GOMARINGEN. Im Gomaringer Ortsteil Stockach geht's mit dem Auszählen immer ein bisschen schneller. Schon früh am Wahlabend war hier klar: CDU-Kandidat Christoph Naser tritt in die Fußstapfen seiner Vorgängerin Annette-Widmann Mauz und holte knapp die Hälfte aller Stimmen der 386 Einwohner. Allzu stark sollte sich dieser Trend nicht mehr abschwächen: Mit 39,6 Prozent räumte Naser in Gomaringen kräftig ab, so wie eigentlich überall im Steinlachtal. Weit abgeschlagen dahinter: Daniel Winkler von der AfD mit 17,4 Prozent der Stimmen, dicht gefolgt von Grünen-Kandidatin Asli Kücük, die 16,7 Prozent erhielt.
Damit hat der Hechinger Daniel Winkler zwar den abgeschlagenen zweiten Platz bei den Erststimmen in der Wiesaz-Gemeinde geholt, aber im Vergleich mit der vorherigen Wahl gewann kein Kandidat so viele Stimmen hinzu wie er: Mit einem Plus von 8,9 Prozent übertraf der AfD-Mann sogar Naser, der 6,1 Prozent mehr Stimmen auf sich vereinen konnte, als es Widmann-Mauz 2021 gelang. Ein ähnliches Bild ergab sich auch bei der Zweitstimmenverteilung: Hier hatte die AfD mit 9,5 Prozent Plus die Nase vor der Union, die 8,3 Prozentpunkte dazugewann.
Ampelparteien abgewatscht
Wie in den am Abend früher ausgezählten Steinlachtal-Gemeinden Ofterdingen und Nehren auch, verloren die Ampel-Parteien bei der diesjährigen Wahl allesamt an Boden. Am stärksten traf das Wahlergebnis die FDP: Über 10 Prozentpunkte verloren die Liberalen in Gomaringen bei der wichtigen Zweitstimme, die im Falle der FDP bundesweit bei dieser Wahl so rar gesät waren, dass die Liberalen den Einzug in den Bundestag verpassten und an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten. An den Gomaringern lag's nicht: Hier schaffte es die FDP mit 5,2 Prozent gerade so über die notwendige Hürde. Ebenfalls Prozentpunkte verlor der FDP-Bundestagsabgeordnete Julian Grünke, der mit Minus 5,9 Punkten nur noch 3,8 Prozent aller Gomaringer Erststimmen auf sich vereinen konnte.
Nicht ganz so wuchtig abgewatscht wurden die SPD und die Grünen. Die Sozialdemokraten rutschten um 6,7 Prozentpunkte ab und landeten lediglich bei 13,1 Prozent aller Zweitstimmen. Bei den Grünen war das Ergebnis ein wenig milder: Sie verloren 3,4 Prozent der Stimmen und erzielten ein Ergebnis von 14 Prozent in der Wiesaz-Gemeinde.
Wenig Verluste bei Grünen Erststimmen
Dabei gelang es der auf der Landesliste recht weit hinten platzierten Kücük (Platz 27), fast das Ergebnis von Vorgänger Chris Kühn zu erreichen, der seiner Zeit den vierten Listenplatz belegte: nur 1,7 Prozentpunkte fehlten der Tübingerin zu Kühns vormaligem Ergebnis und sie erreichte 16,7 Prozent der Erststimmen. Für Florian Zarnetta war der Verlust ein wenig größer: Hatte Vorgänger Martin Rosemann noch 18,7 Prozent der Stimmen erringen können, wählten 13,2 Prozent aller Gomaringer den 25-jährigen Projektleiter Zarnetta, der wie Kücük auch gegenwärtig im Tübinger Gemeinderat sitzt.
Der Aufwärtstrend, der der Linken in den Wochen vor der Wahl gelang, zeigte sich indes auch in Gomaringen. Mit einem Plus von 2,6 Prozentpunkten erreichten die Linken ein Ergebnis von insgesamt 5,4 Prozent und bleiben damit aber trotzdem unter dem Bundesergebnis von vorläufigen 8,6 Prozent. Ralf Jaster, Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Reutlingen-Tübingen und designierter Bundestagskandidat der Linken, vereinte 3,7 Prozent aller Erststimmen auf sich. Dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das - wie in anderen Gemeinden des Steinlachtals auch - keinen direkten Kandidaten im Tübinger Wahlkreis ins Rennen schickte, gewann 3,7 Prozent der Zweitstimmen.
Die ohnehin breite Wahlbeteiligung in Gomaringen wurde - entsprechend des bundesweit zu beobachtenden Trends - mit 86,2 Prozent nochmal mit 5 Prozentpunkten im Vergleich zu vorherigen Wahl übertroffen. Von insgesamt 6.548 Wahlberechtigten gaben 5.647 Gomaringer ihre Stimme ab, lediglich 26 Stimmen fielen wegen Ungültigkeit durch. Ein mikroskopisch kleiner Sieg gelang indes der Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD): Bekannte sich bei der vergangenen Wahl noch kein Gomaringer zu der Partei, wählten in diesem Jahr gleich drei Menschen die kommunistische Kleinpartei. (GEA)