Logo
Aktuell Umwelt

Klima-Debatten an der Uni Tübingen

Eine Woche Vorträge und Workshops: Tübinger Studierende starten ihr Programm. Viele Dozenten beteiligt. Am Freitag große Kundgebung

Auch das gehört für viele Aktivisten dazu: Kai Fabi und Jana Morgenroth von der Veganen Hochschulgruppe werben vor dem Clubhaus
Auch das gehört für viele Aktivisten dazu: Kai Fabi und Jana Morgenroth von der Veganen Hochschulgruppe werben vor dem Clubhaus für ein Umdenken bei der Ernährung. FOTO: KREIBICH
Auch das gehört für viele Aktivisten dazu: Kai Fabi und Jana Morgenroth von der Veganen Hochschulgruppe werben vor dem Clubhaus für ein Umdenken bei der Ernährung. FOTO: KREIBICH

TÜBINGEN. Ein Eisbär klammert sich an eine viel zu kleine Scholle. Die Botschaft auf der großformatig im Hörsaal gezeigten Aufnahme ist klar: Der Lebensraum des Tieres schrumpft, die Erderwärmung bedroht das Überleben der Art. Alle Betrachter leiden mit. Olaf Kramer aber schüttelt den Kopf und sagt: »Das ist weit weg.« Für die Klima-Debatte hierzulande und an der Hochschule ist das nicht ideal, findet der Rhetorik-Professor.

Er empfiehlt: »Nicht nur Fakten in den Raum stellen, sondern für die Adressaten zuspitzen« – und konkrete Handlungs-Optionen aufzeigen. So gesehen wäre mit einer Kampagne für Fahrradfahren mehr erreicht als mit einer zur Rettung der Eisbären.

Gut hundert Studierende folgen den Ausführungen des Rhetorikers um die Mittagszeit im Kupferbau-Hörsaal zum Thema »Wie man Menschen zum Handeln bewegt.« Die jungen Leute sind neugierig, denn genau das wollen sie tun: Möglichst viele dazu bringen, sich klimagerecht zu verhalten. Die ganze Woche gibt’s Veranstaltungen mit Dozenten. Kramer machte den Auftakt. Nach ihm sprach an diesem Montag auf der Morgenstelle Professor Michael Weiß über Perspektiven für einen nachhaltigen Pflanzenbau. Am Abend diskutierten der Politikwissenschaftler Thomas Diez, Bildungswissenschaftler Ulrich Trautwein, Medizinethiker Urban Wiesing und wiederum Kramer mit Studierenden.

Forderungen an die Hochschule

Im Clubhaus gibt’s Workshops und Diskussionen. An der Wand hängt ein dichter Stundenplan mit mehr als zwei Dutzend Veranstaltungen. Am Montagvormittag trafen sich rund 20 Studierende im dortigen »Streikzentrum« und überlegten unter anderem, wie man verschiedene Gruppen und Studierende unterschiedlicher Disziplinen zusammenbringt.

»Wir wollen klar Stellung beziehen. So wie bisher kann es nicht weitergehen«, sagt Aktivistin Laura Balasus. Julian Lohmann berichtet von einer Rundmail an alle Studierenden. Im Laufe der Woche sollen Forderungen an die Uni-Gremien formuliert werden. »Die größte Institution Tübingens muss aktiv dazu beitragen, eine klimagerechte Welt zu bauen.« Über den Forderungskatalog soll am Donnerstag in der Studentischen Vollversammlung abgestimmt werden. Verlesen wird er am Freitag bei der großen Klima-Kundgebung, der zentralen Veranstaltung der gesamten Woche.

Vor dem Clubhaus stehen am Montag Jana Morgenroth und Kai Fabi. Sie gehören zur veganen Hochschulgruppe und zeigen Videos übers Kükenschreddern und die Milchtier-Industrie. Am Donnerstag will man vor der Ersatz-Mensa in der Shedhalle demonstrieren.

Im Kupferbau diskutierten der Rhetorikprofessor und die Studierenden gestern auch, wie man einerseits einer weitverbreiteten Lethargie begegnet und andererseits jeden Populismus vermeidet. Kramer ist überzeugt: Die Klimaziele werden nur erreicht, wenn weltweite Allianzen entstehen. Eine Studentin aus Betzingen wäre schon froh, wenn der Zugverkehr hierzulande funktionieren würde. »Vorige Woche gab’s vier Zwischenfälle mit der Bahn. Ich bin an vier von fünf Tagen zu spät gekommen.« (GEA)

 

https://fridaysforfuturetuebingen.de /hochschulstreikwoche