TÜBINGEN. Eigentlich sollte er hinter Gitter gebracht werden. Doch dem mutmaßlichen Einbrecher und Dieb, der erst am Dienstag festgenommen wurde, gelang am Mittwoch vor dem Gerichtsgebäude in der Tübinger Doblerstraße die Flucht. Anschließend hatte er eine halbe Stunde einen 65-jährigen Mann in seiner Gewalt, dessen Wagen er als Fluchtauto nutzte. Eine Großfahndung, an der auch ein Polizeihubschrauber und Einsatzkräfte benachbarter Polizeipräsidien beteiligt sind, blieb bis zum Abend ohne Erfolg.
Wie bereits berichtet, soll der 37-jährige Deutsche am Donnerstagmorgen in ein Einfamilienhaus in der Tübinger Fürststraße eingedrungen sein. Dort soll er die Schlüssel eines Daihatsu entdeckt den Wagen entwendet haben. Einer Polizeistreife fiel der Kleinwagen am Dienstagmorgen in der Düsseldorfer Straße auf; der Mann, der sich im Fahrzeug aufhielt, wurde festgenommen.
Der Tatverdächtige, der bereits wegen diverser Diebstahlsdelikte vorbestraft ist und erst Ende Juli aus der Haft entlassen worden war, wurde am Mittwochvormittag dem Haftrichter vorgeführt. Dieser erließ den beantragten Haftbefehl. Der Mann sollte daraufhin kurz vor 12 Uhr in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert werden. Vor dem Gerichtsgebäude in der Doblerstraße konnte er jedoch über eine mehrere Meter hohe Mauer nach unten springen und in Richtung Innenstadt flüchten. Im Zuge der sofortigen Fahndung, an der auch Zivilkräfte beteiligt waren, konnte der Flüchtende jedoch nicht aufgespürt werden.
Nach dem derzeitigen Kenntnisstand der Polizei dürfte sich der Flüchtige danach in ein Parkhaus in der Herrenberger Straße begeben haben. Dort bedrohte er den Fahrer eines schwarzen VW Golf mit einem Messer, setzte sich hinter das Steuer und fuhr mit dem 65-Jährigen davon. Etwa 30 Minuten später ließ der Täter den 65-Jährigen am Französischen Viertel aussteigen und flüchtete mit dessen Wagen in unbekannte Richtung. Das leicht an der Hand verletzte Opfer alarmierte gegen 12.50 Uhr die Polizei.
Der 37-Jährige könnte nach wie vor mit dem gestohlenen Golf unterwegs sein, an dem zum Zeitpunkt des Raubüberfalls die Kennzeichen TÜ-LA 2104 angebracht waren. Die Polizei bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer 07071 972866-0 zu melden. Die Polizei warnt davor, den 37-Jährigen anzusprechen. Stattdessen soll sie über den Notruf 110 alarmiert werden. Der Gesuchte ist etwa 1,80 Meter groß und schlank. Er hat einen dunklen Teint und kurze dunkle Haare. (pol)