KIRCHENTELLINSFURT. Die Fachleute von ebök (früher mal Kirchentellinsfurt, inzwischen längst in Tübingen), ufit (Ammerbuch) und StetePlanung (Darmstadt) haben die Stärken und Schwächen von Kirchentellinsfurt analysiert und ihre Schlüsse daraus gezogen. Bei der Vorstellung des Berichts am Montag im Gemeinderat wurde klar: Die Gemeinde kann noch einiges tun für ihr »Integriertes Quartierkonzept Ortsmitte«, kann dafür aber auch Zuschüsse bekommen. Ortsbaumeister Martin Lack sieht »ein ganzes Paket an Maßnahmen und Möglichkeiten.«
Eine der Empfehlungen betrifft die E-Mobilität. Bis 2030 brauche Kirchentellinsfurt 17 zusätzliche Ladepunkte in der ganzen Kommune. Nur dann kann der Bedarf gedeckt werden. Bisher gibt es 14.
Haltestellen für Eltern in größerem Abstand
Auf besondere Aufmerksamkeit stieß der Vorschlag, die nördliche Kirchfeldstraße als verkehrsberuhigt auszuweisen oder einen Mini-Kreisel am Knotenpunkt Peter-Imhoff-Straße/Kirchfeldstraße vorzusehen. Damit würde der Schulweg sicherer, und auch das Martinshaus und seine älteren Bewohner und Besucher würden profitieren.
Ergebnisse der Befragung
Eine Befragung der Bürger hatte ergeben: Zu Fuß und mit dem Auto beurteilen die Kirchentellinsfurter die Situation als »eher gut«, mit dem Rad nur »teils-teils«. Für Schüler und Senioren sei die Lage weder gut noch schlecht. Wer in der Mobilität eingeschränkt ist, trifft nach Auffasung der Befragten auf eher schlechte Bedingungen. (-jk)
Eva Kowalewski (GAL) fand den Vorschlag sinnvoll und hätte gerne noch einen weiteren Kreisel an der Billinger Allee. Schulleiter Mathias Kessler (SPD) würde in der Betrachtung auf jeden Fall auch die Billinger Allee dazunehmen und könnte sich mit festen Eltern-Haltestellen anfreunden. Die Kinder müssten dann die letzten 200 Meter auf jeden Fall zu Fuß zurücklegen. Melanie Liebig (FWV) erinnerte daran, dass man bei bestimmten Maßnahmen die Zustimmung der übergeordneten Behörden braucht. Ruth Setzler (GAL) empfahl, sich rechtzeitig zu überlegen, wie man mit einem eventuellen Wegfall von Parkplätzen umgehen würde. Auch das Überqueren der Karlstraße wird bei den Fachleuten als Problem eingeschätzt.
Schule und Schloss als Musterknaben
Doch nicht nur umweltfreundliche Mobilität und Sicherheit spielen in dem umfangreichen Bericht eine Rolle. Die Energie-Versorgung und Maßnahmen angesichts der Erd-Erwärmung waren ebenfalls Gegenstand eingehender Betrachtung. Bei den öffentlichen Gebäuden sind die Schule und das Schloss die »Musterknaben«. Da wird man nichts mehr einsparen können. Bei der Alten Sporthalle ist das Einspar-Potenzial mit 25 Prozent am höchsten. Es folgen Bauhof, DLRG-Räume, Richard-Wolf-Halle, Feuerwehrhaus und Kerni mit jeweils 15 Prozent.
Sehr viel versprechen sich die Fachleute von einer stärkeren Nutzung der Solar-Energie. Bisher nutze Kirchentellinsfurt das, was bei der Wärme möglich ist, nicht mal zu 15 Prozent. Beim Strom liegt man aktuell bei etwas mehr als 10 Prozent. Und auch Geothermie biete Chancen.
Ausprobieren empfohlen
Marc-André Claus von ebök empfiehlt bei einigen potenziellen Maßnahmen den Test im Real-Labor. »Auf gut Deutsch heißt das: ausprobieren«. Dabei geht es um solche Dinge wie Sprühnebel, die an heißen Tagen einen Kühl-Effekt bringen können. »Grüne Kühl-Oasen in sommerlicher Hitze« gehören zu den Dingen, die Kirchentellinsfurt nach Ansicht der Gutachter unbedingt in Erwägung ziehen sollten. Schattenplätze und Begleitgrün seien generell wichtig.
Natürlich stellt sich für die Gemeinde die Frage, wie es nach der Analyse nun weitergeht. Die Wunschlösung wird nicht mehr bezuschusst. »Den Sanierungs-Manager gibt es nicht mehr«, weiß Helmut Bauer von ufit. Aber einen Beauftragten für klimaneutrale Verwaltung könnte man unter Umständen bewilligt bekommen. »Dafür gibt's Zuschüsse. Stellen Sie diesen Antrag«, riet Bauer den Gemeinderäten am Montag.
Möglichst bald Antrag abschicken
Für drei Jahre würden drei Viertel der Personalkosten übernommen. Und es besteht die Möglichkeit der Verlängerung. Wer sich mit einer Nachbargemeinde zusammentut, kann aus der halben Stelle eine ganze machen und die Sache effektiver angehen. Bürgermeister Bernd Haug hat da gleich an Wannweil und Kusterdingen gedacht. Bauer erinnerte jedoch daran, dass Kusterdingen in puncto Klimafolgen-Anpassung und Gebäude- und Energieversorgung schon einen Schritt voraus ist.
Die Antragsfrist läuft zwar bis Frühjahr 2025, doch Bauer empfiehlt den Kirchentellinsfurtern, damit nicht zu warten - und auch möglichst früh auf Personalsuche zu gehen. Unterstützung bei Maßnahmen zur Klimaanpassung in privaten Gebäuden, wie das ein Sanierungs-Manager könnte, werde man mit dieser Stelle allerdings nicht abdecken können. (GEA)

