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Aktuell Selbstverteidigung

Die Waffen der Senioren

Ein Gehstock ist nicht nur eine Krücke, sondern auch eine Waffe. Wie sich Senioren damit oder mit einem Regenschirm gegen Angreifer wehren können, zeigt Jan Fitzner in seinem Selbstverteidigungskurs.

Wie verteidige ich mich mit meinem Gehstock? Das zeigt Jan Fitzner (rechts) Senioren in der Begnungsstätte Hirsch in Tübingen.
Wie verteidige ich mich mit meinem Gehstock? Das zeigt Jan Fitzner (rechts) Senioren in der Begnungsstätte Hirsch in Tübingen. FOTO: SPAHLINGER
Wie verteidige ich mich mit meinem Gehstock? Das zeigt Jan Fitzner (rechts) Senioren in der Begnungsstätte Hirsch in Tübingen. FOTO: SPAHLINGER

TÜBINGEN. »Du wirst mich vielleicht besiegen, aber einen Zahn von dir nehme ich mit«, erklärt Cane-Fu Lehrer Jan Fitzner. Beim Cane-Fu geht es unter anderem darum, selbstbewusster aufzutreten und den Gehstock als Waffe wahrzunehmen. Viele »Lümmel« ließen sich schon von einem lauten Schreien oder merklichem Widerstand vertreiben, ist sich der 63-jährige Allgemeinmediziner sicher. In seinen Kursen bringt er Senioren bei, wie sie sich mit ihrem Gehstock oder Regenschirm im Notfall wehren können. Am Freitag und Samstag kamen 13 Teilnehmer in die Begegnungsstätte Hirsch in Tübingen, um von Fitzner zu lernen.

Die Motivation der Teilnehmer war dabei unterschiedlich. Die 77-jährige Barbara Völker aus Reutlingen fühlt sich, wenn sie alleine unterwegs ist, nicht sicher. »Ich muss mit zwei Stöcken laufen«, sagt sie. »Ich rechne immer damit, dass was passiert.« Sich wirklich mit dem Stock zu wehren, würde sie sich trauen, ist sich Völker sicher. »Nach der Berichterstattung in den letzten eineinhalb Jahren, hab ich schon ein mulmiges Gefühl«, gibt eine 76-jährige Tübingerin zu. Andere Teilnehmer haben nach eigener Aussage keine Angst vor einem Angriff, sondern sind einfach nur neugierig.

Am ersten Tag wird eine Abfolge von Verteidigungsschlägen geübt. Zuerst gibt es einen seitlichen Schlag auf den Kopf, dann einen Stich in den Bauch und anschließend ins Gesicht. Zum Schluss folgt ein Schlag von oben auf den Kopf. Welche Kraft die Senioren dabei haben, ist beim lauten Aufprall der Stöcke auf einem Übungskissen zu hören. Fitzner betont immer wieder: »Das ist natürlich der letzte Schritt.« Nur wenn die Deeskalation mit Worten nichts nützt, wird der Waffe eingesetzt. Am zweiten Kurstag geht es darum, wie ein Angriff mit der Faust oder einer Flasche durch den Stock abgewährt werden kann. (GEA)