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Schmetterling auf dem Spitzberg bei Tübingen hat sich an den Klimawandel angepasst

Der Weiße Waldportier Brintesia circe, ein Tagfalter, reagiert auf die steigenden Temperaturen in den letzten Jahren mit einer
Der Weiße Waldportier Brintesia circe, ein Tagfalter, reagiert auf die steigenden Temperaturen in den letzten Jahren mit einer zweiten Brutzeit der Weibchen. Foto: Gottschalk
Der Weiße Waldportier Brintesia circe, ein Tagfalter, reagiert auf die steigenden Temperaturen in den letzten Jahren mit einer zweiten Brutzeit der Weibchen.
Foto: Gottschalk

TÜBINGEN/ROTTENBURG. Der Klimawandel führt nicht nur zu Extremwetterlagen, sondern hat auch viele Tierarten gezwungen, ihre Verbreitungsgebiete zu verändern oder ihr Wanderverhalten und ihr Brutgeschäft zeitlich anzupassen.

Der Weiße Waldportier, eine große und durch ihre weiß-schwarze Färbung sehr auffällige Tagfalterart, hat sich in den letzten fünf Jahren aufgrund des Klimawandels im Südwesten Deutschlands ausgebreitet und so auch den Spitzberg bei Tübingen als neuen Lebensraum besiedelt. Der jetzt in der Zeitschrift Ecological Entomology veröffentlichte Artikel zeigt erstmals, wie hervorragend die Art in der Lage ist, sich an den Klimawandel anzupassen, so Projektleiter Professor Thomas Gottschalk von der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg.

Neben der starken Zunahme mit einer geschätzten Populationsgröße von über 2 000 Tieren am Spitzberg sind die Weibchen in der Lage, Trockenzeiten im Juli und August durch eine Sommerpause zu überdauern. Die Weibchen legen einen Teil ihrer Eier in der ersten Flugperiode, die zwischen Juni/Juli stattfindet, ab. Um das Risiko zu reduzieren, dass aufgrund von Trockenheit im Hochsommer aus den Eiern keine Jungraupen schlüpfen, wird ein Teil der Eier erst nach einer »Übersommerung« in der zweiten Flugperiode im August/September abgelegt.

Der Erstautor Robert Birch hat im Jahr 2020 seine Bachelorarbeit zum Weißen Waldportier geschrieben. Hierzu wurden mit Hilfe der Fang-Wiederfang-Methode über 1 000 Tiere vom Weißen Waldportier gefangen und markiert. So konnte herausgefunden werden, dass die Männchen nur in der ersten Flugperiode unterwegs sind, sich verpaaren und danach sterben oder abwandern. Die begatteten Weibchen leben dagegen länger und versuchen, die besonders heiße Jahreszeit durch eine Ruhepause in kühleren Wäldern zu überstehen, um danach ihre Eier abzulegen und damit die Überlebensrate der Jungtiere zu erhöhen. Eine solche Übersommerung konnte vor den 1990er Jahren nicht beobachtet werden. (u)