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Aktuell Corona

Palmer will Teststationen überall in der Tübinger Innenstadt

Tübingen sucht Strategie nach dem Lockdown. Angebot für Friseure wird auf Fahrlehrer ausgeweitet

Ein Corona-Schnelltest. Foto: dpa
Ein Corona-Schnelltest.
Foto: dpa

KREIS TÜBINGEN. Bund und Länder haben bei niedrigen Inzidenzen umfangreiche Lockerungen der Pandemie-Regeln in Aussicht gestellt. »Wir wissen noch nicht so genau, was im einzelnen beschlossen wird. Die Verordnung kommt erst Sonntagnacht. So war’s immer. Wieso sollte es diesmal anders sein?« Boris Palmer geht davon aus, dass der Einzelhandel zu Wochenbeginn öffnen darf. Aber sonst? »Am Montag weiß man mehr.«

Der Tübinger OB hat die große Sorge, dass die Freude von kurzer Dauer sein könnte. Sobald die Inzidenzwerte steigen, droht ein Rückfall in den Lockdown. Palmers Strategie: »Erst die Leute testen und sie dann in Geschäfte und Restaurants lassen. Ohne ist es zu riskant.« In der Unistadt wird alles dafür vorbereitet, diesen Weg zu ermöglichen. 250 000 Schnelltests wurden geordert. 180 000 seien bereits verplant. »60 000 sind noch frei. Mit denen könnte man starten.« Tübingen werde dieses Konzept möglichst rasch umsetzen und in der Innenstadt verteilt Teststationen einrichten.

Die Akzeptanz ist groß, glaubt Palmer. Auch am Freitagnachmittag bildeten sich vor dem Arztmobil von Lisa Federle lange Schlangen vom Marktplatz bis zum Holzmarkt. »Die Testbereitschaft ist erfreulicherweise ungebrochen.« Der OB findet es bedauerlich, dass der Bund bisher keine Zusage gemacht hat, dass er die Kosten dafür übernimmt. Die Inzidenz als Messlatte sieht der Rathaus-Chef kritisch. »Das ist paradox: Wenn wir viel testen, werden mehr Infektionen entdeckt, und die Inzidenz steigt.«

Er würde sich lieber an der Positivitäts-Rate orientieren, die aber nur bundesweit erfasst wird. Die wichtigere Frage sei nämlich, wie viele bei den Tests positiv sind. Wer 100 000 Fälle untersucht und entdeckt dabei ein Prozent Infizierte, kommt auf eine höhere Gesamtzahl als derjenige, der von vornherein nur 10 000 Fälle untersucht, aber drei Prozent Infektionen entdeckt. Nach Palmers Auffassung sind die Auslastung der Gesundheitsämter und der Kliniken ein besserer Maßstab als die Inzidenz. Er wirbt für eine Corona-Ampel: Im grünen Bereich ist alles okay. »Bei Gelb wird nachgesteuert, bei Rot ist Schluss.«

Wenn ab Montag, 8. März, zusätzlich zu den Friseuren auch die körpernahen Dienstleister und die Fahrschulen wieder öffnen, können die Betreiber in Tübingen für ihre Belegschaft sowie ihre Kunden kostenfreie Schnelltests erhalten, die sich auch ohne medizinisches Fachpersonal anwenden lassen. Ein tagesaktueller negativer Schnelltest ist Voraussetzung, wenn Abstand und Maske nicht dauerhaft möglich sind wie bei einer kosmetischen Gesichtsbehandlung oder einer Massage.

"Mit den Tests unterstützen wir die Betriebe, die solche Tests benötigen, damit sie schnell wieder aufmachen und ihre gewohnten Dienstleistungen anbieten können", so Palmer. Er bedankte sich bei der Tübinger Unternehmerschaft, deren Spenden diese Tests und damit die sichere Öffnung in der Stadt möglich machen." Bisher sind dafür 175 000 Euro eingegangen. Beschafft hat die Corona-Schnelltests das DRK Tübingen.

Den Auftakt für die kostenfreien Schnelltests hatten Anfang der Woche die Friseure gemacht. Über 40 Salons haben sich mit den Tests ausgestattet und das Personal geschult. Während die Beschäftigten das Angebot rege nutzen, sind die meisten Kunden zurückhaltend. Palmer appelliert daher an alle, sich beim Friseur zuerst testen zu lassen: »Unsere neue Freiheit verdanken wir den niedrigen Inzidenzen in Tübingen. Damit das so bleibt, bitte ich alle, die kostenfreien Testangebote intensiv zu nutzen.«

Betriebe können die Tests bei der Kreishandwerkerschaft abholen. Außerdem testet die Firma Cegat auf ihrem Gelände ab Montag im Auftrag der Stadtverwaltung zwischen 9.30 und 17 Uhr kostenlos Friseure, Anbieter körpernaher Dienstleistungen sowie Fahrlehrer. Wer negativ getestet wird, erhält darüber ein tagesaktuelles Zertifikat. (-jk/ist)

 

DIE CORONA-LAGE IM LANDKREIS

Inzidenz bei 33,7, fast 50 000 Impfungen, zwei Patienten auf der Intensivstation

Kein weiterer Todesfall. Zehn bestätigte Neu-Infektionen. Die Inzidenz sinkt weiter von 34,3 auf nunmehr 33,7. Das meldete das Tübinger Gesundheitsamt am Freitagabend.

Unter den Neu-Infektionen der vergangenen sieben Tage sind nach Angaben der Fachleute insgesamt 19 Fälle der britischen Variante (B.1.1.7.). In der Unikinik wurden am Freitag neun mit dem Coronavirus infizierte Patienten behandelt, davon zwei auf der Intensivstation. Auch hier sinken die Zahlen. Am Freitag vor einer Woche waren es 14, davon fünf auf der Intensivstation.

Seit Inbetriebnahme des Impfzentrums in der Horn-Arena sind dort fast 47 000 Impfungen erfolgt. An jedem Wochentag kamen zuletzt 1 200 dazu. In der kommenden Woche soll mehr Impfstoff zur Verfügung stehen. Gerechnet wird mit fast 7 500 Dosen innerhalb einer Woche.

Stand Donnerstag verteilten sich die ingesamt 6 277 Infektionen im Landkreis wie folgt auf die Gemeinden: Ammerbuch 305 (+3), Bodelshausen 119 (+4), Dettenhausen 104 (+1), Dußlingen 161 (+3), Gomaringen 230 (+1), Hirrlingen 93 (0), Kirchentellinsfurt 186 (+2), Kusterdingen 246 (+5), Mössingen 705 (+16), Nehren 89 (+4), Neustetten 135 (0), Ofterdingen186 (+3), Rottenburg 1287 (+17), Starzach 149 (0), Tübingen 2 282 (+25). In einer Woche sind damit 84 neue Infektionen dazugekommen. (GEA)