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Faulturm in Kirchentellinsfurt wird saniert

Kirchentellinsfurt, Kusterdingen und Wannweil bekräftigen Beschluss. Fotovoltaik-Anlage auf Bolzplatz am Ortsrand soll geprüft werden

Innen ist alles weitgehend okay: Die Kletterer haben den Faulturm untersucht. Außen ist er in weniger gutem Zustand.  ARCHIVFOTO
Innen ist alles weitgehend okay: Die Kletterer haben den Faulturm untersucht. Außen ist er in weniger gutem Zustand. ARCHIVFOTO: NIETHAMMER Foto: Markus Niethammer
Innen ist alles weitgehend okay: Die Kletterer haben den Faulturm untersucht. Außen ist er in weniger gutem Zustand. ARCHIVFOTO: NIETHAMMER
Foto: Markus Niethammer

KIRCHENTELLINSFURT. Innen hui, außen pfui? Ganz so drastisch ist es nicht. Aber die Richtung stimmt. Spezialisten haben den Faulturm der Kläranlage in Kirchentellinsfurt 2021 untersucht. Innen ist weitgehend alles okay, teilte Jochen Molitor vom Büro SAG-Ingenieure dem Abwasserzweckverband 2022 mit. Doch außen hat’s Schäden, die beseitigt werden sollen. Das Bauwerk stammt aus dem Jahr 1985.

Den Beschluss dazu hat der Verband schon im vorigen Jahr getroffen, wie Ulrike Durst-Nerz betont. Als Kämmerin in Kusterdingen hat sie schon aufgehört. Beim Verband sorgt sie weiterhin dafür, dass alle Zahlen stimmen. Weil die Arbeiten außen am Faulturm bisher noch nicht ausgeführt sind, wurde der Beschluss von den Bürgermeistern aus Kirchentellinsfurt, Kusterdingen und Wannweil nun bestätigt.

Die Kosten sind inzwischen aus zwei Gründen gestiegen. Zum einen wegen der allgemeinen Preissteigerung, zum anderen, weil man noch ein weiteres Vorhaben dazupackt: Die Asphaltfläche vor dem Turm ist nach Auskunft von Molitor in schlechtem Zustand. Das kostet noch einmal 133 000 Euro extra. Statt mit 466 000 Euro kalkuliert Durst-Nerz deswegen nun mit etwas mehr als 600 000 Euro.

50 Prozent selbst erzeugen?

Noch deutlich mehr Geld ausgeben muss der Verband der drei Gemeinden vermutlich für die gewünschte Fotovoltaik-Anlage. Mitglieder der Verbandsversammlung ließen grundsätzlich Sympathie für das Vorhaben erkennen, das aber vermutlich nach einer groben Schätzung fast 1,9 Millionen Euro kosten könnte.

Wie Molitor und Klärwerks-Leiter Thorsten Bahnmüller hervorhoben, bezieht die Kläranlage derzeit im Jahr mehr als 500 000 Kilowattstunden Strom aus dem Netz. Klärwerke haben stets einen hohen Strombedarf.

»Wir haben ein riesengroßes Defizit beim Strom«, sagt Molitor. Soll das Ganze künftig mit eigenem Strom CO2-neutral betrieben werden, müssten dafür auf einer Fläche von rund 2 500 Quadratmetern Module aufgestellt werden, um genug Sonnenlicht einzufangen.

So viel Platz ist unten am Dammweg nicht vorhanden. Aber in 250 Meter Luftlinie Entfernung den Berg hinauf befindet sich ein Bolzplatz in fast genau diesen Maßen. Die Distanz wäre kein Problem, heißt es. Und für den Hochwasserschutz will man sowieso am Weg hinunter ins Tal einige Änderungen vornehmen.

Molitor hat die Sache mal vorsichtig und noch ziemlich grob durchgerechnet. Mindestens 50 Prozent des erzeugten Stroms könnte man fürs Klärwerk nutzen. Eventuell auch mehr. Die andere Hälfte – den zeitweise nicht benötigten Strom – würde man ins Netz einspeisen.

Einzige geeignete Fläche im Dorf

Günstige 15 Cent bezahlt der Abwasserverband Unteres Echaztal-Härten derzeit noch für die Kilowattstunde, sieben bekäme er als Vergütung beim Einspeisen. Bleibt das so, hätte sich die Fotovoltaik erst in 34 Jahren kostentechnisch amortisiert.

Doch damit rechnet in der Verbandsversammlung niemand. Einen künftigen Preis beim Strombezug von 35 Cent pro Kilowattstunde hielten die Mitglieder des Verbands für weitaus realistischer. Die Investition hätte sich dann in 18 Jahren rentiert. Der Klima-Effekt greift in jedem Fall sofort. Auch über Stromspeicherung hat man sich Gedanken gemacht. Doch solche Maßnahmen wären noch viel teurer. Durst-Nerz machte deutlich, dass man dafür Kredite in Anspruch nehmen müsste.

Ob Kirchentellinsfurt bereit wäre, das Fotovoltaik-Feld zur Verfügung zu stellen und zu welchen Konditionen, müsste erst geklärt werden. Bürgermeister Bernd Haug, gleichzeitig Vorsitzender des Verbandes, verwies darauf, dass es so ziemlich die einzige Fläche ist, die die Gemeinde für diese Zwecke zur Verfügung hat.

Gemeinsam wollen die drei Bürgermeister die Abgeordneten in Bund und Land ansprechen. Vielleicht finden sich ja Fördermittel, und das Ganze könnte als Modellprojekt realisiert werden, hofft Haug. (GEA)