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Studie der Uni Tübingen und der Uniklinik: Sport macht glücklich

Studie belegt, dass viel Bewegung und soziale Kontakte das Wohlbefinden Jugendlicher erhöhen, was gerade in Pandemiezeiten besonders wichtig ist.

Ein Mann trainiert in einem Fitnesstudio.
Ein Mann trainiert in einem Fitnesstudio. Foto: Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Ein Mann trainiert in einem Fitnesstudio.
Foto: Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

TÜBINGEN. Jugendliche, die viel Sport treiben, fühlen sich insgesamt weitaus besser als Altersgenossen, die wenig oder keinen Sport machen. Dieser Effekt zeigt sich auch im Tagesvergleich. So fühlen sich Heranwachsende an Tagen, an denen sie sich viel bewegen, besser als an solchen, an denen sie sich wenig oder gar nicht bewegen. Diese Ergebnisse erbrachte eine Studie der Uni und des Uniklinikums Tübingen im Auftrag des Vereins BewegtEuch.

Die Studie, die als Modellprojekt vom Sozialministerium des Landes finanziert wird, zeigt aber auch, dass nur neun Prozent der teilnehmenden Heranwachsenden die WHO-Gesundheitsempfehlung von mindestens 60 Minuten täglicher körperlicher Aktivität mittlerer bis hoher Intensität erreichten.

Tübinger Sportvereine mit dabei

An der Studie beteiligte sich ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Sportwissenschaft (Professor Gorden Sudeck, Professor Ansgar Thiel, Jannika John und Katja Dierkes), der Schulpsychologie (Professorin Caterina Gawrilow und Anne Eppinger), der Sportmedizin (Professor Andreas Nieß) und der Kinder- und Jugendpsychiatrie (Professor Tobias Renner und Ute Dürrwächter).

Tübinger Sportvereine und Schulen unterstützten die Untersuchung. Für die Studie befragt wurden im Sommer vier Wochen lang täglich 122 Jugendliche, die zudem an einer Eingangs- und Abschlussuntersuchung teilgenommen haben. Die ersten Ergebnisse dieser Studie liegen nun vor. Ausgangspunkt der Studie war die Frage, wie sich die Corona-Pandemie mit allen ihren Einschränkungen im Vereins- und Schulsport auf das Bewegungsverhalten, den Medienkonsum, die soziale Einbindung sowie die psychische Verfassung von Jugendlichen auswirkt. Bekannt ist, dass Bewegungsmangel dem Übergewicht Vorschub leistet und ein erhöhtes Risiko für chronisch-degenerative Erkrankungen, so zum Beispiel Bluthochdruck und Diabetes, bedingt, bei manchen Menschen sogar schon in relativ jungem Alter.

Junge Menschen bewegen sich kaum

Bereits vor der Corona-Pandemie erfüllten 80 Prozent der Heranwachsenden das durch die Weltgesundheitsorganisation empfohlene Mindestmaß an täglicher Bewegung nicht. Es ist davon auszugehen, dass der Bewegungsmangel sich durch die Pandemie noch verstärkte.

Die Vorsitzende des Vereins Bewegt-Euch, die Tübinger Ärztin Lisa Federle, hatte sich deshalb dafür eingesetzt, auch in der Pandemie die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Kinder und Jugendliche regelmäßig im geschützten Rahmen Sport treiben können. Auch sollten die Heranwachsenden Gelegenheit zu sozialen Kontakten mit Gleichaltrigen haben können. Sie wies auf die Kollateralschäden des Sozial Distancing hin. »Nachdem wir uns in den vergangenen Monaten viel um ältere Menschen bemüht haben, wollen wir uns jetzt explizit um Kinder und Jugendliche kümmern«, sagte Federle. Kinder und Jugendliche würden durch mangelnden Sport und fehlende soziale Kontakte physisch und psychisch beeinträchtigt.

Zu hoher Medienkonsum schadet

Der Sprecher der Studie, Professor Ansgar Thiel, Direktor des Instituts für Sportwissenschaft der Uni Tübingen, betont, dass auch die soziale Vernetzung eine wichtige Bedeutung für die psychische Verfassung von Jugendlichen hat. »Unsere Ergebnisse zeigen, dass das individuelle Wohlbefinden der befragten Jugendlichen sowohl mit der Anzahl an persönlichen Kontakten als auch der Qualität dieser Kontakte zusammenhängt.« An Tagen, an denen sie mehr persönliche Kontakte hatten, sei es ihnen besser gegangen, berichteten die Jugendlichen. Darüber hinaus fühlten Heranwachsende sich aber auch besonders an den Tagen wohl, an denen sie mit mehreren Personen Sport gemacht haben.

Ein wichtiges Studienergebnis ist außerdem, so die an der Studie beteiligten Schulpsychologinnen Professorin Caterina Gawrilow und Anne Eppinger, dass hoher Medienkonsum auf das Gemüt schlägt. Jugendliche, die im Durchschnitt mehr Medien konsumieren, berichten von einem geringeren Wohlbefinden. (pm)