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Aktuell Umbenennung

Kusterdinger August-Lämmle-Schule nach John Lennon benennen?

Vielfalt an Vorschlägen für die bisherige August-Lämmle-Schule in Kusterdingen

Das Namensschild der August-Lämmle-Schule in Kusterdingen muss jetzt einem neuen weichen. Der Gemeinderat entscheidet am Mittwoc
Das Namensschild der August-Lämmle-Schule in Kusterdingen muss jetzt einem neuen weichen. Foto: Martin Bernklau
Das Namensschild der August-Lämmle-Schule in Kusterdingen muss jetzt einem neuen weichen.
Foto: Martin Bernklau

KUSTERDINGEN. »Peter-Härtling-Schule«, »Alan-Turing-Schule«, »Grabbenschule«, »John-Lennon-Schule« und »Grundschule Willy Brandt« – die Vorschläge aus der Bürgerschaft zur Umbenennung der Kusterdinger August-Lämmle-Schule sind vielfältig. Der Name sei wegen der Nähe des Heimatdichters August Lämmle zum Nationalsozialismus nicht mehr tragbar, hatte die Härtenliste in einem Änderungs-Antrag argumentiert. Im Dezember hatte der Gemeinderat daher beschlossen, den Namen der Schule zu ändern und um Anregungen gebeten (der GEA berichtete). Schulleiterin Tanja Pommersbach hatte schon damals die »Schule am Wasserturm« ins Gespräch gebracht. Auch die August-Lämmle-Straße wird umbenannt.

»In Zeiten der Digitalisierung ein passendes Zeichen«

Zu den ausgefallensten Ideen gehört die »Alan-Turing-Schule«. Die Eltern zweier Kinder an der Kusterdinger Grundschule begründen den Namen damit, dass Alan Turing als einer der einflussreichsten Pioniere der Informatik gilt, »was in Zeiten der Digitalisierung von Schulen ein passendes und richtungsweisendes Zeichen wäre«. Turing habe sich während des Zweiten Weltkriegs ausgezeichnet, indem er maßgeblich an der Entzifferung der Enigma-Funksprüche der deutschen Machthaber beteiligt war. Damit stehe sein Name auch als Kontrast zu dem Wirken des bisherigen Namensgebers.

»Turing wurde noch 1952 zu einer chemischen Kastration gegen seine Homo-sexualität verurteilt, in deren Folge er schwer erkrankte und starb«, heißt es weiter. »Damit erinnert die Benennung nach ihm auch an die weltweiten Opfer von Gewalt gegen homosexuelle Menschen und setzt ein Zeichen für eine vielfältige und tolerante Gesellschaft.«

Ungewöhnlich ist auch der Vorschlag »Grabbenschule« in »Anlehnung an das Kusterdinger Wappentier«. Oder »John-Lennon-Schule«. Lennon sei ein genialer Musiker gewesen, erläutert ein Kusterdinger. »Darüber hinaus war er aber auch stets ein kritischer, manchmal auch unbequemer Geist. Ein Intellektueller, der einer sinnlosen Gewalttat zum Opfer fiel.«

Auch »Willy Brandt« kommt als Name in Frage

Ein Kusterdinger hält Willy Brandt für einen guten Namensgeber, wenn es denn ein Politiker sein soll. »Er hat sich um unser Land sehr verdient gemacht.« Dass die Bevölkerung in die Umbenennung einbezogen wird, sei »prima und gelebte Demokratie«. Weitere Vorschläge: Dietrich-Bonhoeffer-Schule oder Richard-Gölz-Schule nach dem Wankheimer Pfarrer, der während der Nazi-Zeit etlichen Juden das Leben gerettet hat, indem er sie im Pfarrhaus versteckte.

»Der Name einer Schule sollte etwas mit Kindern zu tun haben«

»Der Name einer Schule sollte etwas mit Kindern zu tun haben, sie sollten einen Bezug dazu haben«, meint eine Kusterdingerin und schlägt Astrid-Lindgren-Schule vor. Dabei bliebe auch die bisherige Kurzform der Schule ALS erhalten. In Erinnerung an den Kusterdinger Pfarrer Emil Marin, der im Zweiten Weltkrieg verhinderte, dass 14 Kusterdinger von den einmarschierenden Franzosen erschossen wurden, bringen einige andere die »Emil-Martin-Schule« ins Spiel.

Ein Name wie »Schule am Wasserturm« erscheint einer Bürgerin »nach der Vorgeschichte zu vorsichtig und nichtssagend«. Sie meint, dass man sich stattdessen mit dem Namen des Filmproduzenten Carl Lämmle anfreunden könnte. »Da geht’s nicht um die Person, sondern um den vertrauten Namen.« Sie könnte sich aber auch Peter Härtling als Namensgeber vorstellen. Er habe anspruchsvolle Kinderbücher geschrieben und sei »ein sehr lieber Mensch« gewesen. (GEA)