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Aktuell Astronomie

Forscher aus Tübingen blicken auf riesige Blasen im All

Tübinger Wissenschaftler analysieren Daten von deutsch-russischem Röntgen-Satelliten.

Wie würden die Blasen aussehen, wenn sie von Tübingen aus fürs menschliche Auge erkennbar wären? Die künstlerische Darstellung z
Wie würden die Blasen aussehen, wenn sie von Tübingen aus fürs menschliche Auge erkennbar wären? Die künstlerische Darstellung zeigt sie blau und grün. FOTO: DOROSHENKO
Wie würden die Blasen aussehen, wenn sie von Tübingen aus fürs menschliche Auge erkennbar wären? Die künstlerische Darstellung zeigt sie blau und grün. FOTO: DOROSHENKO

TÜBINGEN. Ein Rendezvous von Jupiter und Saturn am Abendhimmel? Das ist für die Astrophysiker der Uni Tübingen gewissermaßen gleich um die Ecke. Sie blicken weiter hinaus: in die Milchstraße und auf Sternleichen in einer Entfernung von Milliarden von Lichtjahren. Aktuell sind die Tübinger beteiligt an eRosita und der bisher tiefsten »Durchmusterung des Himmels«.

Ein deutsch-russischer Röntgen-Satellit scannt den Himmel und funkt ständig neue Daten zur Erde. Dabei ist das Universum aufgeteilt in eine russische und eine deutsche Zone. Jeder kümmert sich um sein Gebiet. Weiße Zwerge, Neutronensterne und schwarze Löcher sollen helfen, die Vergangenheit besser zu verstehen.

Eine auffällige Entdeckung sind riesige Blasen aus heißem Gas um die Milchstraße. »Die Struktur sieht aus wie eine gigantische Sanduhr«, sagen die Wissenschaftler. Der Tübinger Victor Doroshenko findet besonders überraschend, »wie immens groß die Blasen sind und dass sie so lange unbemerkt blieben«. Nur ein Röntgenteleskop, das den ganzen Himmel absucht, habe eine solch riesige Struktur sichtbar machen können.

Das Institut für Astronomie und Astrophysik der Uni Tübingen ist eine der Kerneinrichtungen des deutschen eRosita-Konsortiums. Es war an der Entwicklung der sieben Kameras des Teleskops beteiligt sowie an wissenschaftlichen Aktivitäten vor dem Start der Mission. Dazu gehörten die Einschätzung des Hintergrunds der Umlaufbahn und Simulationen des aktiven Teleskopbetriebs. Der Satellit ist im Juli 2019 ins All gestartet.

Der Tübinger Klaus Werner, Spezialist für weiße Zwerge, verweist auf die große Zahl von mehreren 100 000 erfassten Röntgenquellen. Laut ersten Erkenntnissen sind rund 20 Prozent der Punktquellen »Sterne mit einer heißen Corona in der Milchstraße«. (-jk)