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Heute vor 75 Jahren starb die letzte Königin des Landes in Bebenhausen

Heute vor 75 Jahren starb Charlotte von Württemberg, letzte Königin des Landes, in Bebenhausen.

Fand erst im Lauf der Zeit ihre Rolle als fürsorgende Landesmutter: Charlotte von Württemberg lebte nach Ende der Monarchie bis
Fand erst im Lauf der Zeit ihre Rolle als fürsorgende Landesmutter: Charlotte von Württemberg lebte nach Ende der Monarchie bis zu ihrem Tod in Bebenhausen. FOTO: STAATLICHE SCHLÖSSER UND GÄRTEN
Fand erst im Lauf der Zeit ihre Rolle als fürsorgende Landesmutter: Charlotte von Württemberg lebte nach Ende der Monarchie bis zu ihrem Tod in Bebenhausen. FOTO: STAATLICHE SCHLÖSSER UND GÄRTEN

TÜBINGEN. Am 16. Juli 1946, vor 75 Jahren, starb Königin Charlotte von Württemberg. Sie war die zweite Frau von Wilhelm II. von Württemberg. Nach 1918 zog sie sich gemeinsam mit ihrem Mann nach Bebenhausen zurück. Hier lebte die letzte Königin von Württemberg bis zu ihrem Tod. Sie war eine Frau mit vielen modernen Interessen. Ihr wohltätiges Wirken verschaffte ihr großes Ansehen und blieb bei der Bevölkerung in Bebenhausen in Erinnerung – bis heute.

Prinzessin Charlotte Marie Ida Luise Hermine Mathilde, 1864 in Böhmen geboren, war das älteste Kind von Prinz Wilhelm zu Schaumburg-Lippe und Prinzessin Bathildis von Anhalt-Dessau. Charlotte zu Schaumburg-Lippe war vielseitig gebildet, sie interessierte sich für Geisteswissenschaften, Kunst, Schauspiel und Oper, spielte ausgezeichnet Klavier und hatte eine schöne Stimme. Obendrein liebte sie die Natur – und sie hatte durchaus handfeste Hobbys, wie man sie bei einer Prinzessin nicht unbedingt erwarten würde: Sie ging gern gern auf die Jagd, war sportlich, wanderte, schwamm und ritt gern und fuhr sogar Ski.

Ein schwieriger Start

Am 8. April 1886 heiratete sie in Bückeburg den 16 Jahre älteren württembergischen Thronfolger Prinz Wilhelm. In ihren ersten Jahren in der Öffentlichkeit zeigte sie sich eher zurückhaltend und ernst und scheute große Auftritte. So kam es, dass viele Württemberger sie, im Gegensatz zur ersten Frau Wilhelms II., Marie von Waldeck-Pyrmont, als unnahbar empfanden. Die romantische Liebesheirat Wilhelms mit der hübschen Prinzessin Marie hatte sich durch den tragischen frühen Tod der jungen Frau verklärt. Obendrein bekam Königin Charlotte keine Kinder, sodass es keinen Thronerben gab.

Im Laufe der Zeit fand Königin Charlotte in ihre Rolle als fürsorgende Landesmutter hinein. Dabei verband sie ihr starkes Engagement für soziale Institutionen mit persönlicher menschlicher Anteilnahme und Hilfsbereitschaft. Insgesamt übernahm die Königin bei 32 wohltätigen Einrichtungen die Schirmherrschaft – und vieles davon waren Projekte und Einrichtungen, die Frauen fördern und unterstützen sollten. Obendrein übernahm das Königspaar immer beim siebten Kind einer Familie die Patenschaft.

Flucht nach Bebenhausen

Während des Ersten Weltkrieges arbeitete sie als Krankenschwester auf einer Typhusstation in einem Lazarett. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges brach das Deutsche Reich und mit ihm die Monarchie zusammen. Am 9. November 1918 stürmten Revolutionäre das Wilhelmspalais, den Stuttgarter Wohnsitz des Königs, und hissten die rote Fahne. Das Königspaar verließ die Stadt und floh nach Bebenhausen.

Schon vor der Abdankung war das Königspaar häufig in Bebenhausen zu Gast. Im ländlichen Bebenhausen war für die Königin ebenso wie für den König das Leben etwas einfacher, Hofzeremoniell und Etikette spielten hier eine geringere Rolle. Nach dem Ende der Monarchie wurde das Jagdschloss zum Wohnsitz des ehemaligen Herrscherpaares. Bereits 1921 starb Wilhelms II.

Königin Charlotte lebte noch fünfundzwanzig Jahre in Bebenhausen und im Schloss in Friedrichshafen am Bodensee. In Bebenhausen wurde sie über die Jahre zur geschätzten und respektierten Bewohnerin. Gemeinsam mit den Nachbarn im Dorf überstand sie die Bombennächte des Zweiten Weltkrieges im Luftschutzkeller. Viele, die damals Kinder waren und die ehemalige Königin erlebten, konnten erzählen, wie sie Gebäck und Leckereien aus der Schlossküche verteilte. Kurz nach dem Ende des Kriegs, am 16. Juli 1946, starb Charlotte zu Schaumburg-Lippe in Bebenhausen im Alter von 81 Jahren – die letzte noch lebende deutsche Königin. Ihr Grab befindet sich an der Seite ihres Mannes auf dem Alten Friedhof in Ludwigsburg.

In Schloss Bebenhausen haben sich die Wohnungen von Königin Charlotte und König Wilhelm II. erhalten. Sie zeigen in Ausstattung und Format einen eher unköniglichen Zuschnitt: Das ehemalige Herrscherpaar wohnte gediegen und stilvoll, aber nicht anders als vermögende Bürger der Zeit.

Herausragendes Technikdenkmal

Außergewöhnlich ist das gut erhaltene Badezimmer der Königin, eingerichtet am Anfang des Jahrhunderts und mit Badewanne und moderner Toilette ein ungewöhnlicher Anblick in einem Schloss. Ebenfalls perfekt erhalten ist die Schlossküche, ausgelegt, um große Jagdgesellschaften zu versorgen. Die Küche mit ihren damals hochmodernen Geräten ist ein herausragendes Technikdenkmal und kann an den Wochenenden besichtigt werden. (pr)