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Impfung gegen Leukämie: Tübinger Forscher suchen Studienteilnehmer

Universitätsklinikum Tübingen: Luftaufnahme des Geländes der Kliniken Berg
Universitätsklinikum Tübingen: Luftaufnahme des Geländes der Kliniken Berg. Foto: Manfred Grohe/Uniklinik
Universitätsklinikum Tübingen: Luftaufnahme des Geländes der Kliniken Berg.
Foto: Manfred Grohe/Uniklinik

TÜBINGEN. Die Chronisch Lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Leukämieerkrankung bei Erwachsenen. Sie verläuft zwar zumindest in den meisten Fällen langsam, ist jedoch bisher nicht heilbar. Seit Dezember 2020 testet eine Phase-I-Studie der Klinischen Kooperationseinheit (KKE) Translationale Immunologie am Universitätsklinikum Tübingen in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) bereits einen Impfstoff, um diese häufigste Leukämie bei Erwachsenen zu heilen – mit vielversprechendem Ergebnis.

Erweiterte Kriterien ermöglichen nun noch mehr Patienten die Studienteilnahme. Mit der Einführung neuer zielgerichteter Stoffe haben sich die Behandlungsoptionen in den letzten Jahren deutlich verbessert. In den allermeisten Fällen bleiben nach der Therapie jedoch einzelne Leukämiezellen zurück.

Diese können zu einem Rückfall der Erkrankung führen. Ein Tübinger Forschungsteam untersucht nun die Möglichkeit, diese verbleibenden Leukämiezellen mithilfe einer Peptid-Impfung zu zerstören. Als Peptide werden kurze Eiweiße bezeichnet, die an der Oberfläche von Tumorzellen kleben und dem Immunsystem – hier speziell den T-Zellen – präsentiert werden. Dies ermöglicht dem Immunsystem, entartete Zellen als fremd zu erkennen und zu eliminieren.

Werden solche Peptide zusammen mit einem geeigneten  Immunstimulator verimpft, können T-Zellen gezielt gegen Tumorzellen aktiviert werden. »In unserer Studie stellen wir für jeden Patienten und jede Patientin einen individualisierten, auf die speziellen Merkmale der jeweiligen Leukämiezellen zugeschnittenen Impfstoff aus acht verschiedenen Peptiden zusammen«, erklärt Studienleiterin Prof. Dr. Juliane Walz. »Dieser Impfstoff wird dann den Patientinnen und Patienten nach dem Zurückdrängen der Erkrankung durch Standardbehandlung verabreicht.«

Im Gegensatz zu klassischen Impfungen gegen Infektionskrankheiten – die das Ziel haben, das Auftreten einer Erkrankung zu verhindern – wird die therapeutische Krebsimpfung bei Betroffenen eingesetzt, die bereits an einer Tumorerkrankung leiden, um das Immunsystem gezielt gegen die Tumorzellen zu aktivieren.

Eigene Impfstoffentwicklung in Tübingen

Der personalisierte Impfstoff wird im Wirkstoffpeptidlabor und der sogenannten GMP-Einheit des Universitätsklinikums Tübingen hergestellt. Auch das für die Impfstudie verwendete Adjuvanz XS15 wurde in Tübingen entwickelt. Schwerwiegende Nebenwirkungen erwartetet die Forschungsgruppe keine, da der Impfstoff spezifisch für die Leukämiezellen »maßgeschneidert« wird; dies konnte sich bereits in der laufenden Studie bestätigen.

Die Forscher suchen nun Patienten, die an der Studie teilnehmen. Teilnehmen können erwachsene Patientinnen und Patienten, bei denen eine behandlungsbedürftige CLL-Erkrankung vorliegt und eine Therapie mit einem Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor (BTK) geplant ist. Nach dem bislang sehr vielversprechenden Studienverlauf wurden nun die Einschlusskriterien erweitert: Betroffene, die den neuen Tyrosin Kinase-Inhibitor Acalabrutinib erhalten, können nun auch an der Studie teilnehmen. Die Impfung erfolgt parallel zur Standardtherapie. Insgesamt erfolgen drei Impfungen in einem Abstand von vier Wochen, gefolgt von einer Nachbeobachtung über sechs Monate. (pm)