte in den Communities verbrachten und in welcher Zeitspanne sie aktiv waren. Es zeigte sich, dass es zwar einige Lehrkräfte gab, die Termine organisierten, mehr Fachwissen mit den anderen teilten oder neue Mitglieder anwarben, diese jedoch nicht mehr Ansehen oder Einfluss in der Gruppe hatten.

Fast 65 Prozent der Beiträge waren neutral, rund 29 Prozent waren positiv, rund sechs Prozent negativ. Die positiven Tweets bekamen mehr Zustimmung und wurden öfter weiterverbreitet, als die neutralen Tweets. Bezüglich des zeitlichen Verlaufs gab es große Unterschiede: Manche Lehrkräfte waren sehr wenig aktiv, andere dagegen nutzten das Medium sehr oft und sehr intensiv.

»Die intensive Nutzung des Mediums wäre ein Minimalstandard, um Twitter als effektive Lehrkräftefortbildung sehen zu können, da Studien gezeigt haben, dass diese erst ab einer gewissen Dauer effektiv sind«, so Fischer. Er sieht jedoch durchaus Potenzial in Fortbildungsangeboten über soziale Medien und deren Vorteile wie schnelle Beantwortung von Fragen oder zeitliche Unabhängigkeit. (u)