GOMARINGEN. War da so etwas wie Resignation herauszuhören? »Wir sind hier vereint in Trauer und Ratlosigkeit«, gestand der Gomaringer Pfarrer Peter Rostan bei der Eröffnung der Chanukka-Feier am Freitagabend auf dem Kirchplatz. »Wir fragen uns, wie lange der Krieg noch dauert, und denken an die Opfer des Terrors und des Krieges.« Fotos, groß an die Wand der Kirche projiziert, zeigten das Leid der Menschen. Der Israelis, der ihre Toten beklagen und um die verschleppten Angehörigen bangen, und der Palästinenser, die über ihre Toten weinen und hilflos und verstört in den Ruinen ihrer Existenz stehen.
Vom syrischen König regiert
»Juden und Palästinenser sind beide Opfer der Terrororganisation Hamas«, erklärte Rostan, und Bürgermeister Steffen Heß forderte: »Wir dürfen nicht zulassen, dass die Opfer zu Tätern und die Täter zu Opfern gemacht werden.«
Aber Resignation? Nein, es war etwas Anderes, was die rund hundert Besucher von diesem Abend mitnehmen sollten: Hoffnung. Und so entzündeten acht Gomaringer – Bürgermeister, Ortsvorsteherin, Gemeinderäte, Schüler, Vertreter der Ökumene – mit persönlichen Wünschen und Gedanken acht Lichter der Hoffnung.
Schließlich, erklärte Peter Rostan, feiern die Juden mit dem achttägigen Chanukka-Fest ja die Geschichte einer Rettung. Von einem syrischen König regiert, der versuchte, den jüdischen Glauben zu zerstören, wagten die Makkabäer erfolgreich den Aufstand, der 164 vor Christus mit der Befreiung von der fremden Herrschaft und der Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem endete.
Seither feiern das die Juden mit dem achttägigen Fest, bei dem an jedem Tag eine weitere Kerze am Chanukka-Leuchter entzündet wird. Ein Fest, erklärte Peter Rostan, das mit unserem Weihnachten vergleichbar ist. Es wird gefeiert mit Freunden und auf der Straße, und die Kinder bekommen Geschenke und Süßigkeiten.
Heftige Auseinandersetzungen
Aber in diesem Jahr war alles anders. Mit einem Facetime-Anruf klinkte Rostan seine Bekannte Michal aus Jaffa in die Feier ein, die groß im Bild auf der Wand der Kirche erschien. »Es war kein typisches Fest, bei dem man groß auf den Straßen feiert«, berichtete die Israelin, die auch schon Gomaringer Reisegruppen begleitet hat. »Alle haben still zuhause gefeiert, und ein Teil von unseren Herzen war immer bei den Geiseln, die noch in der Gefangenschaft der Hamas sind.«
In Jaffa, wo sie lebt, wohnen auch viele Araber, was vor Jahren nach einem Hamas-Angriff zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen ihnen und Israelis geführt hat. Bis jetzt, erzählte Michal, sei aber alles friedlich: »Wir haben wieder Vertrauen zueinander.« Ein Zeichen der Hoffnung? (pp)