TÜBINGEN. In keiner anderen deutschen Region sind die Menschen der Krankenkasse Barmer zufolge gesünder als im Kreis Tübingen. Ebenso wie der bayerische Landkreis Freising trägt der Kreis Tübingen im Vergleich zum Bundesgebiet nur 70 Prozent der durchschnittlichen Krankheitslast, wie aus dem sogenannten Morbiditäts- und Sozialatlas der Barmer hervorgeht, der für jeden im Internet einsehbar ist und aus dem die Krankenkasse bereits im Mai Auszüge vorgestellt hatte.
Der Atlas zeigt auf der Basis der Versichertendaten, wie stark die Menschen unter anderem in Baden-Württemberg von Krankheit betroffen sind. Der Hohenlohekreis ist demnach mit einer Gesamtbelastung von 106 Prozent landesweit am häufigsten von Krankheiten betroffen, gefolgt von Pforzheim und Mannheim (je 104).
Die Krankheitslast oder Morbidität misst die Häufigkeit von Erkrankungen. Baden-Württemberg schneidet nach Angaben von Barmer-Landesgeschäftsführer Winfried Plötze bei der Belastung durch Krankheiten überaus gut ab: Der Südwesten sei das Flächenland, dessen Menschen mit 88 Prozent des Bundesdurchschnitts die geringste Krankheitslast zu tragen habe, sagte er am Mittwoch in Stuttgart. »Da können ansonsten nur die Stadtstaaten Bremen und Hamburg mithalten.«
Nach Einschätzung Plötzes bildet die Barmer-Zahlensammlung die gesundheitliche Situation im Südwesten realistisch ab. So könnten detaillierte Aussagen gemacht werden zu wichtigen Krankheiten, regionalen Unterschieden, zum Einfluss von Geschlecht, Alter, Einkommen, Bildung und Branche auf die Krankheitslast.
Demnach sind die Menschen in der Tübinger Region nicht nur besonders gesund, sie sind auch am wenigsten von Herzerkrankungen betroffen, das gilt auch für Freiburg und den Landkreis, der Rhein-Neckar-Kreis und der Neckar-Odenwald-Kreis dagegen liegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
Laut Barmer-»Atlas« gibt es in Baden-Württemberg auch ein Gefälle vom Süden des Landes nach Norden, wenn es um Hauterkrankungen geht. Der Kreis mit den wenigsten Hauterkrankungen ist Tuttlingen, am stärksten betroffen sind in dieser Krankheitsgruppe die Menschen im Main-Tauber-Kreis.
Während Baden-Württemberg bei Gicht und Arthritis, Adipositas sowie HIV und Aidserkrankungen Fallzahlen unterhalb des Bundesdurchschnitts aufweist, liegt es bei Depressionen, chronischer Hepatitis und Multipler Sklerose darüber.
Für den Atlas hat die Barmer nach eigenen Angaben die Daten der stationären und ambulanten Behandlungen ihrer Versicherten aus den Jahren 2018 bis 2020 ausgewertet. Von diesen lebten rund 777.000 in Baden-Württemberg. Die Zahlen werden fortlaufend aktualisiert. Die Studie sei repräsentativ, sagte Plötze. (dpa)