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Aktuell OB-Wahl

Bulander bleibt Chef im Mössinger Rathaus

Urnengang mit Beteiligungs-Makel: Mössinger OB mit gut 97 Prozent der Stimmen für zweite Amtszeit gewählt

Michael Bulander stellt sich am Sonntag, 1. Juli, in Mössingen zur Wiederwahl als OB. FOTO: STADT MÖSSINGEN
Michael Bulander stellt sich am Sonntag, 1. Juli, in Mössingen zur Wiederwahl als OB. FOTO: STADT MÖSSINGEN
Michael Bulander stellt sich am Sonntag, 1. Juli, in Mössingen zur Wiederwahl als OB. FOTO: STADT MÖSSINGEN

MÖSSINGEN. Ein sommerlich-sonniger Wahlsonntag . Abends ist alles für die Feier vorbereitet, der Mössinger Musikverein stellt sich festlich gekleidet vor dem Mössinger Rathaus auf. Bierbänke stehen im Freien für die Gäste bereit, ein Wagen mit Getränkeausschank. Im Foyer wird die Stimmauszählung der OB-Wahl an die Wand projiziert. Da Michael Bulander als einziger Kandidat für eine zweite Amtszeit in der Großen Kreisstadt angetreten ist, steht noch vor der Stimmverteilung die Wahlbeteiligung im Blick. Und die verharrt sehr lange unter 20 Prozent, geht erst durch die Auszählung bei den knapp 1 000 Briefwählern weiter hoch. Auch im Ortsteil Belsen liegt sie bei fast 30 Prozent und damit so gut wie sonst nirgendwo.

Als Baubürgermeister Martin Gönner dann ans Mikrofon tritt, um kurz vor 19 Uhr das Wahlergebnis zu verkünden, kann er nur von 3 528 Bürgern berichten, die bei insgesamt 15 959 Wahlberechtigten in Mössingen von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben. Die Quote liegt damit bei exakt 22,11 Prozent. Was an seinen sich anfügenden »herzlichen Glückwünschen« aber nichts ändert.

Etwas anders der Tübinger Landrat Joachim Walter. Er gratuliert ebenfalls zur Wahl, hebt dabei die geleistete Arbeit in Mössingen hervor, wird einige Projekte namentlich anführen, daran erinnern, dass Mössingen die Kreisbau zusammen mit Dußlingen am meisten in Anspruch nimmt. »Es hat sich unheimlich viel getan. Die Stadt hat sich hervorragend entwickelt«, lobt er. Michael Bulander sei als ein harter Verhandler bekannt, der aber für Kompromisse zugänglich sei.

»Die Stadt hat sich hervorragend entwickelt«

»Was mir nicht gefallen hat, ist die Wahlbeteiligung«, gesteht der Landrat dann offen ein. Gute Arbeit sei es auch wert, dass einmal alle acht Jahre an die Wahlurne zur Stimmabgabe gegangen wird. »Wir begreifen die Königspflicht der Demokratie nicht mehr.« Und er richtet ganz bewusst einen Appell an die Leute, die nicht gewählt haben. Ein Appell, die Demokratie wieder zu schätzen, für etwas zu sein. Er richtet da den Blick auch schon auf die Kommunal- und Europawahlen im kommenden Jahr. »Manche Dinge müssen gesagt sein«, endet seine Rede, der es nicht an Luft und Deutlichkeit fehlt.

Für die Bürgermeister-Kollegen stellvertretend spricht und gratuliert Thomas Hölsch aus Dußlingen – alle Kollegen vom Steinlach- und Wiesaztal bis hin nach Rottenburg waren anwesend. Hölsch fühle sich nun, da er nicht selbst ein Gegenkandidat wie einst bei der OB-Wahl 2010 in Mössingen war, deutlich lockerer. Wie zuvor der Landrat hat auch er keinen Blumenstrauß für Michael Bulanders Frau Lioba. Dafür blumige Worte. Während der Landrat eine Nachlieferung ankündigte, verwies Hölsch auf einen Gutschein. Und er preist dem gewählten OB den ihm geschenkten Wein aus dem Trentino an, schwärmt vom Dußlinger Partnerort.

Das Wichtigste lässt sich Martin Gönner als Stellvertreter von Michael Bulander und zugleich Leiter des Wahlschusses von diesem dann erst vor seiner Ansprache formal bestätigen: »Ich nehme die Wahl sehr gerne an«, sagt der OB. Wie Thomas Hölsch gesteht auch Michael Bulander ein, vor acht Jahren nicht so entspannt dagestanden zu sein. Mit Blick auf die kommenden acht Jahre weiß er: »Es sind noch viele Aufgaben zu erledigen.«

Auch für ihn sei die Wahlbeteiligung ein Wermutstropfen. Er nimmt sich da aber einen von Altbürgermeister und Ehrenbürger Hans Auer gegebenen Hinweis zu Herzen: 97 Prozent der Stimmen bei gut 22 Prozent Wahlbeteiligung seien besser als umgekehrt. Er will Mössingen weiter voranbringen: »Mit Step 2030 sind wir auf Kurs.« Bulander dankt bewusst den Menschen, die zum Wählen gegangen sind. Und er will Dienjenigen überzeugen, die ihm ihre Stimme nicht gegeben haben. Neben den Nichtwählern sind da auch 96 Stimmen, die mit Namensnennungen auf selbst gesetzte Leute entfielen, im Ergebnis als »Sonstige« angeführt.

»Jetzt festen wir ein bisschen und dann geht’s morgen früh um halb acht weiter«, zeigt sich Bulander pragmatisch, ganz seiner Arbeit verpflichtet. (GEA)