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Aktuell Lockdown

Boris Palmer und Lisa Federle wehren sich gegen Kritik von Karl Lauterbach an Tübinger Teststrategie

Erneut geraten die Tübinger Notärztin Lisa Federle und der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach aneinander. OB Boris Palmer verteidigt mit ihr die Tübinger Vorgehensweise. Beide sagen: »Lauterbach kennt Tübingen nicht, er soll sich alles einmal live anschauen«.

OB Boris Palmer war der Erste, der sich von Lisa Federle auf dem Tübinger Marktplatz testen ließ.  FOTO: NIETHAMMER
OB Boris Palmer war der Erste, der sich von Lisa Federle auf dem Tübinger Marktplatz testen ließ. FOTO: NIETHAMMER
OB Boris Palmer war der Erste, der sich von Lisa Federle auf dem Tübinger Marktplatz testen ließ. FOTO: NIETHAMMER

TÜBINGEN. Karl Lauterbach hat am heutigen Mittwochmittag auf seinen Social-Media-Kanälen die Daten der Inzidenz im Landkreis Tübingen verbreitet und diese mit den Worten kommentiert: »Auch #Tübingen schafft es nicht. Die Tests für Schulen und Betriebe fehlen noch, der Aufbau dauert. #Ausgangssperren bei #Inzidenz über 100 zumindest ab 20 Uhr wäre wirksam und unbürokratisch. Kommen werden sie später sonst ohnehin. Weil die Welle nicht vom Wetter gestoppt wird.«

Dr. Lisa Federle und Oberbürgermeister Boris Palmer weisen diese Kritik zurück: »Karl Lauterbach kennt den Unterschied zwischen dem Landkreis Tübingen und der Universitätsstadt Tübingen nicht. Als Rheinländer sei ihm das verziehen, aber seine These beruht auf den falschen Zahlen. Der Anstieg der Inzidenz im Landkreis Tübingen findet bisher in der Stadt Tübingen nicht statt.« 

Nach Federles Informationen bewegt sich die Inzidenz in der Universitätsstadt Tübingen seit zwei Wochen in einem Korridor zwischen 20 und 30. Sie ist nicht angestiegen und liegt aktuell nahezu exakt bei 30. Der von Lauterbach zitierte Anstieg der Inzidenz im Landkreis Tübingen gehe auf Ausbrüche an Schulen und Kitas außerhalb des Gebiets der Universitätsstadt zurück. Federle: »Bis heute schaffen wir es, die Zahlen im bundesweiten Vergleich sehr niedrig zu halten und jeden Anstieg zu vermeiden.« 

Oberbürgermeister Boris Palmer weist darauf hin, dass Lauterbach auch von falschen Voraussetzungen ausgehe, was den Umfang des Testprogramms in Tübingen betrifft: »Die Medienberichte beziehen sich derzeit nur auf Testungen für Handel, Gastronomie und Kultur. Tübingen hat aber auch die von Lauterbach geforderten Testungen in Schule, Kita und Betrieben längst auf den Weg gebracht.«

Federle erläutert, dass sie gemeinsam mit der Stadt und den Schulen bereits seit Anfang Februar ein Konzept zur Selbsttestung aller Schülerinnen und Schüler im Präsenzunterricht entwickelt hat. Allein in dieser Woche werden laut Palmer mehr als 8.000 Tests in Tübinger Schulen durchgeführt. Heute haben Federle und Palmer sich mit einem Brief an alle Eltern der Kitas in der Stadt gewandt und den Beginn von freiwilligen Testungen aller Kita-Kinder für Freitag angekündigt. 

Auch die Unternehmen in der Stadt sind einbezogen: »Die größten Arbeitgeber in der Stadt haben alle mit regelmäßigen Testungen der Belegschaft begonnen.« Dazu zählen das Universitätsklinikum, die Stadtverwaltung, die Kreissparkasse sowie die Firmen Paul Horn, Erbe, Möck, CHT, Zinser und viele kleinere Betriebe.  

Die Stadt schätzt, dass in dieser Woche in Tübingen etwa 60.000 Schnelltests verteilt auf die drei Säulen Einkauf/Gastronomie, Bildung und Betriebe durchgeführt werden. Trotz dieser in Deutschland einmaligen Testintensität verharrt die Inzidenz bei unter 30. Die Positivrate der Tests liegt stabil bei 1:1000. 

Für Federle steht deshalb fest: »Wir haben das diffuse Infektionsgeschehen in Tübingen durch eine einmalige Testkampagne besser unter Kontrolle gebracht als viele Kreise, in denen lediglich der Lockdown zur Pandemieabwehr eingesetzt wird. Wir sind in Deutschland mit Abstand die am meisten getestete Stadt, haben die niedrigste Dunkelziffer und trotzdem eine der niedrigsten Inzidenzen in Deutschland. Herr Lauterbach sollte sich Tübingen einmal live anschauen, bevor er aus der Ferne urteilt.« (pm)