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Kirchentellinsfurt kommt dank Kooperation günstig zu einem Mietspiegel

Bisher orientiert man sich an Reutlingen. Jetzt wird ein eigener Mietspiegel erstellt.

Ein Mietspiegel lässt erkennen,  welche Miete  ortsüblich und  welche womöglich unangemessen hoch ist.  foto: dpa
Ein Mietspiegel lässt erkennen, welche Miete ortsüblich und welche womöglich unangemessen hoch ist. Foto: dpa
Ein Mietspiegel lässt erkennen, welche Miete ortsüblich und welche womöglich unangemessen hoch ist.
Foto: dpa

KIRCHENTELLINSFURT. Die Gemeinde Kirchentellinsfurt ergreift die Gelegenheit beim Schopf und kommt durch den neuen Gutachterausschuss in Kooperation mit Tübingen günstig zu einem Mietspiegel. Bei einer Sondersitzung am Montag stimmte nur Hans-Peter Heinzel (KfK) gegen diese Lösung. Die Sitzung war notwendig geworden, weil ein formeller Beschluss vor dem 3. Dezember Voraussetzung für die Förderung durchs Land war (wir berichteten).

Bürgermeister Bernd Haug und Ortsbaumeister Martin Lack ließen keinen Zweifel: Das Angebot komme zur rechten Zeit. In Kirchentellinsfurt gilt die Mietpreisbremse, die gesetzlichen Bestimmungen werden strenger. Bisher habe man sich an Reutlingen orientiert. Künftig verfüge man über verlässliche Angaben für die eigene Gemeinde.

Haug nahm einen möglichen Einwand vorweg und konnte ihn auch gleich entschärfen. »Bekommen wir dann auch Tübinger Mietpreise?« Das sei nicht der Fall. Für jeden in der Kooperation Beteiligten – Kirchentellinsfurt, Dettenhausen und die Unistadt Tübingen mit Teilorten – werde ein eigener Mietspiegel erstellt, auf Grundlage der im Ort erhobenen Daten.

Für den bisherigen fünfköpfigen Gutachterausschuss der Gemeinde war die Aufgabe eine Nummer zu groß. Tübingen aber hat Erfahrung und ein fünfmal so großes Gremium. Die Kirchentellinsfurter Gutachter arbeiten künftig darin mit. Die Geschäftsstelle im Rathaus betreut weiter die den eigenen Ort betreffenden Anfragen.

Ausstattung und Lage zählen

Für die in Kooperation erstellten Mietspiegel werden 64 000 Euro veranschlagt, 50 000 Euro kommen als Zuschuss vom Land. Kirchentellinsfurt und Dettenhausen müssen je tausend Euro beisteuern. Eine Druckversion würde zusätzlich 1 200 Euro kosten. Im Juni 2020 soll der Mietspiegel in Kraft treten.

Die Daten werden im Ort erhoben. Ortsbaumeister Lack hofft, dass sich viele Mieter beteiligen. Weil der Rücklauf bei brieflichen Anfragen besser ist, hat man sich gegen eine Online-Befragung ausgesprochen. Je nach Alter der Wohnung, Ausstattung und Lage werden die Mietpreise variieren.

Weil nur tatsächlich gezahlte Mieten berücksichtigt werden, ergebe sich ein zutreffendes Bild. Vermieter, die drunter liegen, können damit eine Erhöhung rechtfertigen. Umgekehrt sehen Mieter aber auch, wenn man von ihnen zu viel verlangen will.

Später ohne Zuschuss

KfK-Rat Heinzel sieht die Sache »mit gemischten Gefühlen«. Er verwies darauf, dass der Mietspiegel dann nach zwei Jahren fortgeschrieben und nach vier wieder neu erstellt werden muss, um aktuell zu bleiben. In der Sitzungsvorlage waren die Kosten für die Neuerstellung mit 4 000 bis 5 000 Euro angegeben. Dann wird’s keinen Zuschuss vom Land mehr geben.

In einigen Fällen kann sich der Mietspiegel nach Einschätzung Heinzels auch negativ auswirken. Zum Beispiel, wenn ein Vermieter weniger verlangt als andere, das Finanzamt aber bei der Steuererklärung den ortsüblichen und damit höheren Betrag ansetzt. Ortsbaumeister Lack betonte, dass die Finanzbehörden eine Abweichung um bis zu einem Drittel erlauben.

Melanie Liebig (FWV) vergleicht das Prinzip beim Mietspiegel mit dem beim Bodenrichtwert. Die Gutachter ermitteln den Wert, anschließend weiß jeder, woran er ist. Einen qualifizierten Mietspiegel findet sie gut – noch dazu für den günstigen Preis. Ruth Setzler (GAL) begrüßte, dass die energetische Qualität der Wohngebäude berücksichtigt wird. (-jk)

 

GUTACHTERAUSSCHUSS: KOOPERATION TRÄGT FRÜCHTE

Gomaringen beim Mietspiegel noch nicht dabei

Tübingen erstellt einen neuen Mietspiegel. Kirchentellinsfurt und Dettenhausen, die ab Januar einen gemeinsamen Gutachterausschuss bilden mit der Unistadt, profitieren. Weitere sieben Gemeinden schließen sich der Kooperation nach und nach an. Gomaringen folgt als Nächstes im Juli 2020. Bis dahin ist der Mietspiegel für Tübingen, Kirchentellinsfurt und Dettenhausen fertig. »Für Gomaringen wird es teurer«, bestätigt Bürgermeister Steffen Heß, sieht die Entwicklung aber gelassen. Bisher fließt der Reutlinger Mietspiegel ein in die Beurteilung der Lage in Gomaringen. (-jk)