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Aktuell Streuobst

Rundweg über die Härten: Von Most über Gsälz bis Secco

Auf einem Rundweg über die Härten konnten Erzeugnisse regionaler Betriebe verkostet werden

Farbenfroher Most lässt sich aus den Früchten der Streuobstwiesen herstellen. In geselliger Runde kosten Wanderer auf den Härten
Farbenfroher Most lässt sich aus den Früchten der Streuobstwiesen herstellen. In geselliger Runde kosten Wanderer auf den Härten das schwäbische Getränk. Foto: Raphaela Weber
Farbenfroher Most lässt sich aus den Früchten der Streuobstwiesen herstellen. In geselliger Runde kosten Wanderer auf den Härten das schwäbische Getränk.
Foto: Raphaela Weber

KUSTERDINGEN. »Wir haben jedes Jahr so viele Äpfel und wollen uns hier Anregungen holen, was man damit außer Saft sonst noch machen kann.« Gleich beim ersten Stand in Wankheim wurde Marc Christner fündig. Dort schenkten die Schwestern Michaela Kaltsamis und Stephanie Brustgi von der Reutlinger Mosterei Schaal gestern unter anderem einen rötlichen Most aus, der seine Farbe durch die Beigabe von Kirschsaft bekommt. In geselliger Runde testeten Christner, seine Frau Eva Stauß-Christner und Verwandte das rötliche Getränk. Alle waren sehr angetan.

Probieren, neue Spezialitäten kennenlernen und dabei viele Infos über Bedeutung, Bewirtschaftung und Erhalt der hiesigen Streuobstwiesen sammeln, diese Gelegenheit bot sich am Sonntag auf der fünf Kilometer lange Rundwanderung auf den Härten. An fünf Stationen präsentierten regionale Betriebe ihre Spezialitäten, die sie aus den Früchten ihrer Wiesen erzeugen. Etwa Most und Secco, Apfelsaft und Gsälz oder Apfelchips und Destillate. Rund hundert Teilnehmer starteten an der Härtenschule und wanderten zeitversetzt in Gruppen mit maximal zehn Personen.

Produktvielfalt der Wiesen

»Unser coronakonformes Angebot hat sich auch im vergangenen Jahr schon bewährt«, so Maike Schünemann vom Verein Schwäbisches Streuobstparadies, der die »Most & Meet«-Wanderungen organisierte. »Wir wollen damit unsere Streuobst verarbeitenden Betriebe unterstützen. Heute können sie zeigen, wie groß die Produktvielfalt ist, die ihre Wiesen hergeben.«

Der Spaziergang führte durch Baumwiesen, vorbei an landwirtschaftlichen Nutzflächen, Waldbereichen und mit Blick auf den Albtrauf. »Wir sind letztes Jahr privat in Dettingen mitgelaufen«, so Kaltsamis. »Das hat uns viel Spaß gemacht und wir haben uns entschlossen, heute als Betrieb mitzumachen.« Am Start erhielt jeder Teilnehmer eine Stofftasche mit dem Aufdruck »Obschdwieslesreddradasch«, die ein Probierglas und viele Infos über Streuobstwiesen enthielt. Damit ging es nach Wankheim, wo Kaltsamis und Brustgi nicht nur Most ausschenkten, sondern auch gerauchte Würstchen, halb Lamm, halb Schwein, zur Verkostung anboten. Das Lammfleisch stammt von ihren eigenen Schafen, die ihre Obstwiesen abweiden.

Leoni aus Mähringen bekam den Spaziergang als Geburtstagsausflug geschenkt. »Die Veranstaltung ist eine tolle Idee. Wir finden es gut, dass uns hier so viel erklärt wird. Der Most schmeckt übrigens hervorragend.« Leoni und Julius haben ein Stückle mit Apfelbäumen gepachtet. Auch sie wollten sich inspirieren lassen, was mit dem Obst alles gemacht werden kann. Die kleine Gruppe bleibt länger als geplant und loben die Infos aus erster Hand. Kaltsamis und Brustgi freuen sich über die total entspannte Atmosphäre an ihrem Stand. »Keiner ist heute in Hektik und wir haben herrlichen Sonnenschein.«

Bei Gsälz Häfele aus Kusterdingen gab es zusätzlich zum Most verschiedene Fruchtsäfte und Birnen-Holunder-Schorle. Der kleine Familienbetrieb der Obergfells verarbeitet Äpfel, Zwetschgen, Birnen oder Mirabellen der eigenen Streuobstwiesen auf den Härten zu Säften, Gsälz, Sirup und Essig, aber auch zu Likör und Schnaps. »Wir finden, so eine Wanderung ist eine gute Idee, um die Vielfalt von Streuobst und uns bekannt zu machen«, sagt Friederike Obergfell.

Aus Ammerbuch beteiligte sich Obstbau Walter Maier und aus Tübingen Wielands Reines und Feines von der Streuobstwiese sowie die Lohnmosterei Gugel. Joachim Löckelt vertrat an der vierten Station das Landratsamt Tübingen. »Streuobstwiesen sind ein Kulturgut. Sie sind Lebensraum für über 5 000 Tier- und Pflanzenarten.«

Die weiteren Wanderungen in diesem Jahr sind in Göppingen, Sonntag, 3. Juli, in Lenningen-Unterlenningen, Sonntag, 10. Juli, in Dettingen an der Erms, Sonntag, 17. Juli, und schließlich noch in Herrenberg-Kayh am Sonntag, 31. Juli. (GEA)