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Palmer und Lokführergewerkschaft GDL ziehen wegen Streiks übereinander her

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer und die Lokführergewerkschaft GDL führen einen öffentlichen Schlagabtausch. Grund ist der erneute Streik bei der SWEG.

Mit diesem Facebook-Posting hat Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer die Lokführergewerkschaft GDL gegen sich aufgebracht. Foto: Boris Palmer
Mit diesem Facebook-Posting hat Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer die Lokführergewerkschaft GDL gegen sich aufgebracht.
Foto: Boris Palmer

TÜBINGEN. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer und die Lokführergewerkschaft GDL ziehen in einen öffentlichen Schlagabtausch übereinander her. Grund ist der erneute Streik bei der Südwestdeutschen Landesverkehrs GmbH (SWEG). Palmer kritisierte die Streiks in einem Facebook-Posting am Mittwoch scharf: »Seit Wochen immer dasselbe Spiel. Streiks, die nicht mal in der App oder am Bahnsteig erkennbar sind. Der Zug fällt einfach aus.«

Zuletzt gab es 13 kurzfristig angesetzte Arbeitsniederlegungen bei der SWEG. »Ich würde es ja verstehen, wenn die GDL für mehr Lohn kämpfen würde. Aber ein Streik nur für mehr Macht der GDL und das, nachdem das Land den Verkehr eines Pleiteunternehmens übernommen hat, das ist eine Unverschämtheit«, so Palmer. Der OB stellt die Frage, ob die Klima-Aktivisten von der »Letzten Generation« einmal die Zentrale der GDL blockieren sollten. »Irgendwann haben nämlich auch eingefleischte Bahnfahrer die Schnauze voll und fahren wieder Auto.«

Palmer fordert ein Ende der Streiks: »Höred auf ihr Lällebäbbel!« Im Schwäbischen Dialekt sind das Leute, die dumm daherreden. Außerdem sollten Lokführer keine Spezialgewerkschaft haben, sondern Beamte sein. »Dann hört das Theater auf.«

GDL kritisiert Palmer: »Eher dumm und töricht«

Die Antwort der GDL ließ nicht lange auf sich warten. Die Bezirksvorsitzenden warfen dem Tübinger Stadtoberhaupt in einem Offenen Brief vor, selbst »eher dumm und töricht« daherzureden. »Es zeugt davon, dass Ihnen das Verständnis von Demokratie und Basisnähe abhandenkommt, wenn es mal persönlich ungemütlich wird.« Schließlich sei das Streikrecht ein Grundrecht in Deutschland.

Zudem wies die Gewerkschaft den Vorwurf zurück, dass es ihr ausschließlich um »Macht« gehe. Die GDL will nach eigenen Angaben für den gesamten SWEG-Konzern einen Tarifvertrag für die mehr als 500 Eisenbahner aushandeln. »Arbeiten im 10-Tage-Rhythmus, 32-Stunden-Ruhen und immer wieder kurzfristige Änderungen im Dienstplan mit Einschnitten in die Freizeit sollen in den Augen der Verantwortlichen weiterhin Bestand haben.«

Boris Palmer reagiert auf Schwäbisch auf Offenen Brief der GDL

Die GDL moniert: »Sie diffamieren wissentlich unsere Kolleginnen und Kollegen auf eine polemische Art und Weise, um einen persönlichen Vorteil innerhalb der Partei zurückzuerlangen, die Ihnen den Rücken gekehrt hat.« Außerdem kritisieren die Bezirksvorsitzenden, dass am Tag von Palmers Screenshot aus der DB-App gar kein Streik lief. Die Gewerkschaft schießt ihrerseits gegen Palmer. Die marode Infrastruktur im gesamten Land, flächendeckend defekte Züge, die kostengünstig produziert werden müssen und deshalb den Anforderungen nicht gewachsen sind – das »liegt an der Ursache der getroffenen politischen Entscheidungen, welche ausschließlich Ihr Berufsstand zu verantworten hat.«

Am Donnerstag meldete sich Palmer auf Facebook erneut zu Wort. Er teilte den Offenen Brief der GDL und kommentierte ihn im breiten Schwäbisch. Er gab der Gewerkschaft Recht, dass die Lokführer nichts für die Unpünktlichkeit der Züge könnten – »auch wenn ich zu jedem Termin eine Stunde zu spät komme«. Er kritisierte die Bezirksvorsitzenden dafür, dass diese nicht auf seinen Vorschlag eingehen, Lokführer wieder zu verbeamten. »Oder wollt ihr gar nicht, dass es euren Kollegen wieder so gut geht wie früher bei der Bundesbahn?« Der OB kündigte an: »Wenn ihr so weitermacht, stell’ ich wieder einen Fahrer ein, damit ich mich nicht mehr jeden Tag ärgern muss.«

Der jüngste Streik der GDL bei der ist am Freitag beendet worden, aber weitere dürften folgen. Ein GDL-Sprecher sagte, der Ausstand sei unterbrochen worden. Die Beschäftigten seien am Donnerstagabend aufgefordert worden, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Der GDL-Sprecher machte deutlich, dass weitere Arbeitsniederlegungen folgen könnten. Konkreter wurde er nicht. (GEA)