Logo
Aktuell »Chez Krömer«

Premiere im Verhörraum: Mössinger »Teddy« zu Gast, Krömer zieht sich aus

Das hat es bei Kurt Krömer noch nie gegeben. Keine bissigen Fragen, keine Beleidigungen, kein Aus-dem-Konzept-Bringen und der Moderator zieht sich aus. Grund für den Kuschelkurs: Tedros Teclebrhan ist kein »Arschloch«.

REUTLINGEN/BERLIN. Abhauen verboten: Der »Verhörraum« von Kurt Krömer im Fernsehstudio des Rundfunks Berlin Brandenburg (rbb) ist mit zahlreichen Schlössern gesichert. Normalerweise ist das nötig, denn die Gäste des TV-Moderators würden ansonsten wohl die Flucht ergreifen, weil sie seine quälenden Fragen irgendwann nicht mehr ertragen können. Was Krömer mit diesen Menschen anstellt, grenzt an verbaler Folter. Aber das ist okay, denn gewöhnlich haben sie »nichts Besseres verdient«, wie es schon in der Beschreibung der Show heißt. In der aktuellen Folge von »Chez Krömer«, ist jedoch alles anders.

Zu Besuch ist der in Mössingen aufgewachsene Comedian Tedros Teclebrhan. Ein Mann, der sogar Stephan Raab bei sämtlichen TV-Total-Auftritten die Show stahl und der im Gegensatz zu vielen anderen Gästen im »Verhörraum« nicht durch umstrittene Aussagen aufgefallen ist. Wie beispielsweise Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, der jüngst eingeladen war. Viele Zuschauer haben sich im Vorfeld gefragt: Wie will Krömer den beliebten, sympathischen, unbescholtenen und schlagfertigen »Teddy« ins Kreuzverhör nehmen?

Die Antwort: gar nicht. Keine bissigen Fragen, keine Beleidigungen, kein Aus-dem-Konzept-Bringen. Das hat es in diesem Format noch nie gegeben. Doch Krömer liefert gleich zu Beginn der Sendung eine Erklärung für den Kurswechsel: »Die anderen kenne ich nicht, die kriegen eins auf die Fresse«, sagt er und ergänzt: »Dich kenne ich, du bist kein Arschloch.«

Statt verbaler Kriegsführung entwickelt sich in den folgenden 30 Minuten eine lockere Plauderei. Über »Teddys« Anfänge als Schauspieler, als er »Schauspielschule« gegoogelt hat, an der optisch schönsten Seite hängen geblieben ist, sich beworben und schlecht vorgesprochen hat, aber schließlich doch auf Probe genommen wurde. Oder über Rassismus und Vorurteile. Im Gegensatz zu vielen Gesichtern der »Black Lives Matter«-Bewegung stört es den Entertainer nach eigenen Angaben nicht, wenn er gefragt wird, woher er kommt. Im Gegenteil. Seine eritreischen Wurzeln sind ihm wichtig. »Wenn ich sage, ich bin Deutsch, dann fehlt was«, sagt er. Ob er in seinem Beruf Probleme aufgrund seiner Herkunft hat, will Krömer daraufhin wissen. »Teddy« antwortet: »Manche Leute haben Probleme damit, dass ich Schwabe bin.« Der bis dahin größte Lacher des Abends, der erst gestoppt wird, als Krömer plötzlich anfängt, sich bis auf die roten Boxershorts auszuziehen. Sogar seinen Zahnersatz legt er auf den Tisch.

Wer auf einen wilden Schlagabtausch gehofft hat, wurde an diesem Abend enttäuscht. Doch das waren nur wenige, wenn man den Reaktionen auf Youtube glaubt. »Ich bin verliebt in beide«, »ganz anders, aber wunderschön« und »super, dass die zwei Spaßvögel ein teilweise echt erstes Gespräch führen«, sind nur wenige Beispiele für die Lobeshymnen in den Kommentaren. Ein User regt sogar an: Krömer könnte öfter mal umgängliche Typen einladen – nicht nur »Arschlöcher.« (GEA)