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Aktuell Geschichte

Auf den Spuren der NS-Zeit: Stadtrallye für Jugendliche in Tübingen

Stadtmuseum Tübingen bietet interaktive Stadtführung durch die Altstadt mit wichtigem historischem Thema. Auf Wunsch begleiten I-Pads durch die Unistadt.

Zwei der Stationen: Die Münzgasse (links), in der die Polizei und Gestapo residierten, und der Marktplatz.  FOTOS: MAIER/VALVERD
Zwei der Stationen: Die Münzgasse (links), in der die Polizei und Gestapo residierten, und der Marktplatz. Foto: Lena Maier/Kira Valverde
Zwei der Stationen: Die Münzgasse (links), in der die Polizei und Gestapo residierten, und der Marktplatz.
Foto: Lena Maier/Kira Valverde

TÜBINGEN. Menschen stehen eng und geordnet in gerader Haltung beieinander und heben die Hand zum Hitlergruß. So sieht der Tübinger Marktplatz vor dem Rathaus im Jahr 1940 aus. Heute herrscht am gleichen Ort eine entspannte Atmosphäre, die Cafébesucher und Passanten genießen den Tag. Dieser Kontrast ist deutlich für die Teilnehmer einer interaktiven Stadtführung durch die Tübinger Altstadt. Mithilfe eines Videos aus Zeiten der Nationalsozialisten bekommen sie vor Augen geführt, wie sehr sich die Situation damals von der heutigen unterscheidet.

In der Stadtrallye »Dunkles Pflaster« vom Tübinger Stadtmuseum bekommen Jugendliche ab 14 Jahren die Möglichkeit, sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Stadt auseinander zu setzen. An den verschiedenen Stationen empfindet man nach, in welcher moralischen Zwickmühle die Menschen immer wieder steckten. Soll man nach seinen eigenen Werten handeln, obwohl dies von der Gesellschaft missbilligt wird und sogar tödlich enden kann? Diese Frage steht im Zentrum der gesamten Tour.

Richard Gölz im Widerstand

Es geht los vor dem Museum in der Kornhausstraße mit einer Einführung, bei der man dazu eingeladen ist, sich auf seine eigene Sinneswahrnehmung zu konzentrieren. An den einzelnen Stationen lernt man Personen kennen, die unter der NS-Führung leiden mussten. Lebensgeschichten, die bei der Führung besonders im Vordergrund stehen, sind zum Beispiel die von Rosalie Weil oder Richard Gölz. Beide wurden verfolgt, weil sie sich entweder gegen das Regime richteten oder von diesem nicht akzeptiert wurden. Rosalie Weil, die um 1903 in Tübingen lebte, litt unter einer psychischen Erkrankung und wurde vergast. Richard Gölz war Pfarrer in Wankheim und außerdem Mitglied in der bekennenden Kirche, die sich offen gegen die Ideologie der Nazis stellte. Er versteckte Juden bei sich, wofür er ins Konzentrationslager Welzheim geschickt wurde.

Erklärt wird außerdem, wer die Volksgemeinschaft war, was sie ausmachte und wer von ihr ausgegrenzt wurde. Dazu gehörten unter anderem psychisch oder physisch kranke Menschen wie Rosalie Weil, Sinti und Roma oder Juden. Letzteren ist eine Gedenktafel vor der Stiftskirche gewidmet.

Für die Tour werden Teilnehmern I-Pads zur Verfügung gestellt, die durch die Stadt führen. Außerdem werden sie nach persönlichen Wertungen und Meinungen gefragt und dazu eingeladen, Fotos von den erreichten Haltepunkten zu machen. Die Führung eignet sich für alle, die sich für den Nationalsozialismus interessieren und erfahren wollen, wie er Einfluss auf das Leben der Tübinger nahm. (GEA)

 

Das Rathaus in Tübingen. Foto: Lena Maier/Kira Valverde
Das Rathaus in Tübingen.
Foto: Lena Maier/Kira Valverde

STADTMUSEUM

Das Tübinger Stadtmuseum in der Kornhausstraße 10 ist mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Die Museumsmacher haben verschiedene Entdeckertouren vorbereitet. Unter anderem »Altstadt-Abeneuer – eine digitale Rallye«, außerdem die »Die Geisterkatze« und »Die Fuchsspur«. (GEA) www.tuebingen.de/stadtmuseum