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Ein Film über das Nicht-Sehen

»Blinde Flecken« in Mössingen und Tübingen

Finn Früh hat sich für ZmS einen Film angeschat.   FOTO: MEVIOGRA - FOTOLIA
Wie haben Zeitzeugen das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebt? Foto: Fotolia
Wie haben Zeitzeugen das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebt?
Foto: Fotolia

MÖSSINGEN/TÜBINGEN. Ein Filmemacher hat nach einem Schlaganfall nur noch ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Mit seiner Kamera macht er sich auf den Weg und trifft Menschen, die wie er trotz massiver Verluste des Sehvermögens ihr Leben neu erfinden müssen. Eine filmische Reise in eine unbekannte Welt des Sehens. Der Film »Blinde Flecken« entstand in Zusammenarbeit mit Experten der Universitäts-Augenklinik Tübingen und wird am 22. Januar, 18 Uhr, im Kino Arsenal in Tübingen und am 23. Januar, 20 Uhr, in den Lichtspielen Mössingen gezeigt.

Im Anschluss sind Gespräche mit dem Publikum vorgesehen. In Tübingen sind Professor Susanne Trauzettel-Klosinski, Leiterin der Forschungseinheit für Visuelle Rehabilitation, und Professor Helmut Wilhelm, Leiter der Neuroophthalmologie, beide Augenklinik Tübingen, dabei sowie Filmemacher Anders Lang und Moritz Fanti, Geschäftsführer der Visus GmbH, die zusammen mit der Augenklinik Trainingsmethoden zur Kompensation von Gesichtsfeldausfällen entwickelt hat. In Mössingen steht Professor Wilhelm zur Verfügung, der einen der Protagonisten unterstützt hat, für seinen Job wieder mobil zu sein.

Filmemacher mit »Tunnelblick«

Das Thema ist bisher wenig bekannt, obwohl in Deutschland jährlich Tausende Menschen durch Schlaganfälle oder Hirnverletzungen von einem Gesichtsfeldausfall betroffen sind. Der Film stellt drei ganz unterschiedlichen Menschen in den Mittelpunkt, die den Alltag mit einem eingeschränkten Blickfeld bewältigen müssen und ihre Erfahrungen mit Offenheit und Humor schildern. Was passiert, wenn man eine Torte schneidet, ohne die ganze Torte sehen zu können? Was passiert, wenn man kein Auto mehr fahren darf? Wenn man sich neu mit dem Partner auseinandersetzen muss?

Der Filmemacher, der selbst nur noch mit einem »Tunnelblick« durch die Welt gehen kann, hat eine eindrucksvolle Bilderwelt geschaffen. »Blinde Flecken« erzählt auch Normalsichtigen viel über den wichtigsten Sinn, den der Mensch hat. Von allen Sinnen ist das Sehen mit 80 Prozent am wichtigsten, um sich im Leben zurechtzufinden.

Im Film kommen die Tübinger Experten zu Wort. Sie sagen die harte Wahrheit: Wer Teile seines Sichtfelds verloren hat, bekommt sie meist nicht zurück. Die gute Nachricht: Es gibt viele Wege, den Alltag neu zu gestalten. Visuelle Trainingsmethoden haben sich sehr bewährt, um durch konzentrierte Blickbewegungen die unmittelbare Umgebung besser zu erfassen. Davon ist Susanne Trauzettel-Klosinski überzeugt. (uk)

 

www.blindefleckenfilm.de