Logo
Aktuell Forschung

Ersatz für Tierversuche

Zwei Tübinger Projekte werden gefördert

Nicht Alltag, aber für die Medizin unerlässlich: der Tierversuch. FOTO: DPA
Nicht Alltag, aber für die Medizin unerlässlich: der Tierversuch. FOTO: DPA
Nicht Alltag, aber für die Medizin unerlässlich: der Tierversuch. FOTO: DPA

TÜBINGEN. Die Landesregierung fördert drei Projekte zur Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch mit mehr als 230 000 Euro. Eines ist in Freiburg, zwei dieser Projekte sind in Tübingen beheimatet. »Die Vermeidung von Tierversuchen ist ein wichtiges Anliegen im Sinne des Tierschutzes. Deshalb fördert die Landesregierung gezielt die Erforschung geeigneter Methoden. Wir wollen die Zahl und die Belastung von Versuchstieren in Baden-Württemberg weiter verringern«, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk.

Förderung gibt es für das Tübinger Projekt »Galleria mellonella als 3R-Modell für transgene Mäuse«, das von Professorin Julia-Stefanie Frick vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene des Uniklinikums geleitet wird. Dabei geht es um Autoimmunkrankheiten, bei denen Bakterien des Darms eine wichtige Rolle spielen. Da der Darm ein sehr komplexes Organ ist, sind Zellkulturmodelle für die Forschung nur bedingt geeignet. Deshalb ist auch die Anzahl der Tierversuche in diesem Bereich stark gestiegen und wird weiter steigen. Die Larven der Großen Wachsmotte Galleria mellonella stellen einen geeigneten Ersatzorganismus dar. Untersuchungen können bei 37 Grad Celsius durchgeführt werden, Bakterien können den Larven oral appliziert werden, und Galleria mellonella besitzt ein angeborenes Immunsystem, das Übereinstimmungen zu Wirbeltieren besitzt. Auf diese Weise werden Mäuse als Versuchstiere durch Larven ersetzt.

Mit menschlichem Gewebe

Beim zweiten förderwürdigen Tübinger Projekt geht es um »Humane Organoide aus Tumor- und Normalgewebe kombiniert mit autologen Immunzellen für die klinische, pharmakologische und Ernährungsforschung als universeller Ersatz für Tierversuche«. Ziel des Projekts, das von Professor Ulrich M. Lauer von der Abteilung Innere Medizin VIII geleitet wird, ist zunächst die Optimierung der Aufarbeitung menschlichen Gewebes wie Tumor-OP-Material von Klinikpatienten zur Steigerung der Ausbeute an sogenannten Organoiden für Forschungszwecke. Organoide sind künstlich hergestellte, wenige Millimeter große, organähnliche Mikrostrukturen, die zumindest teilweise menschlichen oder tierischen Organen gleichen. Durch Verwendung menschlichen Gewebes hat das Organoid-Modell prinzipielle Vorteile gegenüber Tierversuchen. Durch die Möglichkeiten der Lagerung und Vervielfältigung kann eine Organoid-Biobank aufgebaut werden, die auch andere Forscher nutzen können. (u)