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Projekt der Uni Tübingen: Datenbank erfasst NS-Opfer in Anatomie

Bald ist wieder Leben an der Uni Tübingen: Für das Wintersemester sind wieder Präsenzveranstaltungen geplant.   FOTO: LENSCHOW
Die Neue Aula der Uni Tübingen. Foto: Arnfried Lenschow
Die Neue Aula der Uni Tübingen.
Foto: Arnfried Lenschow

TÜBINGEN. Zum Holocaustgedenktag am 27. Januar hat die Universität Tübingen biografische Daten von 1078 Menschen zusammengestellt, die während der NS-Zeit ohne ihr Einverständnis in der dortigen Anatomie landeten. Das teilte die Uni Tübingen am Dienstag mit. Für das Forschungsprojekt »Gräberfeld X« seien Informationen aus der Anatomie zusammengetragen worden. Von vielen Betroffenen hätten biografische Angaben gefehlt, und nur wenige Lebensgeschichten seien bekannt gewesen, sagte Projektleiterin Benigna Schönhagen. »Aber einige Lücken konnten wir im Forschungsprojekt zum Gräberfeld X bereits schließen«.

Die Toten stammen laut Uni aus Gefängnissen, Lagern, Heilanstalten oder Pflegeeinrichtungen. Es handle sich um Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, um Widerstandskämpfer oder Deserteure. Man habe sie hingerichtet, zu Tode geschunden oder medizinisch unversorgt gelassen. "Sie starben an mangelhafter Ernährung oder ließen ihr Leben wegen fehlender Hygieneeinrichtungen.

Nach der Sektion wurden die meisten Körper den Angaben zufolge verbrannt und ihre Asche anonym im »Gräberfeld X«, in einem Massengrab bestattet. Das Projekt ist nach dem Friedhofsareal benannt, auf dem alle Toten beigesetzt wurden, die zuvor am Anatomischen Institut der Uni Lehr- und Forschungszwecken dienen mussten.

Das Projekt ist auf Twitter mit dem Account @Graeberfeld_X vertreten. Dort wird jede Woche unter #otd und #everynamecounts an verstorbene NS-Opfer erinnert, die nach ihrem Tod in die Tübinger Anatomie gebracht wurden. (dpa)