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Kosten, Maße, Bauzeit und Vorteile des Schindhau-Basistunnels in Tübingen

Das Luftbild zeigt den derzeitigen Verlauf der B 27 und B 28 im Bereich des künftigen Knotens Nord. Foto: Regierungspräsidium Tübingen
Das Luftbild zeigt den derzeitigen Verlauf der B 27 und B 28 im Bereich des künftigen Knotens Nord.
Foto: Regierungspräsidium Tübingen

TÜBINGEN. Vor 50 Jahren gab es bereits die ersten Überlegungen zum Schindhau-Basistunnel als Ortsumfahrung für Tübingen. Seit 2014 werden die Planungen nun immer konkreter. Das sind die bisher bekannten Fakten über das Großprojekt in der Universitädtsstadt.

Was ist das Ziel des Schindhau-Basistunnels?

Die Bundesstraße 27 soll zwischen Balingen und Stuttgart durchgängig mit einem zweibahnigen, vierstreifigen Querschnitt mit Standstreifen ausgebaut werden. Der Die B 27 erfüllt diese Kriterien im Bereich des zukünftigen Schindhau-Basistunnels derzeit nicht. Diese Lücke soll mit dem neuen Tunnel geschlossen werden. Dadurch wird die Ortsdurchfahrt von Tübingen entlastet, wie das Landratsamt Tübingen mit seiner progonstizierten Verkehrsentwicklung verdeutlicht.

Demnach wird die Verkehrsbelastung in der Ortsdurchfahrt in Tübingen für das Jahr 2030 bezüglich des durchschnittlichen täglichen Verkehrs ohne den Schindhau-Basistunnel mit 27.000 Fahrzeuge bis 29.700 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden erwartet. Mit dem Tunnel wird für die Ortsdurchfahrt in 2030 mit 10.700 bis 12.300 Fahrzeugen pro Tag. Außerdem werden Unfallrisiken gemindert und Umweltbelastungen reduziert.

Wo soll der Tunnel langführen?

Im Bereich der Tübinger Gartenstadt (»Knotenpunkt Bläsibad«) schwenkt die Trasse der Ortsumgehung Tübingen von der bestehenden B 27 ab und unterquert den Höhenrücken des Schindhaus mit einem 2,3 Kilomtere langen Tunnel. Im Bereich der Reutlinger Wiesen und des Französischen Viertels endet der Tunnel. Die B 27  wird hier mit der B 28 verknüpft (»Knotenpunkt Tübinger Kreuz«) und auf die bestehende B 27 Richtung Stuttgart geführt.

Der Schindhautunnel geht ab dem Bläsibad (unten) auf einer Länge von 2,3 Kilometer durch den Berg. Rund 1,5 Kilometer ist die Strecke dann kürzer als bisher, vor allem aber nicht so staugefährdet. REPRO/FOTO: REGIERUNGSPRÄSIDIUM TÜBINGEN

 

Was wird derzeit gemacht?

Seite Ende September bis Januar 2021 werden Bohrungen für die Erstellung des geologischen Gutachtens gemacht. Entlang des zentralen Bauwerks sind 23 Kernbohrungen in etwa 100 bis 200 Meter Abstand bis zu einer Tiefe von 99 Meter vorgesehen. Bei einer solchen Bohrung wird über die gesamte Bohrtiefe eine zylinderförmige Gesteinssäule mit einem Durchmesser von rund zehn Zentimetern aus dem Untergrund herausgeschnitten. Die Geologen ermitteln so die Abfolge der Gesteinsschichten und entnehmen Proben für Laboruntersuchungen. Ergänzt werden die Untersuchungen durch Kamerafahrten und geophysikalische Untersuchungen der Bohrlöcher. Auf dieser Grundlage kann dann ein räumliches Modell des Untergrunds erstellt werden. Die gesamte Erkundung und Begutachtung des Baugrundes der Ortsumgehung Tübingen kostet das Land rund 1,2 Millionen Euro.

CHRONOLOGIE DER PLANUNGEN

Erste Überlegungen gab es vor über 50 Jahren

Der Schindhau-Basistunnel ist Teil des Ausbaus der B 27 von Stuttgart nach Balingen. Er soll auf einer Länge von 2,3 Kilometern Tübingen umfahren. Damit wird er die Süd- und Gartenstadt deutlich von Verkehr entlasten und neue städteplanerische Möglichkeiten eröffnen. Die Planungen dazu haben eine lange Vorgeschichte. Hier eine kleine Chronologie:

1962: Erste Planungsüberlegungen.

1988 bis 2002: Varianten für den Ausbau der B 27 werden untersucht. Es gibt mehrere Vorschläge, darunter der Ausbau im Bestand durch die Stadt oder die Überquerung des Schindhaus.

2002: Der Tübinger Gemeinderat spricht sich für den Tunnel aus.

2005: Der Bundesrechnungshof verlangt umfassende Prüfungen aller Varianten.

2011: Der Bundesrechnungshof stimmt den Planungen für den Tunnel zu.

2012 bis 2013: Bürgerdialog zu den Knotenpunkten Tübinger Kreuz und Bläsibad.

2012: Planungsstand wird im Tübinger Gemeinderat vorgestellt.

2014: Das Land Baden-Württemberg meldet den Schindhau-Basistunnel für die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans an.

Seit 2015: Die Planungsarbeiten werden mit den Knotenpunktvorschlägen aus der Bürgerschaft fortgesetzt.

2019: Vorentwurf wird an das Bundesministerium weitergeleitet.

Derzeit: Der Vorentwurf liegt noch zur Prüfung beim Bundesministerium. Wann mit dem Tunnelbau begonnen wird und wann dieser abgeschlossen sein wird, könne derzeit noch nicht gesagt werden, teilt das Regierungspräsidium mit. (GEA)

Was kostet der Tunnelbau?

Das Projekt wurde beim Bundesverkehrswegeplan 2016 mit Gesamtkosten von 217,1 Millionen Euro angemeldet. (170 Millionen Euro allein für den Tunnel). Der Schindhau-Basistunnel wurde im Bedarfsplan 2016 als »vordringlicher Bedarf« eingestuft. 

Wann soll mit dem Tunnelbau begonnen werden?

Wann mit dem Bau des Tunnels begonnen wird, kann derzeit nicht eingeschätzt werden. Der Vorentwurf der Planung liegt derzeit beim Bundesverkehrsministerium zur Prüfung. (GEA)