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Streit um Tübinger Impfstoff-Firma erreicht Kreis der G7-Staaten

Wollen sich die USA exklusiven Zugriff auf einen möglichen Impfstoff aus Deutschland gegen das Coronavirus verschaffen? Daraus dürfte nichts werden. Das Unternehmen CureVac lehnt so etwas ab.

Logo des biopharmazeutischen Unternehmens CureVac
Das Logo des biopharmazeutischen Unternehmens CureVac ist zu sehen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild/Symbolbild
Das Logo des biopharmazeutischen Unternehmens CureVac ist zu sehen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild/Symbolbild

BERLIN/TÜBINGEN. Der mutmaßliche Versuch der US-Regierung, den Tübinger Impfstoff-Entwicker CureVac zu einem Standortwechsel zu bewegen, beschäftigt auch den Kreis der G7-Staaten. Darüber habe er bereits mit seinen Kollegen aus Kanada, Südkorea, Brasilien und Australien gesprochen, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). »Deutsche Forscher sind führend an der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen beteiligt, in weltweiten Kooperationen. Wir können nicht zulassen, dass sich andere ihre Forschungsergebnisse exklusiv aneignen wollen.« Ein CureVac-Sprecher sagte am Montag: »Ein Angebot liegt uns nicht vor.«

Das Biotech-Unternehmen teilte der »Schwäbischen Zeitung« (Montag) mit, eine Übernahme durch ein amerikanisches Unternehmen oder durch die USA stehe nicht im Raum. Zwar bestehe durchaus Interesse aus den USA an der Arbeit von CureVac, aber »Corona ist ein weltweites Problem, dafür arbeiten wir«, sagte Franz-Werner Haas, der für die Produktion verantwortliche Vorstand bei CureVac. Seit Januar forscht CureVac an einem Impfstoff gegen das Coronavirus.

Das Bundeswirtschaftsministerium bekräftigte die grundsätzliche Bedeutung eines freien Zugangs zu einem möglichen Impfstoff gegen das Coronavirus. »Die Bundesregierung hat ein hohes Interesse, dass wir Wirkstoffe und Impfstoffe in Deutschland und Europa produzieren«, sagte eine Sprecherin des Ministeriums am Montag in Berlin.

Zuerst hatte die »Welt am Sonntag« über Auseinandersetzungen um CureVac berichtet. US-Präsident Donald Trump versuche, deutsche Wissenschaftler mit hohen finanziellen Zuwendungen nach Amerika zu locken oder das Medikament exklusiv für sein Land zu sichern, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise in Berlin.

Ein hochrangiger Vertreter der US-Regierung bestätigte den Zeitungsbericht am Sonntagabend (Ortszeit) nicht. Er teilte auf Anfrage mit, man kenne weder den Bericht der »Welt am Sonntag« noch die zugrundeliegenden Informationen. Der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, bezeichnete den Bericht auf Twitter als unwahr.

Der Geschäftsführer und Mitbegründer des Hauptinvestors dievini Hopp BioTech Holding, Christof Hettich, hatte nach einem Bericht der Zeitung »Mannheimer Morgen« am Sonntag klargestellt, dass ein Exklusivvertrag etwa mit den USA für einen Corona-Impfstoff für CureVac nicht in Frage komme. Der SAP-Mitbegründer und Mäzen Dietmar Hopp und der Unternehmer Friedrich von Bohlen gehören dem Bericht zufolge zu den Gründern und Geschäftsführern der Firma.

Aus dem Bundestag kam scharfe Kritik an den möglichen US-Begehrlichkeiten. »Jetzt einen Wettbewerb um Standortfragen loszutreten ist das falsche Signal. Das Virus macht nicht an Grenzen halt. Internationale Zusammenarbeit ist jetzt wichtig und nicht nationaler Eigennutz«, schrieb der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Erwin Rüddel (CDU), auf Twitter. Ähnlich äußerten sich Vertreter der anderen Fraktionen.

CureVac forscht derzeit an einem Impfstoff gegen das Coronavirus und hat dafür 8,3 Millionen US-Dollar Fördergeld (rund 7,5 Millionen Euro) von der Internationalen Impfstoff-Allianz CEPI (»Coalition for Epidemic Preparedness Innovations«) bekommen. Auch die Bundesregierung ist Mitglied von CEPI. (dpa)