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Aktuell Corona-Regeln

Statt Bußgelder: Palmer erwägt, Corona-App zur Pflicht zu machen

Der Holzmarkt beim »Tübinger Feierabend« Ende Juni. Foto: Kammerer
Der Holzmarkt beim »Tübinger Feierabend« Ende Juni.
Foto: Kammerer

TÜBINGEN. Am Donnerstag ging die zweite Auflage des »Tübinger Feierabends« über die Bühne. Eine Aktion, von der Gastronomen und Einzelhändler in der Unistadt profitieren sollen. Plätze wie beispielsweise der Holzmarkt waren an diesem Abend voller Menschen. Abstandsregeln wurden praktisch nicht eingehalten, obwohl sich im öffentlichen Raum aktuell nur Gruppen von 10 Personen aus unterschiedlichen Haushalten treffen dürfen. Beim Verstoß gegen die Corona-Regeln droht normalerweise ein Bußgeld. Das tatsächlich durchzusetzen wäre laut Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer jedoch unverhältnismäßig, schreibt er heute auf seiner Facebookseite. Die Begründung: »In Tübingen ist Corona praktisch ausgerottet. Das Risiko, aktuell zu sterben, ist im Straßenverkehr deutlich höher als durch Corona.« 

Für Versammlungen in der Stadt würde es laut Palmer ausreichen, wenn man Infektionsketten nachvollziehen könnte. Deshalb schwebt ihm statt einer Durchsetzung von Verboten eine ganz andere Maßnahme vor: »Ich denke darüber nach, eine Pflicht zur Nutzung der Corona-App auszusprechen, wenn man in solchen größeren Ansammlungen dabei sein will«, schreibt Palmer. Und weiter: »Wer keine App nutzen will, kann die Regeln streng beachten und solche Ansammlungen meiden oder verlassen.«

Außerdem forderte er einmal mehr, zunächst regelmäßige Tests in Alten- und Pflegeheimen durchzuführen, statt junge Menschen, die ein geringes Infektionsrisiko tragen, durch Polizei und Ordnungsamt am feiern zu hindern. »Das würde derzeit völlig ausreichen. Wird aber nicht gemacht, weil es angeblich zu teuer ist«, so Palmer. Ich kann das absolut nicht verstehen.

In den mehr als 100 Kommentaren unter dem Posting sprechen sich viele User für Palmers Idee mit der Corona-App aus. Einige fragen sich jedoch, wie das durchgesetzt werden soll. Der OB hat darauf eine einfache Antwort: Beamte sollen, statt zu bestrafen, die App auf dem Smartphone kontrollieren. Andere Kommentatoren kritisieren den OB hingegen für seine Aussage, das Virus im Kreis Tübingen sei ausgerottet. »Sie wissen doch genau dass es eine Dunkelziffer gibt. Und ausgerottet suggeriert, dass es das Virus nicht mehr gibt. Es wird derzeit nur offiziell nicht nachgewiesen. Das ist komplett was Anderes. Und das wissen Sie auch«, lautet eine Antwort. (GEA)