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Nach Aufregung um N-Wort: Tübingens OB Palmer verteidigt Baerbock

Gegen Boris Palmer läuft ein Parteiausschlussverfahren, weil er das N-Wort in einem laut ihm ironisch gemeinten Kontext verwendet hatte. Nun hat auch die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock das Wort verwendet, um einen Sachverhalt zu erklären - und muss dafür harsche Kritik einstecken. Unterstützung bekommt sie nun ausgerechnet vom Tübinger OB.

Der Oberbürgermeister von Tübingen Boris Palmer (Grüne)
Der Oberbürgermeister von Tübingen Boris Palmer (Grüne). Foto: Weissbrod/dpa
Der Oberbürgermeister von Tübingen Boris Palmer (Grüne).
Foto: Weissbrod/dpa

TÜBINGEN. In einem Kurz-Interview bei Bild-Live stellt sich der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer in puncto N-Wort-Debatte auf Annalena Baerbocks Seite: »Ich finde, dass sie dieses Mal alles richtig gemacht hat in der Kommunikation zu dem Thema.« Dass Baerbock in Absprache mit dem Zentralrat der Juden beschlossen habe, das ausgesprochene N-Wort mit einem Piepsen zu überlegen, finde er »vollkommen richtig«, so Palmer. Und auch dass sie sich Gedanken darüber mache, ob sie mit der eigenen Sprache jemanden verletze, und wie man damit umgehen sollte, sei absolut richtig. 

Baerbock hatte in einem Gespräch mit dem Zentralrat der Juden eine - nicht genauer definierte - Szene aus ihrem Bekanntenkreis beschrieben. Dort hätte sich ein Schüler geweigert, eine Bildergeschichte zu einem Arbeitsblatt zu schreiben, auf dem das N-Wort stand. Als Baerbock diese Geschichte erzählte, sprach sie das N-Wort aus, lies es aber in der Ausstrahlung des Interviews später muten. Auf Twitter trendet seitdem der Hashtag #n-wort.

"Herr Palmer, da führt die Frage nun aber natürlich direkt zu Ihnen: Denn Sie versucht man gerade wegen der Nennung dieses Wortes, das vielleicht unpassend genutzt war, aber niemanden verletzten sollte, aus der Partei auszuschließen", schloss Bild-Chefredakteur Julian Reichelt an. "Müsste dieses Verfahren nicht eigentlich mit diesem Vorgang automatisch beendet sein?"

Palmer verneinte das, denn es gebe »einen großen Unterschied zwischen dem, was sie gemacht hat, und dem, was ich gemacht hab'«. Bei Baerbock gehe es darum, ein rassistisches Problem zu benennen und abzustellen. Bei ihm selbst habe es sich um einen »sehr umstrittenen Versuch« gehandelt, »etwas ironisch auszudrücken«, der viele Menschen verletzt habe. Und weiter: »Was das Parteiordnungsverfahren selbst angeht, habe ich mich ja dafür ausgesprochen das durchzuführen, weil ich finde, dass das geklärt werden sollte bei uns in der Partei, wie die Verwendung von Begriffen zu werten ist und was der Kontext bedeutet.«

Abschließend wollte eine Bild-Moderatorin wissen, ob es richtig sei, das N-Wort generell zu verbieten, und ob damit Rassismus bekämpft werde. »Mir ist nicht bewusst, dass irgendjemand in meiner Partei solche Worte verbieten will«, so Palmer. Es gehe vielmehr um den Appell eine bewusste Sprache zu pflegen. »Den Appell teile ich.« Die Diskussion, die man aktuell führe sei eine andere: Es gehe um die Frage, ob man in bestimmten Kontexten Wörter verwenden müsse, um etwas überhaupt verständlich zu machen. Und hier habe Annalena Baerbock gezeigt, dass es nicht unbedingt nötig sei. Man könne auch so verstehen, um was es geht. (GEA)